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Brotlose Kunst: Braunschweigs Kumbela am Ball gegen Augsburg.

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Update

Eintracht Braunschweig - FC Augsburg 0:1: Gehemmt und glücklos

Eintracht Braunschweig kassiert in letzter Sekunde das 0:1 gegen Augsburg. Trotzdem hat der Tabellenletzte noch Hoffnung auf die Relegation. "Der Kopf bleibt oben", sagt Trainer Torsten Lieberknecht.

Von Christian Otto

Der halbnackte Mann, der an der Außenlinie sein Tor bejubelte, trat wie der perfekte Spielverderber auf. "Zehn Minuten im Spiel, das hat gereicht", sagte Raul Bobadilla. Er wirkte sehr zufrieden – mit sich und seinem Trikot-Striptease. Der Einwechselspieler des FC Augsburg hatte mit einem schönen Lupfer in der Nachspielzeit den 1:0 (0:0)-Erfolg bei Eintracht Braunschweig besiegelt. Was den Gast feiern ließ und noch in die Europa League bringen kann, versetzte den Gegner und dessen Fans in eine Art Schockzustand.

Es war eine gespenstische Atmosphäre in diesem Stadion, das sonst den Ruf hat, zu den besonderen Festungen der Fußball-Bundesliga zu gehören. "Das war Totenstille. Wir sind bitterböse bestraft worden", sagte Eintrachts Verteidiger Benjamin Kessel nach einer weiteren Niederlage für den Aufsteiger, der trotzdem noch die Klasse halten kann. War es naiv, gegen eine konterstarke Mannschaft wie die Augsburger auch in den letzten Sekunden noch alles zu riskieren? Hätte es nicht mehr Sinn gemacht, sich mit einem Unentschieden zu begnügen und zumindest den 1. FC Nürnberg in der Tabelle einzuholen?

Braunschweig zum Start konfus

"Hätte, wenn und aber. Wir spielen hier Profifußball. Wir wollten von Anfang an gewinnen", sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht. Er hatte sich bis zuletzt geweigert, sein Team während des Spiels über die günstige Konstellation in der Tabelle zu informieren. Lieberknechts Order lautete: Nicht auf die anderen achten, sondern selbst gewinnen. Die Lehre nach dem Spiel lautete: Weil keine der drei abstiegsbedrohten Mannschaft einen Punkt geholt hat, darf Braunschweig weiter auf den Verbleib in der Bundesliga hoffen. Dass weiterhin nur ein Sieg am letzten Spieltag bei der TSG Hoffenheim dem Aufsteiger noch eine wundersame Rettung ermöglichen kann, gibt Lieberknecht Recht. Er ließ bis zum bitteren Ende auf Sieg spielen, riskierte alles und kann sich mit der Eintracht trotz des 0:1 immer noch retten.

Das Dribbeln und Kämpfen am Abgrund, das Eintracht Braunschweig eine ganze Saison lang praktiziert hat, sorgt auf der Zielgeraden der Saison für so manches Kuriosum. Daniel Davari etwa, der sonst souveräne Stammtorhüter der Niedersachsen, hatte die 22 600 Zuschauer im Stadion mit seinen nervösen Auftritt vor eine echte Nervenprobe gestellt. Der 26-Jährige verlässt Braunschweig nach der Spielzeit auf eigenen Wunsch und hinterließ in seinem letzten Heimspiel für die Eintracht besonders in der ersten Halbzeit einen konfusen Eindruck. Es brauchte mehr als 20 Minuten und so manche prekäre Szene mit der Gefahr eines Eigentors, ehe Davari endgültig im Spiel angekommen war und wie ein richtiger Rückhalt für seine Mannschaft agierte.

Offensiv ohne Gefahr

Zur Pause hatte für den Gastgeber alles noch so wunderbar ausgesehen. Strahlender Sonnenschein, ausverkauftes Stadion, die erhofften Niederlagen für die ärgsten Abstiegskonkurrenten aus Hamburg und Nürnberg bahnten sich tatsächlich an: Selten war die Konstellation so günstig, um mit einem einzigen Sieg den Sprung auf den Relegationsplatz zu schaffen. Aber eine solide Abwehrleistung und beherzte Zweikämpfe im Mittelfeld reichten nicht, um die motivierten Augsburger in die Knie zu zwingen. Wie schon in so vielen Partien zuvor mangelte es an der nötigen Gefahr in der Offensive.

Es war ein schwacher Trost für die Eintracht, dass es den kombinationsstärkeren Augsburgern kaum besser erging. Sie besaßen in der Schlussphase zwar die besseren Chancen, hatten aber auch Glück. Ihr Schlussmann Marwin Hitz verhinderte mit einem Reflex bei einem Schuss des eingewechselten Braunschweigers Salim Khelifi die Führung für den Tabellenletzten.

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