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Sport: Eine Mannschaft aus der Antike

Bei Otto Rehhagels WM-Debüt verlieren seine überalterten Griechen 0:2 gegen Südkorea

Otto Rehhagel war mit gesenktem Haupt erschienen. Den Blick beharrlich auf den Boden gerichtet – so betrat der älteste Trainer der WM-Historie die etwas skurrile Bühne im gerade einmal halbvollen Nelson Mandela Bay-Stadion von Port Elizabeth vor seinem ersten Spiel gegen Südkorea. Ob der 71 Jahre alte Herr im blauen Trainingsanzug da schon ahnte, dass dieser sonnige Nachmittag so ernüchternd enden würden? Die von Otto Rehhagel immerhin bereits seit 2001 befehligte griechische Nationalmannschaft verlor nach einer erbärmlichen Leistung ihr Auftaktspiel gegen den flinken und technisch starken Außenseiter mit 0:2 (0:2). Und sie ließ einen Mann zurück, der entgeistert auf den Rasen starrte und Halt in einer Wasserflasche suchte.

Danach gab sich der sonst so streitbare Fußballlehrer ungewohnt demütig. „Natürlich bin ich enttäuscht, aber das bin ich immer, wenn ich verliere. Man muss die Sache nüchtern und sachlich sehen. Der Sieg Südkoreas geht in Ordnung“, erklärte Rehhagel, der sich im Gegensatz zur Europameisterschaft von vor zwei Jahren diesmal jede Art seiner oberlehrerhaften Erklärungsmuster ersparte. „Wir sind mit den besten Teams der Welt zusammen. Alle wissen, wie es geht. Wir haben nicht aufgepasst und den Gegner aufgebaut“, sagte Rehhagel. Das war aber gar nicht nötig, da die Südkoreaner von Beginn an gut organisiert und sehr laufstark auftraten.

Gut möglich, dass ansonsten von den Griechen nicht mehr viel bleibt bei diesem Turnier, das ein ähnlich erfolgloses Kapitel wie vor 16 Jahren werden könnte. Auch beim WM-Debüt 1994 verkamen rückständige griechische Fußballer zum Spielball ihrer Gruppengegner – und kapitulierten gegen Bulgarien (0:4), Argentinien (0:4) und Nigeria (0:2). Letztere beiden Nationen warten erneut noch als Widerpart, und viel Hoffnung auf Besserung gibt es nicht.

Rehhagel kündigte an, man wolle sich „sammeln und die Situation besprechen“. Doch die müden Augen des Altmeisters machen genauso wenig Mut wie der maue Auftritt seiner Auserwählten, die wie ein übriggebliebenes Ensemble aus der Antike wirken. Gerade an den Euro-Helden von 2004 hat der Zahn der Zeit genagt. Die Griechen waren nicht nur schwerfällig und uninspiriert, sondern geradezu lustlos. Den Mittelfeldspielern geht jede Dynamik ab. Unglücklich dazu, wie Kostas Katsouranis vor dem frühen 0:1 von Lee Jung-Soo den Ball mit dem Kopf verlängerte,

Bezeichnend war auch, wie sich gleich zwei Griechen beim 0:2 von Park Ji-Sung, dem südkoreanischen Idol in Diensten von Manchester United, zu Beginn der zweiten Halbzeit überlaufen ließen. „Wären wir etwas besonnener gewesen, hätten wir noch mehr Tore geschossen“, sagte Südkoreas Trainer Huh Jung-Moo. Seine Team kam nur zum Ende unter Druck, als die Griechen doch noch etwas mitspielten und sogar ein paar Chancen besaßen. Doch die Indizien sind erdrückend, dass Griechenland schon den Anfang vom Ende erlebt hat.

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