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Vancouver 2010 - Rodeln

© dpa

Einsitzer: Olympiasieg für Rodler Felix Loch

UPDATE Felix Loch gewinnt das erste Gold für Deutschland bei den Spielen von Vancouver. Im Eiskanal von Whistler siegt der 20-Jährige vom RC Berchtesgaden vor seinem Teamkollegen David Möller und dem Italiener Armin Zoeggeler.

Am frühen Sonntagabend stand Georg Hackl am Fuße der Rodelbahn des Whistler Sliding Centres und rätselte. „Ist er jetzt schon 20 Jahre alt oder wird er noch 20?“ Ein Journalist half ihm aus der Klemme. Felix Loch  sei bereits so alt, erklärte er. „Als ich meine erste Silbermedaille in Calgary gewonnen habe, war ich 22 Jahre alt“, sagte Georg Hackl. Das sagt alles. 

Felix Loch könnte irgendwann Georg Hackl, den erfolgreichsten deutschen Rodler aller Zeiten, übertreffen. Zu einer olympischen Goldmedaille hat es bereits gereicht. „Die Grundlage dafür hat er gelegt“, sagt Georg Hackl, der bei Olympischen Spielen dreimal Gold und zweimal Silber gewonnen hat, „ich würde mich freuen, wenn ich ihn weiter dabei unterstützen kann.“ Er arbeite vor allem beim Schlitten eng mit dem Altmeister des Rodelns zusammen, erklärt Felix Loch, „aber natürlich muss man auch noch selber darunter fahren und den Schlitten ins Ziel bringen.“ Dort angekommen feierte der Sohn des Bundestrainers Norbert Loch den ersten Olympiasieg seiner noch jungen Karriere, sein Teamkollege David Möller folgte auf Platz zwei. Gemeinsam hielten sie auf der Eisbahn die deutsche Fahne in die Kameras. „Es ist unglaublich“, rief Felix Loch. Doch die erste deutsche Goldmedaille bei den Spielen von Vancouver ist auch eine belastete.

„Der tödliche Unfall von Nodar Kumaritaschwili war immer im Hinterkopf“, sagt Felix Loch, „aber ich habe das während des Rennens ganz gut ausblenden können.“ Wer die fröhlichen, lärmenden kanadischen Fans auf der Zielgeraden erlebt hat, glaubt kaum, dass zwei Tage zuvor nur wenige Meter tiefer ein Rodler gestorben ist. „Das wird uns noch lange beschäftigen“, sagte Georg Hackl, „wir hätten so etwas nicht für möglich gehalten, da müssen wir sehr viel lernen für die Zukunft.“ 

Loch war in allen vier Läufen am schnellsten

Trotzdem feierten die deutschen Rodler am Sonntag ihren souveränen Erfolg. „Der Felix hat es verdient“, sagte David Möller, „er ist viermal Bestzeit gefahren.“ Den deutschen Rodlern war im Gegensatz um Drittplatzierten Italiener Armin Zöggeler die Verlegung zum Damenstart entgegengekommen. Sie konnten auf der flacheren Strecke ihre Stärken beim Start noch besser ausspielen. „Ich hatte die besten Läufe der Saison“, sagte Felix Loch, „außerdem habe ich vier Kilo mehr als David Möller, das zieht einen auch nach unten.“ 

Der deutsche Rodelverband freute sich mit seinen Athleten. „Das ist ein sensationeller Auftakt gewesen, so einen Start mit Gold und Silber hatten wir noch nie“, sagte Thomas Schwab, Generaldirektor des Rodelverbandes. „Auf uns liegt ja auch immer der Druck der Öffentlichkeit“, sagte er. Nun können die erfolgsverwöhnten deutschen Rodler weiterhin in Whistler alle drei Goldmedaillen in ihrer Sportart gewinnen. „Der Sieg motivierte die ganze Mannschaft“ sagte der deutsche Rodelverbandspräsident Andreas Trautvetter. Die deutschen Damen zählen in den beiden Finalläufen am Dienstag ebenso zu den Favoriten wie die Doppelsitzer-Fahrer. 

Georg Hackl kennt den neuen Olympiasieger bereits, seit dieser zwei, drei Jahre alt war. „Er ist als kleiner Junge immer bei uns Garage herumgelaufen“, sagte der Rodeltrainer. Sein Vater war nach der Wende von Thüringen an den Königssee gezogen, wo er zunächst als Jugendtrainer gearbeitet hat. „Norbert Loch hat bei uns die ganze Jugendaufbauarbeit geleistet“, sagt Georg Hackl, „alle Weltklasserodler aus Berchtesgaden sind durch seine Hände gegangen.“ Außerdem habe der zum Bundestrainer aufgestiegene Norbert Loch seinen Sohn charakterlich hervorragend erzogen, lobte Hackl. „Er ist ein pfundiger Kerl, wenn es irgendwo klemmt, dann ist er der Erste, der sich meldet und anpackt.“ Ein Tüftler am Schlitten sei er auch. Vor allem aber könne sich der Bundespolizist zielstrebig auf den Punkt konzentrieren. Neben seinem Olympiasieg zeugen auch zwei Weltmeistertitel davon. „Das macht ihn jetzt schon zu einem ganz Großen im Leistungssport“, sagt Georg Hackl. „und das macht mich stolzer als bei meinen eigenen Erfolgen.“ Ein größeres Kompliment gibt es nicht.

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