zum Hauptinhalt

Sport: Einfliegen in Köpenick

Statt der Volley Cats spielt Zeuthen in der Volleyball-Bundesliga

Von Helen Ruwald

Berlin. „Mit dem Flugzeug nach Zeuthen“ und „Mit dem Flugzeug nach Berlin-Köpenick“ heißt es in der Rubrik Anreisehinweise zu der Sehenswürdigkeit, die in keinem Reiseführer steht. Detailliert wird die Fahrt zur Grundschule am Wald in Zeuthen und zur Levi-Strauss-Oberschule in der Glienicker Straße beschreiben. Hier wie dort tragen die Volleyball-Bundesligaspielerinnen des VC 68 Zeuthen-Eichwalde in der heute in Schwerin beginnenden Saison die Heimspiele aus.

Vom Einfliegen muss wohl abgeraten werden, zu viele Niederlagen sind zu erwarten. Die Mannschaft ist im Durchschnitt keine 20 Jahre alt. Als Dritter der Zweiten Liga beendete der VC 68 die vergangene Saison. Die Erstligisten Lohhof, Creglingen und Karbach meldeten Insolvenz an, der VC 68 erhielt die Möglichkeit zum Aufstieg. „Zwischen Tür und Angel“ hätte der Klub laut Berlins Verbandspräsident Götz Moser zustimmen müssen - und lehnte ab. Als die Volley Cats später ebenfalls Insolvenz anmeldeten, beantragte der VC 68 die Lizenz - da waren die Fristen längst verstrichen. Nach einigem Streit im Deutschen Volleyball-Verband (DVV) durfte der Klub dennoch aufsteigen. Die Liga war ohnehin kleiner geworden, „außerdem müssen wir die Spielerinnen des VC Olympia irgendwie unterbringen“, sagt Moser, der auch Vizepräsident des DVV ist. Der VC Olympia (VCO) bildet bei Frauen wie Männern Jugend- und Juniorennationalspieler aus, die den Nachwuchs für Berliner Erstligisten bilden. Das Modellprojekt wird vom Senat gefördert. Berlin sollte als Standort im Frauen-Volleyball nicht verloren gehen, auch das sprach für den VC 68.

Vier Spielerinnen aus dem ehemaligen Zweitligateam gehören zum Kader, zwei kommen vom VCO, vier von den Volley Cats: Mareike Zienert, Adina Hinze, Ramona Stucki und Regina Burchardt. „Der Trainer hat sehr viel Vertrauen zu uns“, sagt Hinze über Markus Weber. Er gibt als Ziel „Platz acht oder sieben“ in dem Zehner-Feld aus. Absteigen wird mangels Masse kein Team - 2001 waren noch zwölf Klubs am Start.

Die Mannschaft kann locker aufspielen, das Präsidium muss kämpfen, um die Lücke von 35 000 Euro im 230 000-Euro-Etat zu schließen. In einer Woche empfängt der VC 68 Vizemeister Dresden, in Köpenick, wo wegen der Anbindung an die Volleyball-Stadt Berlin fast alle Heimspiele ausgetragen werden. Der Klub wird es verschmerzen, wenn niemand einfliegt - Hauptsache, die alten Fans finden mit der S-Bahn die drei Stationen von Zeuthen nach Adlershof.

$AUTHOR

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false