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Sport: Eine Schulter Vorsprung

Lothar Leder gewinnt zum fünften Mal den Triathlon in Roth – nach einem harten Kampf gegen den Australier McCormack

Roth. Am Ende lag Lothar Leder nur noch reglos hinter der Ziellinie, während die Zuschauer auf den Rängen die Arena zum Beben brachten. Kurz zuvor hatte es der deutsche Triathlet gerade noch geschafft, den Australier Chris McCormack um drei Sekunden zu distanzieren und zum fünften Mal den Wettkampf in Roth für sich zu entscheiden. „Es war eines der knappsten Rennen, das ich jemals erlebt habe“, japste Leder Minuten später, als er endlich wieder Worte fand. Und auch McCormack, der wenige Meter hinter ihm in sich zusammengesackt war, stöhnte: „Ich habe 204 Wettkämpfe bestritten, aber so was habe ich noch nie erlebt.“ Über acht Stunden, elf Minuten und 50 Sekunden hatten sich die beiden Topfavoriten ein packendes Rennen geliefert – und eines der engsten, das es jemals gegeben hat.

Dass es überhaupt ein spannender, skurriler Wettkampf wurde, lag dabei weniger an Leder. Vielmehr war das dem Australier zu verdanken, der sich über die Strecke von 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen nicht abschütteln ließ. Mit ihm hatte Leder erstmals einen würdigen Kontrahenten in Roth gefunden. Also dem Ort, wo er in den vergangenen Jahren immer locker und entspannt als Erster über die Ziellinie joggte.

So hatte selbst das offizielle Programmheft die Strecke als „Lothars Wohnzimmer“ betitelt. An einem Sieg des Darmstädters zweifelte niemand. Wer sollte Leder nach drei Siegen in den letzten drei Jahren auch schlagen? Immerhin hatte sich die gesamte deutsche Triathlon-Elite abgemeldet. Thomas Hellriegel und Jürgen Zäck hatten sich für den Ironman in Frankfurt am kommenden Sonntag (13. Juli) entschieden. Niemand schien den 32-Jährigen an seinem vierten Sieg in Folge hindern zu können. Dachten die meisten und machten die Rechnung ohne den Australier.

McCormack hatte extra für Roth seinen Trainingsplan umgestellt. Und mit reichlich Ambitionen war der mehrfache Worldchampion nach Franken gereist. Leder wollte er in die Schranken weisen. Doch Leder gewann die deutsche Meisterschaft über die Langdistanz und hielt auch die internationale Konkurrenz in Schach. Nur der Australier konnte ihm bis kurz vor die Ziellinie folgen.

Von Beginn an bot McCormack dem Deutschen einen harten Kampf. In der Morgendämmerung schien die Welt für McCormack dabei noch in Ordnung. Auf der Schwimmstrecke hängte sich der Australier an den führenden Neuseeländer Stephan Sheldrake, der rasant durch den Main-Donau-Kanal schwamm und als Erster aus dem Wasser stieg. Leder folgte erst dreieinhalb Minuten später.

Die Renntaktik schien für McCormack aufzugehen. So begann er bereits auf dem Rad, die Zuschauer siegessicher abzuklatschen. Doch zehn Kilometer später war Leder wieder an den Australier herangefahren. Auf der kurvenreichen Radstrecke traten die beiden Topfavoriten einsam an der Spitze in die Pedale. McCormack, der Leder sogar kurzfristig auf 40 Meter davongefahren war, wartete auf seinen Kontrahenten, um nicht alleine gegen den Wind ankämpfen zu müssen. Er fühlte sich für so ein Manöver stark genug.

Nahezu gleichzeitig kamen sie somit in die zweite Wechselzone. Bei der beinahe schon die Entscheidung gefallen wäre. McCormack lief anfänglich nämlich in die falsche Richtung. Diesmal war es Leder, der seinen Kontrahenten wieder herankommen ließ. Nach fünf Kilometern musste er in die Büsche.

Und so waren sie reichlich taktierend bis 50 Meter vor dem Ziel Schulter an Schulter gelaufen. Dann aber zog Leder das Tempo an und entschied das Rennen so denkbar knapp für sich. Was für McCormack allerdings kein größeres Problem darstellte. „Ich komme wieder“, kündigte er umgehend an.

Leder hörte das nicht. Er war zu erschöpft. Erst als seine Frau Nicole in einer Zeit von 9:15:01 Stunden überraschend vor Heike Funk auch als Erste ins Ziel lief, wich die Erschöpfung.

Christoph Bertling

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