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Sport: „Einer ist einer zu viel“

Hansa Rostocks Fanbeauftragter Axel Klingbeil über Rassismus und Anti-Rassismus in seinem Klub

Herr Klingbeil, nachdem es im DFB-Pokalspiel der Oberligamannschaft von Hansa Rostock gegen Schalke zu rassistischen Äußerungen gegen Gerald Asamoah gekommen ist, haben die Rostocker Fans jetzt beim Zweitligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern gegen Rassismus demonstriert. Ist das nun eine Wiedergutmachung?

Bei uns haben sich viele Fans nach den rassistischen Äußerungen gegen Schalke gemeldet. Es kamen viele Vorschläge, um zu zeigen, dass nicht alle so sind bei uns. Aus Zufall hatten wir am Samstag vor dem Spiel eine Fanklub-Versammlung. 32 Fanklubs haben daran teilgenommen. Auf dieser Versammlung haben wir beschlossen, dass wir eine Plakataktion machen mit den Sprüchen: „Gerald – Es waren nur wenige – heute meldet sich die anders denkende Mehrheit“, „Hansa-Fans gegen Diskriminierung“ und „Hansa-Fans für Fußballspaß statt Rassenhass“.

Wie waren die Reaktionen der Fans auf die Aktion?

Die Mannschaft hat uns das durch ihr gutes Spiel leicht gemacht. Dadurch, dass die Aktion auf der Fan-Versammlung beschlossen wurde, standen und stehen die Fans dahinter. Die Fans haben die Plakate auch selbst gemalt. Diese Plakataktion war eine einmalige Aktion. Für uns ist wichtiger, dass Denkprozesse in den Köpfen in Gang gesetzt werden. Das Thema ist jetzt damit nicht bei uns abgehakt. Es wird weiter diskutiert.

Haben Sie weitere Aktionen geplant?

Wir haben vor, uns beim Länderspiel am 7. Oktober in Rostock mit Gerald Asamoah zu treffen. Wenn er das möchte und der DFB zustimmt, wollen wir eine Fandelegation hinschicken. Wir wollen uns in Ruhe mit ihm zusammensetzen und über die Vorfälle und Probleme reden. Vielleicht kann er uns dann auch mal erzählen, wie er damit umgeht.

Wie erklären Sie sich die Vorfälle?

Das Publikum im Fußballstadion ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wir können nicht sagen, dass ins Stadion nur gute Menschen gehen. Es gibt da auch Leute mit rassistischen Ansichten. Wir wollen denen aber keine Plattform bieten. Dazu gibt es die Stadionordnung, in der festgelegt ist, dass diese Dinge im Stadion nicht erlaubt sind. Es kommt aber auch auf die Zivilcourage und die Fans selber an. Wenn jemand so was anstimmt oder solche Äußerungen macht, muss derjenige angesprochen und verwarnt werden, und wenn er nicht belehrbar ist, muss er aus dem Stadion gewiesen werden.

Sind die Verursacher der Vorfälle gegen Schalke schon identifiziert?

Die Ermittlungen laufen. Einige sind schon identifiziert. Insgesamt sollen zwischen 15 und 40 Personen rassistische Äußerungen gebrüllt haben. Einer ist schon einer zuviel, sage ich immer. Die Ermittlungen sind schwierig, weil diese Urwaldlaute keinen Straftatbestand darstellen. Die Polizei kann ohnehin nicht ermitteln, solange Herr Asamoah keine Anzeige wegen Beleidigung stellt. Es gibt auch in den Richtlinien des DFB keinen eindeutigen Paragraphen, um bei solchen Vorfällen ein Stadionverbot verhängen zu können. Wir werden trotzdem versuchen, Stadionverbote auszusprechen.

Ist es eine spezielle Situation in Rostock?

Nein. Man sah ja leider am Wochenende, dass auch in Aachen solche Vorfälle möglich sind. Es ist aber keine Genugtuung für uns, dass es jetzt dort auch passiert ist. Ein Verein hat ziemlich wenig Handhabe um dagegen vorzugehen. Man sieht es den Leuten vorher nicht an. Von daher gibt es wenig Möglichkeiten, im Vorfeld einzugreifen. Man kann leider meist erst hinterher reagieren.

Die Fragen stellte Hannes Maurer.

Axel Klingbeil, 40, ist seit dem 1. Juli Fanbeauftragter des Fußball-Zweitligaklubs FC Hansa Rostock. Der gelernte Schlosser war zuvor schon ehrenamtlicher Fanbeauftragter des Vereins.

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