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Sport: Eine Woche klüger

Zlatan Bajramovic wächst beim SC Freiburg in die Führungsrolle

Freiburg. Auf seinen 24. Geburtstag hat Zlatan Bajramovic am Dienstag im kleinen Kreis angestoßen. Der offensive Mittelfeldspieler des SC Freiburg hat sich sehr darüber gefreut, dass sein Bruder extra nach Freiburg angereist war. Seine Wünsche für das nächste Jahr: Der Klassenerhalt mit dem SC Freiburg wäre natürlich schön, und einige Länderspiele obendrauf auf die acht Partien, die er schon für Bosnien-Herzegowina absolviert hat. Ein paar Tore für den Sport-Club dürfen gerne dazukommen.

Noch wichtiger aber wäre es für die Freiburger, weniger Treffer zu kassieren. In den beiden ersten Spielen hat der Aufsteiger sechs Gegentore kassiert. Die öffentliche Prügel dafür haben die Manndecker abbekommen, intern jedoch schaut man auf die Entstehungsgeschichte der Gegentore. Für Zlatan Bajramovic steht fest: „Die ganze Mannschaft muss sich die Kritik gefallen lassen.“ Schon in Leverkusen klappte das Umschalten bei Ballverlust, das Nachschieben von Mittelfeld und Angriff nicht wie geplant. Gegen Rostock fing sich der Sport-Club erneut zwei Gegentreffer ein, die nicht nur an der Verteidigung festzumachen sind. Die Freiburger verlieren bei ihren Vorstößen zu viele Bälle. Das gilt auch für Bajramovic, dem das Problem bewusst ist. „Hinten muss die Null gehalten werden. Dafür muss ich mich zügeln, aber das krieg’ ich noch nicht so hin.“

Bajramovic erzielte in 33 Spielen, die er für den SC Freiburg gemacht hat, 16 Tore – eine außergewöhnliche Quote für einen Mittelfeldspieler. Von dem Elan und dem Vorwärtsdrang des in Hamburg geborenen und vom zehnten Lebensjahr an beim FC St. Pauli groß gewordenen Bosniers profitiert das Freiburger Offensivspiel ungemein. Bajramovic kommt die Philosophie, die dem Freiburger Spiel innewohnt, entgegen: alle Freiheiten im Vorwärtsgang, Stürmer werden nicht an Toren gemessen und nachrückende Mittelfeldspieler sind herzlich zum Abschluss aufgefordert. Das gelingt Bajramovic sehr gut, wie beim Ausgleichstreffer gegen Rostock, als er geistesgegenwärtig seinen Kopf hinhielt. „Das ist ein Phänomen“, sagt Trainer Volker Finke, „er hat eine wahnsinnige Nase für die gefährlichen Situationen – auch dann, wenn bei ihm nichts mehr läuft.“

An den Defiziten in der Defensivarbeit will Bajramovic arbeiten, und auch auf anderer Ebene muss er noch einiges lernen. Sein offen und ehrlich gemeinter Kommentar über den Elfmeter, den er am vergangenen Samstag gegen Rostock zugesprochen bekam („Das war keiner“) kommt ihm inzwischen unklug vor. „Ich sage gar nichts mehr dazu.“ Bajramovic hilft auch diese Erfahrung in der Entwicklung, die er gerade macht. Auf dem Platz schätzte er anfangs den Fußball, den er von St. Pauli kannte: Langer Pass nach vorne und dann um den zweiten Ball kämpfen. Jetzt mag er die Freiburger Kurzpasstaktik. Zudem vermisste er sein Umfeld vom Kiez. Jetzt sagt er: „In Freiburg gibt es alles, was es in Hamburg auch gibt.“ Ein junger Mann kommt der richtigen Dosierung näher.

Christoph Kieslich

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