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Schlimmer Sturz. Thomas Morgenstern liegt auf der Intensivstation. Foto: AFP

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Sport: Eine düstere Vorahnung Morgenstern stürzt

beim Training schwer.

Berlin – Im Rückblick wirkt es wie eine Vorahnung. Thomas Morgenstern hatte am Montagabend mit dem zweiten Platz bei der Vierschanzentournee ein beeindruckendes Comeback gelandet, doch seine Stimmung kippte nach der Siegerpressekonferenz in Bischofshofen ins Nachdenkliche. Der österreichische Skispringer sinnierte über die Gefahren seines Sports. „Mit 125 Stundenkilometern auf Eis mit dem Gesicht voranzurutschen, ist keine lässige Situation“, sagte er. Er gab zu, seit seinem Sturz in Neustadt im Dezember auf der Schanze bei windigen Bedingungen Angst zu haben. „Keiner kann mir sagen, dass er das einfach so abhakt“, sagte er. Vier Tage nach diesen Worten ist Thomas Morgenstern erneut schwer gestützt.

Thomas Morgenstern musste nach einem Trainingssturz beim Skifliegen am Kulm in Bad Mitterndorf auf die Intensivstation des Unfallkrankenhaus Salzburg eingeliefert werden. Der 27 Jahre alte Skispringer hat nach einem Bericht der „Salzburger Nachrichten“ eine schwere Kopfverletzung und eine Lungenquetschung erlitten, ist aber außer Lebensgefahr. Laut Chefarzt Josef Obrist ist Morgenstern bei Bewusstsein, aber „durchaus in kritischem Zustand und muss ständig überwacht werden.“ Entscheidend seien nun die nächsten drei Tage. „Das Risiko bei einer Kopfverletzung ist, dass sich der Zustand verschlechtern kann, da immer die Gefahr von Einblutungen besteht“, sagte Wolfgang Voelckel, Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin gegenüber den „Salzburger Nachrichten“

Morgenstern hatte im ersten Trainingssprung mit 196,5 Metern die zweitgrößte Weite erzielt. Beim zweiten Sprung berührten sich laut Aussagen aus dem österreichischen Team die Skienden nach dem Absprung, der linke Ski schmierte ab, und Morgenstern knallte aus großer Höhe mit Rücken und Kopf auf den Beginn des Aufsprunghangs. Der Wind, vor dem der Österreicher so viel Angst hatte, spielte bei diesem Sturz offenbar keine Rolle. Auch der US-Kombinierer Todd Lodwick musste am Freitag nach einem Sturz beim Skispringen mit Verdacht auf eine Schulterverletzung in Frankreich in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Situation bei Thomas Morgenstern ist allerdings weitaus dramatischer.

Es war bereits der dritte dramatische Sturz in der Karriere des dreimaligen Olympiasiegers. 2003 war er nach einem unfreiwilligen Salto in Kuusamo spektakulär gestürzt, am 15. Dezember erlitt er bei einem Sturz in Neustadt Blutergüsse, schwere Prellungen und einen Fingerbruch. Deshalb sprang er zuletzt mit einer Schiene an der Hand. Seine Form aber war exzellent. „Ich hätte nie gedacht, dass ich wieder in der Spitze mitspringe und wieder der alte Thomas werde“, sinnierte Morgenstern in Bischofshofen.

Im Sommer war es nicht der Fall gewesen. Da hatte er ernsthaft über ein Karriereende nachgedacht. „Gewisse körperliche Voraussetzungen sind nicht mehr da gewesen“, sagte Morgenstern leise, er sei psychisch und physisch am Ende gewesen. „Ich bin froh, dass ich weiter gemacht habe“, sagte Thomas Morgenstern. Körperlich fühle er sich trotz des Sturzes in Neustadt wieder auf der Höhe. „Das war die am wenigsten kräftezehrende Tournee, die ich gesprungen bin“, sagte er, „das taugt mir, dass der Körper wieder etwas aushält“, sagte er noch am Montag. Man kann nur hoffen, dass das auch noch für diesen furchtbaren Sturz gilt. Benedikt Voigt

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