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Sport: Eine Frohnatur mit Ladehemmung

Andreas Neuendorf quält sich täglich sechs Stunden für HerthaVON KLAUS ROCCA BERLIN.Müßte er sich derzeit nicht so quälen, würde er sicher öfter verschmitzt lächeln.

Andreas Neuendorf quält sich täglich sechs Stunden für HerthaVON KLAUS ROCCA BERLIN.Müßte er sich derzeit nicht so quälen, würde er sicher öfter verschmitzt lächeln.Das steht dem Blondschopf mit dem Platin-Ohrring, einem Weihnachtsgeschenk der Verlobten Vanessa, gut zu Gesicht.Andreas Neuendorf ist eine Frohnatur. Wer täglich sechs Stunden in der "Folterkammer" des Spandauer Rehabilitationszentrums Biberburg von Frank Weidemann in die Mangel genommen wird, dem ist selten nach Lächeln, noch seltener nach Lachen zumute.Doch Neuendorf hat ein lohnendes Ziel vor Augen: dem Vorschußlorbeer, für Hertha BSC eine echte Verstärkung zu sein, gerecht zu werden.Eine Adduktoren-Verletzung und ein Loch in der Leiste ließen Krafttraining nicht zu, die Muskulatur verkümmern.Dem soll nun abgeholfen werden.Damit der 22jährige seinem Vertrag bis zum Juni 2000, der demnächst unterschrieben wird, gerecht werden kann. Als Andreas Neuendorf vor vier Jahren Berlin ("Es war mir zu viel Trubel in der Stadt") verließ, spielte ihm sein Körper gleichfalls einen Streich, mußte sich sein neuer Arbeitgeber Bayer Leverkusen ebenfalls in Geduld üben.Ein Zeêkenbiß verursachte zwar keine Hirnhautentzündung, aber eine schwere Blutvergiftung.Es dauerte einige Zeit, ehe Neuendorf zeigen konnte, was er kann.44 Bundesligaspiele bestritt er für den Werksklub, 20mal spielte er für die DFB-Auswahl unter 21 Jahren.Stets im offensiven Mittelfeld.Für Leverkusen erzielte er nur ein einziges Tor, noch dazu bei einem Freistoß gegen Werder Bremen."Ich bin eher ein Torvorbereiter", sagt er fast entschuldigend.Auch als solcher könnte er für Hertha wertvoll sein, suchte die auch primär einen Stürmer.Daß er in der letzten Saison bei seinen 22 Einsätzen für Leverkusen 22mal erst eingewechselt wurde, hat seine Entscheidung für den längst ins Auge gefaßten Tapetenwechsel forciert. Nun ist er also in seine alte Heimatstadt zurückgekehrt, wo seine (geschiedenen) Eltern leben, auch "zig Tanten und Onkels".In seinem Heimatbezirk Steglitz hat er bei seinem Bruder Thomas ("Er hofft, demnächst in der Landesliga zu spielen") vorerst Quartier bezogen, die Suche nach einer geeigneten Wohnung geht weiter. Der Trubel in Berlin ist sicher nicht geringer geworden als damals, als er in der Jugend von Blau-Weiß 90 spielte und bei deren Bundesligaspielen Balljunge sein durfte.Doch nun sieht Andreas Neuendorf "für Hertha und für mich" Perspektiven.Vielleicht kann er bald wieder richtig lachen.Zu seiner Perspektive gehört auch, daß er im Sommer seine Vanessa zum Traualtar führen will.

KLAUS ROCCA

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