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Sport: Einer für die Ahnengalerie

Mario Mandzukic galt schon als Fehleinkauf – mittlerweile schönen seine Tore Wolfsburgs Leistungen

Von Christian Otto

Der Blick zurück macht ihn wütend und zufrieden zugleich. Typen wie Mario Mandzukic, die vor Ehrgeiz nur so strotzen, kommen selten damit zurecht, ein Missverständnis gewesen zu sein. Als der VfL Wolfsburg noch davon lebte, dass der begnadete Stürmer Edin Dzeko ein Tor nach dem anderen erzielte, sollte der Reservist Mandzukic – wenn er überhaupt mitspielen durfte – auf der Außenposition sein Glück versuchen. Weil er doch so schnell sei, fand der damalige VfL-Manager Dieter Hoeneß. Und natürlich, weil Dzeko gesetzt war. Tatsächlich aber glänzt der Kroate als Torjäger, seitdem er im Sturmzentrum eingesetzt wird. Wenn er dort wühlen, kämpfen und grätschen und eben treffen darf.

Mandzukic fehlen der Glanz und die Eleganz, mit denen der an Manchester City verkaufte Dzeko sein Tagewerk erledigt. „Aber ich mache hier meine Arbeit. Im Moment offenbar ganz gut“, sagte der Held des Tages beim 2:1-Heimsieg der Wolfsburger gegen den 1. FC Nürnberg. Ein herrliches Kopfballtor und ein souverän verwandelter Foulelfmeter reichten, um die Leistung des VfL Wolfsburg erneut zu schönen. Fünf Tore in neun Bundesligaspielen sind eine Bilanz, für die man sich auch einmal öffentlich auf die Schulter klopfen darf. Aber so raubeinig Mandzukic auf dem Platz auch auftritt, so brav gibt sich der Mann mit den stattlichen Tätowierungen abseits des Rasens. „Ich brauche meine Mitspieler, um gut spielen zu können“, versichert der 25-Jährige in einem fast schon demütigen Tonfall.

Dabei stand er lange genug im Schatten des Bosniers Dzeko und des Brasilianers Grafite, die Wolfsburg 2009 gemeinsam zur deutschen Meisterschaft geschossen hatten. Ihr Erbe war für Mandzukic zunächst eine nahezu drückende Last. Aber im Sommer 2011 musste ihr Nachfolger im Alleingang dafür sorgen, dass die Niedersachsen den Abstieg noch verhindern konnten. Seine hohe Laufbereitschaft und sein unermüdlicher Kampfgeist müssten eigentlich dafür sorgen, dass Mandzukic eines Tages auch einen Platz in der Wolfsburger Ahnengalerie bekommt. „Mario ist ein Topmann mit internationaler Qualität“, sagt VfL-Boss Felix Magath, der selten Spieler über den grünen Klee lobt.

Es ist beeindruckend, wie sich Mandzukic dagegen gewehrt hat, in die tiefe Schublade mit der Aufschrift „Fehleinkauf“ zu kommen. In dieser liegt viel Schriftverkehr über den einen oder anderen Fußballprofi, den der VfL Wolfsburg für unverschämt viel Geld gekauft, aber kaum genutzt hat. Immerhin sieben Millionen Euro hatte der in Wolfsburg gescheiterte Hoeneß an Dinamo Zagreb überweisen lassen. Was damals überteuert erschien, ist heute richtig gut angelegtes Geld. Mandzukic trifft in der kroatischen Nationalmannschaft, aber auch im Wolfsburger Trikot nach Belieben. „Ich will, dass es so weitergeht“, sagt Mandzukic über eine Karriere, die ihn auf Dauer in den internationalen Fußball führen soll.

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