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Sport: Eine neue Kraft im Volleyball

Düren fordert die Besten heraus – heute den SCC

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Seit kurzem bekommt Evivo Düren sogar Liebeserklärungen. Mitglieder des Fanklubs „Moskitos“ etwa schwärmen auf ihrer Internetseite vom schönen „Wahnsinn“ und anderen Gefühlen, die der Volleyball-Bundesligist ausgelöst hat. Vor einer Woche hatten die Dürener den VfB Friedrichshafen 3:1 bezwungen. Eine kleine Sensation, denn Friedrichshafen gilt im deutschen Männer-Volleyball als Maß aller Dinge. Im Gegensatz zu den Fans reagierte Trainer Bernd Werscheck mit Bescheidenheit auf den großen Sieg: „Friedrichshafen ist weiterhin die Nummer eins in der Bundesliga. Bei denen passt einfach alles, angefangen von der Mannschaft bis hin zur Logistik.“ Immerhin können die Dürener heute zeigen, wie weit sie schon vorangekommen sind, sie spielen beim SC Charlottenburg (15 Uhr, Sömmeringhalle).

In den vergangenen acht Jahren ist Friedrichshafen sechs Mal Meister geworden. Allein der SCC durchbrach die Serie 2003 und 2004 zweimal. Die Dominanz der beiden Klubs zeigt nun erste kleine Risse. Wegen Evivo Düren. Wozu der Klub fähig ist, hat er schon am Ende der vorigen Saison bewiesen. Da schaltete er im Play-off-Halbfinale den SCC aus. Am Ende wurde Düren Vizemeister.

„Wir sind besser als im letzten Jahr“, verkündet Werscheck. Das klingt wie eine Kampfansage an die einst übermächtig scheinenden Konkurrenten. Die verfolgen die Entwicklung in Düren genau. „Wir haben jetzt eine etwas größere Konkurrenzsituation. Es ist nicht mehr so einfach, Deutscher Meister zu werden“, sagt Bernd Hummernbrum, der Manager beim VfB Friedrichshafen, und meint damit auch die Konkurrenz aus Düren. „Es gibt jetzt eine dritte Macht“, weiß auch Kaweh Niroomand, Manager des SCC.

Die Dürener haben sich geduldig an die Spitze herangearbeitet. Hummernbrum stellt anerkennend fest: „Düren hat eine zusammengewachsene Mannschaft, die zu dieser Saison auch noch gut verstärkt wurde. Die Spieler bringen viel Enthusiasmus mit. Und sie sammeln jetzt eine Menge Erfahrung in der Champions League.“ Im Europapokal haben die Dürener, als Außenseiter völlig losgelöst von allen Zwängen, zunächst Hotvolley Wien bezwungen und anschließend bei Noliko Maaseik aus Belgien mit einem 3:1-Sieg ungläubiges Staunen hervorgerufen.

Für Trainer Werscheck ein Grund, mit einem Vorurteil aufzuräumen. „Dass wir jetzt Spitzenreiter in unserer Gruppe in der Champions League sind, ist der Beweis, dass die Bundesliga nicht so schlecht ist, wie sie immer gemacht wird.“ Dass die Konkurrenz in der Bundesliga größer wird – schließlich ist auch Bayer Wuppertal in dieser Saison noch ungeschlagen – , stört zumindest Niroomand nicht im Geringsten. Er sieht zwischen „dem ersten Drittel der Tabelle und dem Rest der Liga eine viel zu große Leistungsdiskrepanz“ und verlangt, dass der SCC häufiger auf hohem Niveau gefordert wird. Wie heute. Gegen Düren.

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