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Sport: Einspielen fürs Finale

Hertha BSC kann darauf hoffen, dass der 1. FC Kaiserslautern das letzte Bundesligaspiel der Saison nicht mehr allzu ernst nimmt

Berlin. Manchmal reichen die normalen Wörter einfach nicht aus. Im Fall Kaiserslautern zum Beispiel. Ein aussichtsloser Fall, haben alle im Winter noch gedacht. 13 Punkte hatte die Mannschaft des FCK aus den 17 Spielen der Hinrunde geholt, und eigentlich war der Klub am Ende, sportlich und finanziell. Jetzt lebt er wieder. Die Schulden hat zu großen Teilen die Stadt Kaiserslautern übernommen, und sportlich kann auch nichts mehr passieren nach dem 0:0 gegen Borussia Dortmund am vergangenen Wochenende. Gerhard Meier-Röhn, der Pressesprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den Nicht-Abstieg des 1. FC Kaiserslautern gestern sogar zur „politischen Frage“ aufgeblasen. Manchmal sind die normalen Wörter eben einfach zu klein.

Erik Gerets, der Trainer, und Miroslav Klose, Kaiserslauterns bester Torschütze, waren gestern in Berlin zu Besuch. Am Samstag spielen sie gegen Hertha BSC. „Retter Gerets“ („Bild“) sprach vom Spiel im Olympiastadion: „Wir wissen, dass wir gegen die beste Mannschaft Deutschlands spielen.“ Hertha BSC meinte er damit allerdings nicht. Eine Woche nach dem letzten Bundesligaspiel reisen die Lauterer wieder nach Berlin, dann zum DFB-Pokalfinale gegen den Deutschen Meister Bayern München. Die letzte Bundesligabegegnung gegen Hertha könnte da leicht zum Einspielen für das Finale gegen die Bayern geraten.

Den Berlinern soll das nur recht sein. Sie müssen gegen Kaiserslautern gewinnen, um sich noch für den Uefa-Cup zu qualifizieren. Doch selbst ein Sieg reicht unter Umständen nicht. Zugleich muss Hertha hoffen, dass Werder Bremen nicht gewinnt. Der ärgste Konkurrent um Platz fünf steckt dabei in einer Situation, die Hertha durch die vorzeitige Rettung Kaiserslauterns erspart bleibt. Die Bremer spielen in Mönchengladbach gegen eine Mannschaft, die selbst noch einen Punkt benötigt, um in der Liga zu bleiben.

Gerets, der im September Nachfolger von Andreas Brehme als Trainer in Kaiserslautern wurde, sagt, dass seine Mannschaft in der Rückrunde „etwas Fantastisches erreicht“ habe, „so tief, wie wir in der Misere gesteckt haben“. Es war nicht einfach, immer an die Rettung zu glauben. Miroslav Klose sagt, er habe nach dem ersten Spiel in diesem Jahr, nach der 1:2-Heimniederlage gegen Stuttgart, in der Kabine gesessen und „ein bisschen gezweifelt“, ob die Sache noch einen glücklichen Ausgang nehmen werde. Die Mannschaft hatte in der Winterpause eine ausgezeichnete Vorbereitung hingelegt, und dann habe sie gegen die Stuttgarter „ohne Gegenwehr“ verloren, „ohne Moral zu zeigen“. Erik Gerets sagt: „Wenn du spürst, dass die Mannschaft aufgibt, dann ist es auch vorbei.“ Aber dieses Gefühl hat er nie gehabt. In der Rückrunde holte Kaiserslautern 27 Punkte aus 16 Spielen, nur einen weniger als der nächste Gegner Hertha BSC.

Ob noch welche hinzukommen, kann den Lauterern eigentlich ziemlich egal sein. Ab jetzt zählt in erster Linie das Pokalfinale. Ein Sieg gegen die Bayern, „das ist eine Möglichkeit, um unsere Saison definitiv noch zu retten“, sagt Gerets. Er hat schon darüber nachgedacht, gegen Hertha „dem einen oder anderen Spieler mal ein bisschen Ruhe zu geben“, weil er sehr fitte Spieler brauche – gegen die Bayern. Möglich sei, dass die beiden Stürmer Klose und Vratislav Lokvenc nur jeweils eine Halbzeit spielten. „Das heißt nicht, dass wir dadurch schwächer sind“, sagt Gerets, es gehe schließlich nicht darum, sechs oder sieben Spieler zu schonen.

Mit einer Niederlage gegen Hertha könnte sich Kaiserslautern unter den Berlinern Zuschauern einige Freunde machen, vor allem im Hinblick auf das Pokalfinale. „Wenn wir weniger Tore schießen als die Bayern, sind die Berliner für uns“, sagt Miroslav Klose. Das wird nicht allzu schwer sein. Die Bayern haben vor einer Woche sechs Tore gegen Hertha geschossen.

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