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Anspruchsvoller Chef. Markus Babbel hat keine Lust auf Mittelmaß. Foto: dapd

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Sport: Einer glaubt noch an Europa

Trainer Markus Babbel will mit der TSG Hoffenheim im nächsten Jahr international mitspielen.

Manche im beschaulichen Kraichgau haben einen schönen Schreck bekommen. Als Markus Babbel, Trainer der TSG Hoffenheim, von seiner Vision sprach, gebrauchte er das magische Wort „Champions League“. Vier Jahre nach dem Bundesliga-Debüt des nordbadischen Dorfvereins sagte der Europameister von 1996: „Mit diesem Verein in der Champions League zu spielen, bei den Großen dabei zu sein, das wäre ein Traum.“

Babbels Europa-Utopie ist zum konkreten Ziel geworden – wenn auch eine Preisklasse tiefer. Aber die Europa League soll es schon sein. Der Klub, im Aufstiegsjahr 2008 noch bestaunter Herbstmeister, strebt 2012 wieder heraus aus dem Mittelmaß. Einmal Bundesliga-Siebter und dann dreimal nacheinander Elfter geworden zu sein, ist ein doch recht grauer Ausweis von Kontinuität. Also sagt Babbel: „Wir brauchen mehr Farbe.“ Schließlich habe man mit dem Stadion in Sinsheim und dem Trainingsgelände in Zuzenhausen beste Arbeitsbedingungen. „Jetzt müssen wir auch mal sportlich nachziehen.“

Und so baute Babbel, der in Hoffenheim Trainer und Manager in Personalunion ist, seinen Kader für die am 24. August beginnende Bundesliga-Saison so um, dass er neben jungen Spielern auch solche mit Champions-League-Erfahrung holte: etwa den deutschen Nationaltorwart Tim Wiese von Werder Bremen, den Schweizer Angreifer Eren Derdiyok von Bayer Leverkusen oder den französischen Innenverteidiger Mathieu Delpierre vom VfB Stuttgart. Mit Letzterem wurde der Hoffenheimer Coach in seinem letzten Spielerjahr noch einmal deutscher Meister. Diese Neu-Hoffenheimer beten das Mantra ihres Klubs wie selbstverständlich nach. Delpierre beispielsweise sagt: „Alle sind hungrig auf Titel.“ Und Derdiyok fügt hinzu: „Unser Ziel ist Europa.“

Babbel ist längst dabei, „einen neuen Anspruch in den Verein zu bekommen“: weg von der Genügsamkeit des Bundesliga-Mittelfelds. Selbst das geriet im Vorjahr kurzfristig in Gefahr, nachdem Babbel den im Februar entlassenen Holger Stanislawski beerbte. „Im Vorjahr fehlte der Mannschaft die Fitness“, sagte Babbel, der selbst kurz zuvor bei Hertha BSC entlassen worden war. „Da haben wir uns auf ganz dünnem Eis bewegt.“ Inzwischen, da sind sich Babbel und sein ständiger Assistent Rainer Widmayer sicher, habe sich die Grundlage der gemeinsamen Anstrengungen stabilisiert.

Markus Babbel will aus Hoffenheim wieder den couragierten Herausforderer der etablierten Spitzenklubs machen, als welcher der Klub einst in die Bundesliga gestartet war. Der Trainer sieht sich schon aufgrund seiner eigenen Vergangenheit als Spieler bei Bayern München und beim englischen Rekordmeisters FC Liverpool als natürlicher Frontmann dieses Unterfangens.

Diesem Optimismus, frischen Schub in der Fußballregion Rhein-Neckar zu entfalten, hat sich inzwischen sogar der erste Fan des Bundesligaklubs angeschlossen. „Platz sechs halte ich in der Saison 2012/13 für möglich“, sagt Mäzen Dietmar Hopp. Das würde reichen, um die Hoffenheimer Arena in Sinsheim zu einem europäischen Reiseziel zu machen.

Wie Trainer und Fußballer Facebook nutzen: Seite 23

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