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Luftnummer. Dortmunds Brasilianer Santana wird von Gladbachs Brasilianer Dante am großen Sprung gehindert. Foto: dapd

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Sport: Ein Wille, ein Punkt

Mönchengladbach holt gegen bessere Dortmunder im Spitzenspiel mit viel Einsatz noch ein 1:1 heraus.

Die Hoffnungen auf ein Freigetränk zum Feierabend tendierten bei Sebastian Kehl gegen Null. Ein akzeptabler Anlass war zwar gegeben – schließlich hatte Mannschaftskollege Robert Lewandowski nach neun Treffern zu Hause beim Dortmunder 1:1 in Mönchengladbach nun auch zum ersten Mal in dieser Saison auswärts getroffen. Sein Kopfballtor zur Dortmunder Führung im Anschluss an eine Ecke von Mario Götze reichte am Ende aber nicht zur Verteidigung der Tabellenführung. Doch der Grund, warum er nicht mit einem Freigetränk auf Kosten von Lewandowski rechnete, waren für Kehl nicht die zwei abgegebenen Punkte. Sondern seine grundsätzliche Erkenntnis: „Polen sind ja ein bisschen geizig.“

Gegeizt wurde beim Borussen-Gipfel aber vor allem mit einem nicht: mit Einsatz. „Wir haben hier ein richtig gutes und sehr intensives Fußballspiel gesehen“, fasste BVB-Trainer Jürgen Klopp die umkämpfte Partie im Borussia-Park zusammen. Und weil die Hausherren, denen der Ausfall ihres verletzten Top-Mannes Marco Reus speziell in der ersten Hälfte deutlich anzumerken war, sich auch im elften niederlagenlosen Heimspiel in Folge partout nicht geschlagen geben wollten, zog Klopp letztlich den Hut vor den willensstarken Gastgebern. „Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, was ich nicht glaube: Es ist festzustellen, dass Gladbach zu Recht da oben steht und einen richtig guten Ball spielt“, sagte er feierlich.

Festzustellen war aber auch, dass das Team von Lucien Favre im aktuellen Titelträger diesmal fast seinen Meister gefunden hätte. Die Borussia aus Westfalen begann die Partie mit dem Selbstvertrauen der beiden jüngsten und wichtigen Siege – dem 1:0 beim nun in der Tabelle wieder führenden FC Bayern, und dem 2:0 im Revierderby gegen Schalke. Dazu gesellte sich der Umstand, das alle wundergläubigen Gladbach-Fans, die noch auf eine Blitzgenesung von Reus gehofft hatten, enttäuscht wurden: Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff lief der 22-jährige Nationalspieler in weißem Hemd und dunkelblauem Pullover durchs Treppenhaus des Stadions und meinte auf die Frage, wann ihm sein gebrochener kleiner Zeh denn erlauben würde, wieder zu spielen: „Vielleicht in zwei Wochen.“

Keine Fragen offen blieben, als es um die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen ging. Der BVB übernahm vom ersten Moment an die Initiative, schon nach wenigen Sekunden musste Gladbach-Kapitän Filip Daems in höchster Not gegen Götze klären. Dortmund war sofort im Spiel, umso überraschender kam die Großchance für Raul Bobadilla, den Reus’ Verletzung in Favres Anfangsformation gespült hatte.

Urplötzlich stand der Argentinier mehr oder weniger unbewacht vor Gäste-Keeper Roman Weidenfeller, machte dann aber deutlich, dass er zuletzt am 28. August in der Gladbacher Startelf gestanden hatte: Der bullige Südamerikaner legte sich den Ball recht langsam und durchaus kompliziert vom linken auf den rechten Fuß und brachte am Ende nur einen seltsam unplatzierten Heber zuwege. Ansonsten vermissten die Gladbacher Marco Reus, bei der Klopp-Elf hingegen vermisste man nichts – außer den überfälligen Führungstreffer.

Fünf Minuten vor der Pause war es dann so weit, als Lewandowski nach der Ecke des insgesamt etwas müde wirkenden Götze höher sprang als die Gladbacher Roman Neustädter und Martin Stranzl, und platziert zum angemessenen 1:0 ins Toreck köpfte. Nach dem Seitenwechsel knüpfte der Besuch aus dem Ruhrgebiet an die Leistung der ersten 45 Minuten an – fand nun aber Gegner vor, die sich an die zentrale Vorgabe ihres Trainers hielten. „Die erste Halbzeit war sehr schwer für uns, deshalb wollten wir uns nach der Pause mehr zeigen, mehr Risiko gehen“, erläuterte Favre seine Halbzeitansprache, die seiner Elf am Ende ein schönes Ausgleichstor durch Mike Hanke – nach feiner Vorarbeit von Bobadilla – bescherte.

„Ich hatte in der Situation nicht unbedingt das Gefühl, dass die Gladbacher noch wirklich gefährlich werden würden“, sagte BVB-Kapitän Kehl später mit leichtem Erstaunen, während Teamkollege Mats Hummels aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis machte. „Wir wären gerne an der Tabellenspitze geblieben“, betonte Dortmunds Innenverteidiger und ging nach Hause. Gefolgt von Jürgen Klopp, der Hummels noch einmal mit dem Hinweis auf die Primärtugend der niederrheinischen Borussia zu trösten versuchte. „Gladbach ist einfach schwer zu spielen“, betonte der BVB-Coach zum Abschied, „denn die ziehen ihr Ding einfach durch.“

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