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Sport: Ein Glück, dass es Samara gibt

Alba verarbeitet die Krise mit Spielen und Siegen

Berlin - Luka Pavicevic musste nicht lange nachdenken. Auf die Frage, ob er seine Mannschaft speziell auf das Spiel gegen die Eisbären Bremerhaven vorbereitet habe, antwortete er ganz gelassen, ohne die Stimme zu heben. „Das Besondere war, dass wir nichts Besonderes gemacht haben“, sagte Alba Berlins Trainer. „Wir haben weiter das getan, was wir geplant hatten. Und sind unserer Arbeit nachgegangen.“ Das ist insofern erstaunlich, als der Serbe nach drei Bundesliga-Niederlagen in Folge stark unter Druck stand, eine Niederlage hätte ihn womöglich seinen Job gekostet. Doch Pavicevics sachliche Vorbereitung hatte seiner Mannschaft gut getan: Albas Team gewann am Sonntag nach guter Leistung mit 85:59 (52:33) und hat nach chaotischen Tagen wieder ein bisschen Ruhe im Verein einkehren lassen.

Direkt nach der schlimmen Niederlage in Bamberg vor einer Woche hatten sich Pavicevic und seine Assistenten in ihr Videomaterial vertieft und die nächsten Gegner analysiert. „Er hat sich gleich in die Arbeit gestürzt, das wird er in den nächsten Tagen auch so machen“, sagte Team-Manager Mithat Demirel. Pavicevics Spieler mussten für ihre schlechten Leistungen kaum büßen. „Es gab kein Straftraining, es wurden keine Strafen ausgesprochen – nichts von dem, was man erwartet“, sagte Sven Schultze. Pavicevic sei kein Trainer wie Albas langjähriger Coach Svetislav Pesic, „der die Spieler mit Konditionstraining bestraft“. Auch Center Yassin Idbihi berichtete, der Trainer habe die Mannschaft aufgebaut. „Er war sehr positiv und sehr ruhig. Er hat nicht rumgebrüllt und alles schlecht gemacht.“ Seine Spieler dankten es ihrem Coach gegen Bremerhaven mit viel Engagement, eine hohe Trefferquote zeugte davon, dass das Selbstbewusstsein zurückgekehrt war. „Der Trainer hat gesagt, dass nicht alles so schlecht war, wie es gemacht wurde“, sagte Idbihi. „Er hat nicht nochmal draufgetreten, sondern hat uns unsere Stärken vor Augen geführt.“ Wenn ein besonderer Druck auf Pavicevic gelastet habe, sei davon nichts zu spüren gewesen: „Er hat das nicht an die Mannschaft weitergegeben.“

Fast genauso wichtig wie Pavicevics besonnene Problembehandlung scheint das Eurocup-Spiel im russischen Samara am vergangenen Dienstag gewesen zu sein. Die chaotische Reise mit Flugausfällen und einer Nacht in einem Moskauer Hotel wird zwar von allen Berlinern als „Höllentrip“ bezeichnet, aber auch mit einiger Dankbarkeit betrachtet. Es sei gut gewesen, sich gleich auf den nächsten Gegner vorbereiten zu müssen, zu spielen, zu gewinnen. Danach sei Bamberg schon ganz weit weg gewesen. „Als Sportler kannst du nicht über das vorletzte Spiel nachdenken“, sagt Idbihi. „Wir hatten Glück, dass es Samara gab.“ Am Mittwoch um 20 Uhr geht es für die Berliner weiter, dann ist Göttingen in der Arena im Ostbahnhof zu Gast. Der enge Spielplan sorgte auch dafür, dass kaum Zeit war, sich intensiv über die Krise auszutauschen. „Bis jetzt gab es kaum Gespräche“, sagte Schultze. Pavicevics Ansprachen konzentrierten sich wie immer auf Basketball; auch hier ist sich der Trainer treu geblieben.

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