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Sport: Eine Kampagne gerät ins Stocken

PARIS .An der verschwiegenen Ausfahrt zum Park "Bois de Bologne" glitt die schwarze Limousine mit dem geschlagenen Andre Agassi fast unbehelligt in den fließenden Feierabendverkehr.

PARIS .An der verschwiegenen Ausfahrt zum Park "Bois de Bologne" glitt die schwarze Limousine mit dem geschlagenen Andre Agassi fast unbehelligt in den fließenden Feierabendverkehr.Bei der letzten Ausfahrt vom Stadion Roland Garros bildeten allenfalls zwei Dutzend der treuesten Fans das spärliche Spalier für den traurigen Multimillionär, der schon am ersten Pariser Arbeitstag den K.-o.-Schlag des unbekannten russischen Zwei-Meter-Hünen Marat Safin hatte einstecken müssen."Ich hatte mich auf einen längeren Aufenthalt bei den French Open eingestellt", sagte Agassi, dem zum Schluß des Fünf-Satz-Krimis die Nerven einen Streich spielten.Er habe sein "Konzept und die klaren Gedanken verloren", gestand der zerknirschte Entertainer ein, "es war eine der bittersten Niederlagen der letzten Jahre".Mit dem Erstrunden-Rausschmiß (7:5, 5:7, 2:6, 6:3, 2:6) erlitten Agassis Bemühungen um eine Rückkehr in die engere Weltspitze einen herben Rückschlag.Noch vor wenigen Wochen hatte der 29jährige in einem Interview erklärt, ein erfolgreiches Abschneiden bei den French Open und in Wimbledon sei die "zentrale Voraussetzung, um weiter in der Rangliste aufzusteigen".

Wenn nicht alles täuscht, ist Agassis Aufschwung-Kampagne erst einmal ins Stocken geraten.Von seinem öffentlich erklärten Ziel, noch in diesem Jahr den Thron der Tennisszene besteigen zu wollen, ist der US-Amerikaner weit entfernt.Trotz aller Anstrengungen in den letzten Monaten und der Wiederkehr aus den Tiefen der Tennis-Charts fehlen Agassi die mutmachenden Erfolge, die der im Grunde seines Herzens verunsicherte Star unbedingt brauchte."Ein großer Turniersieg wäre Gold wert", sagt sein Trainer Brad Gilbert, "dann wäre er wie von einer Zentnerlast befreit." Fakt ist: Bei seinen Turnierauftritten hat Agassi in den entscheidenden Phasen zuletzt immer versagt und seine anspruchsvollen Vorgaben verpaßt.Bei den Australian Open deutete lange Zeit alles auf eine famose Titeljagd Agassis hin, bis der Spanier Berasategui dem Treiben des Kaliforniers ein Ende bereitete.Auch als Agassi jüngst in München endlich einmal ins Finale vorgedrungen war, stellte sich ihm in Gestalt des Schweden Enqvist wieder ein Spielverderber in den Weg.

"Die wichtigen Spiele kann ich im Moment nicht gewinnen", sagt Agassi.Offenbar fehlt dem Endzwanziger, der im letzten Jahr dem Tennis fast ganz Lebewohl gesagt hätte und sich im Herbst bei kleineren Challenger-Wettbewerben ins Tourleben zurückkämpfte, noch die eiserne Matchhärte und Nervenstärke, die sich andere Weltklasseathleten im ständigen Gegeneinander mühsam erwerben.Agassi brauche noch seine Zeit, "um ganz vorn zu landen", glaubt Pete Sampras, "aber ich traue ihm immer noch zu, das zu schaffen".

JÖRG ALLMEROTH

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