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Sport: Einmal Bahrain und zurück

Warum Läufer Mucheru wieder Kenianer ist

Berlin - Als die Golfstaaten vor einigen Jahren die Leichtathletik neu entdeckten und mit Blick auf die Asienspiele, die für 2006 nach Doha (Katar) vergeben worden waren, kenianische Weltklasseläufer abwarben, war Leonard Mucheru einer von ihnen. Gelockt mit entsprechenden Prämien, nahm er 2003 die Staatsbürgerschaft Bahrains an und hieß plötzlich Mushir Salim Jawher. Bei den Asienspielen gewann er Silber über 5000 Meter für sein neues Heimatland. Doch inzwischen ist aus Jawher wieder Mucheru geworden. „Ich bin froh, dass ich mich jetzt wieder auf das Laufen konzentrieren kann und keine Probleme mehr habe“, sagt der Kenianer, der beim Mailand-Marathon vor einigen Wochen als Dritter mit 2:10:05 Stunden eine persönliche Bestzeit aufstellte.

Mucheru ist der erste hochklassige Läufer, der wieder nach Kenia zurückkehrte. Allerdings hat dies auch mit einem besonderen sportpolitischen Fall zu tun. Im Januar 2007 hatte Jawher den Tiberias-Marathon in Israel gewonnen. Da der arabische Staat Bahrain Israel nicht anerkennt, hätte Jawher folglich nie dort starten dürfen. Sein Rennen, das er in 2:13:13 Stunden gewann, löste Empörung aus in Bahrain. „Ich hatte aber den Leichtathletik-Verband Bahrains vorher informiert. Der Vertreter des Verbandes erklärte mir dann, dass ich in Bahrain kein Visum für Israel erhalten könnte. Als ich fragte, ob ich mir das Visum in Kenia besorgen könnte, sagte er, das sei in Ordnung. Das habe ich dann gemacht – aber als es hinterher die Probleme gab, hat er bestritten, mir das gesagt zu haben“, erzählt Mucheru.

Und dann gingen die Probleme weiter. „Nach meinem Lauf in Israel haben die Bahrainer gesagt, ich müsste kommen und mich öffentlich entschuldigen. Das habe ich gemacht, aber ich hatte dabei kein gutes Gefühl“, sagt Mucheru. Im Gegensatz zu anderen Berichten erzählt der Langstreckenläufer, dass er nie seine Staatsbürgerschaft verloren hatte. „Die Funktionäre des Verbandes sprachen davon gegenüber der Presse, aber ich hatte immer meinen Pass von Bahrain. Das Problem war aber dann in den folgenden Monaten, dass es sehr lange dauerte, bis mir die Behörden entsprechende Visa gaben. Dadurch konnte ich bei vielen Rennen nicht starten“, sagt der 30-jährige Läufer, der stets in Limuru in der Nähe von Nairobi lebte.

Das Hinauszögern der Visa war ein entscheidender Punkt für den Läufer, wieder die kenianische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Seit rund einem Jahr läuft Mucheru wieder für Kenia. „Ich bereue es aber nicht, dass ich für den Bahrain gestartet bin – mit Ausnahme des Problems, das in Israel entstand.“ Auf die Frage, wie die Kenianer auf seinen Staatenwechsel nach Bahrain reagiert hatten, antwortet der Läufer: „Zunächst waren die Menschen enttäuscht und sahen in mir einen Verräter. Aber dann haben sie gesehen, dass ich für Kenia sehr viel tat, obwohl ich für ein anderes Land startete. 2003 begann ich, in Nairobi eine Fabrik für Tiernahrung aufzubauen. Heute haben wir 63 Angestellte.“

Sein Wechsel nach Bahrain und der Weggang anderer Athleten hat, glaubt Mucheru, die Verantwortlichen in Kenia auch wachgerüttelt. „Sie haben gesehen, dass Regierungen anderer Länder viel mehr für ihre Athleten tun. Heute gibt es auch für kenianische Sportler finanzielle Prämien, wenn sie Medaillen gewinnen – das gab es früher nicht.“

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