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Sport: Einer tanzt alle aus

Beim 3:2 von Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg schießt Marcelinho alle Tore für die Berliner

Mit dem Abpfiff griff Dieter Hoeneß einmal kurz nach links und zog die Attraktion des Tages an sich. Der Manager von Hertha BSC vergrub den schmächtigen Marcelinho unter sich, herzte ihn und ließ ihn schließlich in die Kurve der rund 2000 Berliner Fans laufen, die den Namen des Brasilianers riefen. 3:2 (1:0) hatte Hertha beim VfL Wolfsburg vor 23 886 Zuschauern gewonnen. Und alle drei Tore der Berliner hatte Marcelinho erzielt. „Für seine Leistung gibt es heute nur ein Prädikat“, sagte Hoeneß, „und das lautet Weltklasse.“

Der VfL Wolfsburg hatte die letzten sechs Heimspiele gewonnen. Dennoch bot Trainer Erik Gerets mit Petrow und Klimowicz nur zwei statt drei Stürmer auf. Thomas Brdaric blieb zunächst draußen, dafür hatte Gerets einen Bewacher für Herthas Spielmacher Marcelinho abgestellt – Hans Sarpei. „Wir wollten Marcelinho, der spielbestimmend für Hertha ist, etwas aus dem Spiel nehmen“, sagte Gerets. Nur kam es umgekehrt. In der 16. Minute spielte Sarpei einen schlechten Rückpass, den Marcelinho erlief und zur Führung der Berliner nutzte. Damit war Marcelinho im Spiel – und wie.

Keine zehn Minuten später holte der Wolfsburger Trainer den unglücklichen Sarpei vom Feld und brachte für ihn Brdaric. Doch Hertha blieb die gefährlichere Mannschaft. Denn die Wolfsburger Abwehr präsentierte sich in einer nervlich katastrophalen Verfassung. Fünfmal standen sich Marcelinho und Wolfsburgs Torwart Simon Jentzsch in einer 1:1-Situation gegenüber, dreimal gewann Marcelinho das Duell, zweimal hielt Jentzsch.

Herthas Trainer Falko Götz hatte sich dafür entschieden, Marcelinho neben Nando Rafael als zweite Sturmspitze spielen zu lassen. Eine taktisch weise Entscheidung, denn so bot sich den Berlinern eine zusätzliche Anspielstation im Angriff. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit nutze der Brasilianer ein gutes Zuspiel von Thorben Marx zum 2:0. Danach zogen sich die Berliner zu weit zurück. Erst überwand der Wolfsburger Thiam Herthas Torwart Christian Fiedler mit einem strammen Schuss zum 1:2, dann köpfte Brdaric einen Freistoß von Petrow zum 2:2 ein.

Doch anschließend boten die Berliner etwas, was Trainer Götz hinterher als „eine neue Qualität“ seiner Mannschaft bezeichnete. In der Phase, als das Spiel zu kippen drohte, „spielten wir weiter mutig nach vorn“, sagte Götz. Und vorn, da hatten die Berliner einen Marcelinho in Spiel- und Torschusslaune stehen. In der 74. Minute lief der Brasilianer zum fünften Mal auf Jentzsch zu, umkurvte ihn und schoss aus spitzem Winkel zum 3:2 ein. Es war sein achtes Saisontor.

Zehn Minuten vor Spielende nahm Götz den dreifachen Torschützen vom Feld. Er habe gewusst, dass seine Elf Räume für Konter bekommen würde, sagte der Trainer: „Heute haben wir eindrucksvoll dargestellt, wie man Wolfsburg wehtun kann.“ Nachdem Hertha schon vor zwei Wochen in Gelsenkirchen durch einen 3:1-Sieg die Schalker Serie von zehn Pflichtspielsiegen hintereinander beendete hatte, durchkreuzten die Berliner die Heimstärke der Wolfsburger. Mittlerweile hat Hertha selbst eine kleine Serie hingelegt. Seit fünf Spielen sind die Berliner ungeschlagen. In erster Linie geht das auf eine Person zurück. Wie sagte Yildiray Bastürk nach dem Spiel: „Wir haben eine gute Leistung gezeigt – mit einem hervorragenden Marcelinho.“

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