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Sport: Eine kleine Nachmittagsmusik

Die WM wird am Freitag feierlich, aber in aller Kürze eröffnet – Deutschland hat dabei eine halbe Stunde Zeit, sich zu präsentieren

Am Freitag, den 9. Juni um 16.45 Uhr wird Horst Köhler den entscheidenden Satz sagen: „Ich eröffne die Fifa-Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.“ Nach dem Bundespräsidenten darf dann Herbert Grönemeyer ans Mikrofon, um seine WM-Hymne „Zeit, dass sich was dreht“ zu singen. 59 416 Fans in Münchens WM-Arena und bis zu eine Milliarde Zuschauer vor den Bildschirmen in aller Welt sollen dann in Stimmung sein für das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Costa Rica und für eine Weltmeisterschaft, „bei der die Vorfreude nicht verordnet ist, sondern aus dem Herzen kommt“, wie WM-Organisator Wolfgang Niersbach sagt.

Als „kleine Nachmittagsvorstellung“ kündigte Regisseur Christian Stückl die Eröffnungsfeier an. Nach der Absage der aufwändig vorbereiteten Eröffnungsgala am 7. Juni in Berlin bleibt den Künstlern lediglich eine halbe Stunde Zeit, um ein fröhliches und vielleicht überraschendes Deutschlandbild um die Erde zu senden. Die übrig gebliebene Zeremonie lebt von einer Star-Besetzung aus Sport und Show. 170 Weltmeister, unter ihnen Pelé und Maradona sowie alle 22 Spieler der deutschen Weltmeistermannschaft von 1974, sollen in das Stadion einmarschieren. Model Claudia Schiffer wird – gemeinsam mit Pelé – den WM-Pokal hereinbringen, als Stadionsprecher führt Thomas Gottschalk durchs Programm.

Ein Kurzprogramm mit bayerischem Volkstanz und Stationen der Fußballgeschichte soll unter der Leitung des österreichischen Künstlers André Heller am Freitag gezeigt werden. Zunächst wird Schuhplattler auf dem Rasen getanzt, danach spielt die Berliner Band Seeed ihre Erfolgsmischung aus Reggae und Hip-Hop. Mit Trommlern aus aller Welt, 1400 Tänzern in außergewöhnlichen Kostümen und bunt geschminkten Frauen in riesigen Röcken, die die Erdteile symbolisieren sollen, werden die Gäste in Deutschland willkommen geheißen. Manche Symbolik, die sich deutsche WM-Organisatoren gewünscht hatten, wird jedoch nicht zu sehen sein. So wurde der geplante Slogan „Germany 2006“ auf Geheiß der Fifa aus dem Programm gestrichen. Und der Hit von Grönemeyer, der auf einer Luftkissenbühne durch die Arena fahren soll, wurde auf Wunsch des Fußball-Weltverbandes auf vier Minuten gekürzt.

Um die Feier, die nach Angaben aus Organisationskreisen etwa fünf Millionen Euro kostet, hatte es lange Auseinandersetzungen zwischen der Fifa, dem deutschen Organisationskomitee und dem nach der Gala-Absage verärgerten André Heller gegeben. So setzte Fifa-Präsident Joseph Blatter durch, dass der deutsche Organisationschef Franz Beckenbauer in seiner Geburtsstadt nicht reden darf. Nach Protesten verzichtete schließlich auch Blatter auf Begrüßungsworte. „Wenn der Franz sprechen würde, würden alle jubeln“, sagte Blatter dazu am Dienstag in München. „Wenn man mir das Mikrofon hinhielte, würden alle pfeifen, selbst wenn ich gar nichts sagen würde.“ Beckenbauer, der sich am Dienstag von Blatter zu einer „hervorragenden WM-Vorbereitung“ gratulieren ließ, gab sich derweil milde gestimmt: „Die Leute wollen Fußball sehen und keine Reden hören.“

Für die Organisatoren bleibt die WM-Eröffnung nach wie vor eine heikle Angelegenheit. Für Regisseur Stückl, im Hauptberuf Intendant des Münchner Volkstheaters, allerdings auch. Schließlich kann er in den Nachmittagsstunden kein Feuerwerk und keine Lichteffekte einsetzen. „Wir haben eine halbe Stunde Gelegenheit, um mit Kostümen und Charme die Welt warm zu machen für die WM“, sagte Stückl. Die deutsche Nationalmannschaft und das Team von Costa Rica haben dafür immerhin etwas mehr Zeit. Nach der Feier treten sie auf den Rasen, um sich für das Eröffnungsspiel einzulaufen.

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