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Sport: Eine Klasse für sich

Die Bundesliga spielt bei der WM so gut auf wie nie

Alle Welt schwärmt von der neuen Stärke der deutschen Nationalmannschaft, ohne genau zu wissen, woher sie eigentlich kommt. Dabei ist die Antwort ziemlich einfach: aus der Bundesliga. Erstmals seit 1978 rekrutiert sich der Kader wieder komplett aus der heimischen Liga. Joachims Löws 23-köpfige Auswahl passt dabei in den allgemeinen Trend. 84: so viele Bundesligaspieler wie noch nie nahmen und nehmen an der WM teil. Und auch im Halbfinale sind Spieler aus Deutschland (28) gegenüber Akteuren aus der spanischen Primera Division (24), der englischen Premier League (acht) und der italienischen Serie A (sechs) in der Überzahl.

„Das unterstreicht die Leistungsfähigkeit der Liga“, sagt Christian Seifert, vorsitzender Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), „darauf können die Klubs stolz sein.“ Auch Joachim Mester, Leiter des Instituts für Trainingswissenschaft an der Sporthochschule Köln, ist von dem aus der Bundesliga resultierenden Effekt überzeugt: „Aus Spielern, die sich aus der Liga gut kennen, ist es leichter, ein zusammenhängendes Team zu formen.“

Dabei profitiere die Nationalmannschaft davon, dass seit Einführung der Leistungszentren 2002 über eine halbe Milliarde Euro in die Jugendarbeit geflossen seien, sagt Seifert. „Neuer, Khedira, Özil – das ist die erste Generation aus diesen Zentren.“ Mit 24,96 Jahren ist Deutschland im Schnitt die drittjüngste Turniermannschaft, nach Ghana (24,43) und Nordkorea (24,78). „Die Leistungsfähigkeit und Gesundheit eines Spielers werden auch bestimmt durch die Summe aller seiner Verletzungen und Traumata“, sagt Joachim Mester, „und die ist bei jungen Spielern meist geringer.“

Dabei wird gerade der sportlich hoch gehandelten Premier League, die mit 96 ursprünglich sogar noch mehr Spieler für ausländische Mannschaften abstellte als die Bundesliga (61), die hohe Intensität zum Verhängnis. „Eine hohe Belastung aus Laufleistung, Zweikampfsituationen und Stress lässt natürlich körperliche und psychische Nachwirkungen zurück“, sagt Mester. Aus diesem Grund schleppten sich viele Stars aus der englischen Liga wie Wayne Rooney, Fernando Torres oder Didier Drogba mit nicht auskurierten Verletzungen ins Turnier und enttäuschten oder fielen ganz aus, wie Michael Ballack.

Unterschiedlich bewertet wird die Rolle der Winterpause in der Bundesliga. „Im Spitzensport ist es wichtig, gezielte Regenerationsphasen einzubauen“, ist Mester überzeugt. DFL-Geschäftsführer Seifert sagt hingegen: „Spanien hatte auch 2008 keine Winterpause und ist Europameister geworden.“ Es komme mehr auf die Zusammensetzung der Mannschaft als auf den Spielplan der Liga an. Und auf Eigentümerstrukturen. „In England, wo über die Hälfte der Klubs Investoren aus dem Ausland gehören, haben Jugendarbeit und Abstellungen für die Nationalmannschaft einfach nicht die höchste Priorität.“

Dafür steht England auch nicht im Halbfinale.

Der deutsche Kader besteht erstmals seit 1978 komplett aus Bundesliga-Profis

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