zum Hauptinhalt
Sag du mir, woran es liegt. Adam Nemec (l.) und Patrick Zoundi sind angesichts der Formkrise des 1. FC Union ratlos. Foto: dpa

© dpa

Sport: Einstürzende Neubauten

Beim 1. FC Union steigen die Ansprüche, aber die anhaltende Formkrise trübt die Aussichten.

Berlin – Der Samstag war nicht der schönste Tag für die Zweitliga-Fußballer des 1. FC Union. Um 3.30 Uhr erreichte ihr Bus nach der 0:3-Niederlage beim VfR Aalen die Heimat. Es folgte ein 45-minütiges Auslaufen. Um 15 Uhr bat Trainer Uwe Neuhaus zur Krisensitzung. 51 Minuten saßen Spieler, Trainerstab und Präsident Dirk Zingler zusammen. „Wir haben deutliche Worte gefunden. Wir haben für uns Ziele formuliert, wie wir wieder in die Spur zurückzufinden“, sagte ein entspannt wirkender Neuhaus im Anschluss.

Bis zum Heimspiel am Freitag gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg werde es keinen freien Tag geben und die Intensität im Training erhöht. Die siebente Auswärts-Niederlage löste diese Mechanismen aus. Neuhaus war nach dem vierten sieglosen Spiel in Serie verärgert, „weil wir gerade dabei sind, all das zu vernichten, was wir uns in vielen Jahren aufgebaut haben.“ Schon vor der Partie in Aalen wollte Trainer Neuhaus diese Saison trotz der sich häufenden Punktverluste von der Kritik nicht schlecht machen lassen. „Davor waren wir für alle ein Aufstiegskandidat“, kritisiert Neuhaus den Stimmungsumschwung in den Medien.

Doch mit dem bald fertiggestellten Stadion steigen auch die Ansprüche bei Union. Der Traum von der Ersten Liga soll irgendwann wahr werden in Berlin-Köpenick. Aktuell aber macht Union der Konkurrenz keine Angst. Wie im letzten Jahr ist die Defensive anfällig. Die 44 Gegentore werden nur von den drei Abstiegskandidaten überboten. Vielleicht wartet Union deshalb mit der Festverpflichtung der beiden ausgeliehenen Innenverteidiger Roberto Puncec von Maccabi Tel Aviv und Fabian Schönheim von Mainz 05 – was gleichzeitig nicht unbedingt deren Sicherheit erhöht.

Momentan fällt den Berlinern auch das Herausspielen von Torchancen schwer. In der Offensive sind sehr viele Akteure außer Form. Silvio, Christopher Quiring und Baris Özbek betrifft das schon seit Längerem. Dazu gesellen sich nun Torsten Mattuschka, Björn Jopek und Simon Terodde. Union bestreitet zwar, dass die Motivation der Spieler im Niemandsland der Tabelle gesunken sei. Allerdings gab es in Frankfurt und Aalen (jeweils 0:3) innerhalb von 20 Tagen die beiden höchsten Saisonniederlagen. Neuhaus sieht die Spieler in der Pflicht.

„Ich habe mich ja fast vor den fahrenden Zug geworfen, um sie zu schützen. Das kann ich nicht mehr machen“, sagte er. Wie sieht es mit Selbstkritik aus? Neuhaus erklärt: „Ich versuche immer, mich selbst zu hinterfragen. Das mache ich auch im Falle des Erfolges.“

Manche seiner Entscheidungen scheinen jedoch diskussionswürdig zu sein. Daniel Göhlert, der seit Sommer eine Freigabe hat, spielte in Aalen zum zweiten Mal in dieser Serie von Beginn an glücklos auf der Sechser-Position im Mittelfeld. Nach 51 Minuten wurde er ausgetauscht. „Ich dachte, dass wir mit ihm mehr Stabilität in die Defensive bekommen, das war ein Trugschluss“, gab Neuhaus zu. Die Auswechslung von Kapitän Torsten Mattuschka zur Pause verteidigte er und nannte leistungsbedingte Gründe.

Zu neuen Saison soll der Kader des ambitionierten Zweitligisten qualitativ weiter verbessert werden. Der von niederländischen Medien mit Union in Verbindung gebrachte Angreifer Guyon Fernandez von Feyenoord Rotterdam sei laut Union-Sportgeschäftsführer Nico Schäfer aber kein Thema. Das Gute liegt manchmal auch so nah. Mit dem am Freitag so starken Aalener Martin Dausch, der ab Sommer in Köpenick kickt, führte Neuhaus im Aalener Kabinengang bereits ein Gespräch mit organisatorischem Hintergrund. Zumindest dabei dürfte der Trainer optimistisch an die Zukunft gedacht haben. Matthias Koch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false