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Sport: Einer aus der Arsenal-Schule

Bei Hertha BSC stellt sich ein Stürmer vor – der 23-jährige Brite Jay Bothroyd

Berlin - Gestern, 11.41 Uhr. Knapp 80 Fans warten vor dem Schenckendorffplatz auf die Fußballer von Hertha BSC, die soeben ihr Training beendet haben. Der Brasilianer Marcelinho geht voran, die Fans stürzen sich auf ihn, Herthas Star muss viele Autogramme schreiben. Ein paar Meter hinter ihm läuft Jay Bothroyd. Der Stürmer ist 1,90 Meter groß, nicht zu übersehen. Doch hier kennt ihn kaum jemand. „Gibst du mir eine Unterschrift?“, fragt ein kleiner Junge mit blau-weißer Schirmmütze. Bothroyd beugt sich herunter und schreibt. Dann geht er eilig weiter. „Wer war das?“, fragt der junge Hertha-Fan.

Jay Bothroyd ist Engländer. Der 23-Jährige spielte in der letzten Saison bei den Blackburn Rovers, wo er in elf Spielen in der Premier League ein Tor erzielte. Im Jahr davor schoss Bothroyd vier Tore in 26 Spielen für den AC Perugia. „In den nächsten zwei Tagen trainiere ich bei Hertha mit“, sagt Bothroyd mit gesenktem Kopf. Er spricht schnell und undeutlich – Bothroyd ist noch etwas schüchtern an seinem ersten Tag bei Hertha. „Ich mag Berlin und würde gern hier spielen.“ Auf welcher Position? „Dort, wo mich der Trainer hinstellt. Aber am liebsten als zentraler Stürmer.“ Manager Dieter Honeß sagt: „Vom Anforderungsprofil her passt er gut. Aber er ist nicht die Alternative zu Roque Santa Cruz.“ An dem Stürmer vom FC Bayern München ist Hertha immer noch interessiert. Vielleicht kommt aber auch noch ein anderer Angreifer.

Ob Bothroyd tatsächlich einen Vertrag erhält, darauf will bei Hertha noch niemand antworten. Nach dem ersten Training könne man ihn noch nicht gut genug beurteilen, sagt Trainer Falko Götz. Zumal Bothroyd die vergangenen beiden Monate wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel nicht trainieren konnte. „Man hat aber gesehen, dass er eine sehr gute Ausbildung hat“, sagt Götz.

Kein Wunder. Bothroyd wurde beim FC Arsenal ausgebildet und spielte in fast allen Nachwuchsnationalmannschaften Englands. Der Stürmer galt als der kommende Star des FC Arsenal – bis er nach einer Auswechslung sein Trikot auszog und in Richtung seines Trainers schleuderte. Dieser Trainer war ausgerechnet Don Howe. Der ehemalige Abwehrspieler Arsenals ist im Klub sehr beliebt. Gerüchten zufolge wurde Bothroyd nur aufgrund dieses Vorfalls für eine Million Pfund an Coventry City verkauft, wo er ein Jahr in der zweiten englischen Liga spielte.

Danach wechselte er zum AC Perugia, wo er noch zwei Jahre unter Vertrag steht, und wurde anschließend an die Blackburn Rovers ausgeliehen. „Bothroyd ist gut am Ball, aber auch etwas trainingsfaul“, sagt Blackburns Sprecher Paul Agnew. „Außerdem ist er temperamentvoll. In einem Ligaspiel letztes Jahr bekam er die Rote Karte, weil er einen Gegenspieler getreten hatte.“

Ob Jay Bothroyd der Mann ist, der Herthas Sturmprobleme löst, muss als unwahrscheinlich gelten. Der kleine Hertha-Fan mit der blau-weißen Schirmmütze traut es dem Engländer allerdings zu: „Der sieht stark aus.“

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