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Sport: Eine Chance für den Grübler

Am vergangenen Mittwoch genügte ein Blick auf Stipo Papic, um zu wissen, wie er gespielt hat. Einsam saß der Basketballer von Alba Berlin nach dem Euroleague-Sieg über Treviso an einem Tisch für acht Personen im VIP-Raum der Max-Schmeling-Halle, starrte mit gesenktem Kopf auf seinen Teller und stocherte lustlos im Essen herum.

Am vergangenen Mittwoch genügte ein Blick auf Stipo Papic, um zu wissen, wie er gespielt hat. Einsam saß der Basketballer von Alba Berlin nach dem Euroleague-Sieg über Treviso an einem Tisch für acht Personen im VIP-Raum der Max-Schmeling-Halle, starrte mit gesenktem Kopf auf seinen Teller und stocherte lustlos im Essen herum. Er hatte mal wieder eines jener Spiele gemacht, nach denen in der Statistik ganz viele Nullen auftauchen: null Punkte, null Prozent Wurfquote, null Vorlagen, null Ballgewinne, null Ballverluste, ein Rebound und sechs Minuten Spielzeit. Schon seit einiger Zeit spiegelt sich Unzufriedenheit in Papics Gesicht wider. Er lacht nicht mehr so oft und grübelt umso mehr. Albas Trainer Emir Mutapcic erklärt: "Er ist ein bisschen sensibel."

Heute bekommt der Grübler im Euroleague-Spiel gegen Slask Wroclaw (20 Uhr, Max-Schmeling-Halle) eine neue Möglichkeit, für weniger Nullen in seiner Statistik zu sorgen. "Unsere Verletzungsprobleme geben anderen die Chance, länger zu spielen", sagt Mutapcic. Nach der Handverletzung von George Zidek, der mindestens für fünf Wochen ausfallen wird, ruht die Verantwortung für die Arbeit unter den Körben bei Alba Berlin auf drei Spielern: den beiden Routiniers Teoman Öztürk und Wendell Alexis - und Youngster Stipo Papic. Der 22-jährige Power Forward wird gegen Wroclaw auf die Centerposition aufrücken. Kein Problem, findet der 2,07 große Papic, "wir haben für beide Positionen die gleichen Spielzüge." Als Gegenspieler wird er es in erster Linie mit dem litauischen Nationalspieler Gintaras Einikis (2,06 Meter) zu tun bekommen, gelegentlich wird er jedoch auch gegen den neun Zentimeter größeren Polen Rafal Bigus verteidigen müssen. "Dann muss ich eben ein bisschen mehr schieben", sagt Papic.

Das aber ist so eine Sache. Oft stürmt Stipo Papic nach seiner Einwechslung auf das Spielfeld, schiebt und bekommt sofort ein Foul gepfiffen. "Wenn man jung ist, sehen die Schiedsrichter besonders genau hin", glaubt der Nationalspieler. Sein Trainer entschuldigt das ungestüme Vorgehen mit Unerfahrenheit und Übermotivation. "Er will in kurzer Zeit viel machen."

In den Spielen der Nationalmannschaft im September wirkte Papic unbelasteter. "Da habe ich junge Mitspieler, die nicht viel mehr Erfahrung haben als ich", erklärt der Nationalspieler. Zwar kam er bei der Europameisterschaft auch nicht über die Rolle als Einwechselspieler hinaus, doch im Nationaltrikot nutzte er seine Einsatzzeiten effektiver. Im Nationalteam sei die Situation offener, bei Alba hingegen seien die Rollen der Spieler bereits festgelegt.

"Aber ich möchte mich gar nicht beklagen", sagt der Berliner. Sein Vertrag läuft am Ende dieser Spielzeit aus, Alba hat eine Option für eine Verlängerung. Über die Zeit danach hat sich Papic noch keine Gedanken gemacht. Dass sich etwas ändern muss, steht außer Frage. "Die Spielzeit", sagt er, oder noch einfacher, "das Spielen muss besser werden." In der Bundesliga stehen gegenwärtig in durchschittlich elf Minuten 2,7 Punkte, drei Rebounds und 1,3 Fouls zu Buche. Seit der vergangenen Saison, in der er erstmals nicht mehr mit einer Doppellizenz für Alba und TuS Lichterfelde spielte, stagniert seine Leistung. Seine sensible Art macht es ihm nun nicht leicht, unverkrampft auf das Spielfeld zu gehen. "Er muss lernen, damit umzugehen", sagt Mutapcic, "das kommt mit der Lebenserfahrung."

Papic bräuchte mehr Zeit, glaubt der Coach, irgendwann werden sich seine gute Physis und Schnelligkeit positiv auf das Spiel von Alba Berlin auswirken. Zumal er erst mit 17 Jahren mit dem Basketball angefangen hat. Papic besitzt weniger Erfahrung als gleichaltrige Spieler, die schon früh in diversen Jugendmannschaften spielten. Nein, Papic braucht noch mehr Zeit. Wie viel Zeit? "Das ist die Frage für mich und für alle anderen."

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