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Sport: Eine Chance für zwei

Hertha BSC nimmt den türkischen Nationalstürmer Ilhan Mansiz unter Vertrag – auf Probe

Berlin - Dieter Hoeneß ist kein Freund von Spielerverpflichtungen im Winter. Das hat der Manager von Hertha BSC oft betont. Prominente Gegenbeispiele wie Alex Alves oder Josip Simunic, die jeweils im Winter verpflichtet wurden, mal ausgenommen. Generell sei das Angebot an Spielern im Winter, also in der zweiten Transferperiode der Saison, schlechter als im Sommer. Es sei denn, es ergeben sich besondere Gelegenheiten. Wenn am kommenden Montag die Wintertransferperiode endet, wird Dieter Hoeneß mal wieder von der Ausnahme Gebrauch gemacht haben. Seit gestern steht fest: Ilhan Mansiz erhält einen Vertrag bei Hertha BSC bis Juni 2006.

Es gibt keinen anderen Transfer in der Geschichte des Berliner Bundesligisten, der eine vergleichbar lange Anlaufzeit hat. Im Oktober 2002 hat Ilhan Mansiz zum ersten Mal mit Dieter Hoeneß gesprochen. Damals war der Türke in seiner Heimat noch der WM-Held. Bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea schoss der Stürmer insgesamt drei Tore, unter anderem den einzigen Treffer im Viertelfinale gegen Senegal. In der Saison 2002/2003 war er in der Türkei Torschützenkönig (21 Treffer). Im Herbst 2002 war eine Verpflichtung Mansiz’ für den Berliner Bundesligisten noch utopisch. Schließlich verlängerte Mansiz bei Besiktas Istanbul seinen Vertrag bis 2005. Als Hoeneß damals davon erfuhr, sagte er: „Wir werden das Thema weiter verfolgen.“

Das Rennen machte zunächst der japanische Erstligist Vissel Kobe, der den Stürmer 2003 für 4,5 Millionen Euro holte. Jetzt aber kriegt ihn Hertha ablösefrei, weil Mansiz’ Vertrag wegen seiner Knieverletzung aufgelöst worden ist. Mansiz war plötzlich ohne Verein. Nach seiner vierten Knieoperation kämpft Mansiz um eine Rückkehr in den Profifußball. Jetzt steht fest, dass er es bei Hertha tun wird. „Das ist mein Wunsch“, sagte Mansiz vor einigen Tagen.

Seit Ende November bestritt Ilhan Mansiz ein Rehabilitationsprogramm bei den Berlinern. Er war mit im vorweihnachtlichen Trainingslager in Saalbach. „Menschlich passt es“, sagte Herthas Manager nach der Rückkehr. Bleibt nur noch die Frage, ob der Stürmer auch sportlich passt, ob er Hertha weiterhelfen kann und eine echte Alternative zu den Stürmern Fredi Bobic, Artur Wichniarek und Nando Rafael sein kann.

Klar ist, dass Hertha zur nächsten Saison einen Stürmer verpflichtet. Fredi Bobic hat angekündigt, dass er den Klub verlassen wird. Zudem könnte es sein, dass Artur Wichniarek nach Bielefeld zurückkehrt. Der Pole, den Hertha im Sommer 2003 verpflichtet hatte, erzielte in dieser Saison nicht ein Bundesligator. „Wenn Artur 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit erreicht, ist er für jede Mannschaft eine Verstärkung“, sagt Götz. Der Trainer lässt damit durchblicken, dass das bei Wichniarek momentan nicht der Fall ist.

Über Ilhan Mansiz möchte der Trainer zurzeit nicht viel sagen. Das liegt daran, dass Mansiz vor einigen Tagen einen Muskelfaserriss erlitt. Es passierte, als er gerade auf dem Sprung ins Mannschaftstraining war. Nach einer solchen Verletzung, wie sie Mansiz erlitten hatte, sind muskuläre Probleme fast normal. Dennoch sagte Trainer Götz: „Das ist ein Rückschlag.“ Erst wenn der Stürmer vollständig wiederhergestellt ist, „ist er für mich ein Thema“, sagt Götz. Noch konnte Mansiz seine fußballerischen Qualitäten unter echten Bedingungen nicht nachweisen. „Wenn er wieder so spielen kann wie bei der Weltmeisterschaft, dann möchte ich ihn auf jeden Fall haben“, sagt Götz.

Diese Rahmenbedingungen finden Niederschlag im Vertrag, den Hertha und der Spieler gestern unterschrieben haben. Hertha tat das in erster Linie, um sich erst einmal das Spielrecht Mansiz’ für die Rückrunde zu sichern. „Wenn man einen solchen Spieler ablösefrei kriegen kann, muss man fast alles probieren“, sagt Götz.

Hertha BSC hat sich mit entsprechenden Optionen im Vertragswerk weitgehend abgesichert. Sollte der 29 Jahre alte Ilhan Mansiz nicht die volle Spielfähigkeit erlangen, könne der Verein problemlos und zu jeder Zeit von dem Kontrakt Abstand nehmen. „Wir gehen mit diesem Vertrag keinerlei Risiko ein“, sagt Dieter Hoeneß. „Das ist eine Chance für beide.“

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