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Zum Wegschauen. Frankfurts Trainer Armin hätte sich seine taktischen Umstellungen beim Stand von 1:2 besser verkniffen. Sein Team kassierte danach vier weitere Tore. Foto: dpa

© dpa

Eintracht Frankfurt: Da hilft nur Sarkasmus

Eintracht Frankfurt fürchtet nach dem 1:6 in Berlin eine schwere Startphase. Dabei hatten die Hessen in der Vorbreitung und im Pokal noch überzeugt.

Als Armin Veh gerade die Katakomben des Olympiastadions verlassen wollte, wurde der Trainer noch gefragt, ob Eintracht Frankfurt denn trainiere am nächsten Tag. „Ja, Straftraining“, knurrte Veh. Das war natürlich nicht ernst gemeint wie vieles, was der 52-Jährige sagt. Armin Veh flüchtet sich gerne in Ironie und Sarkasmus. Nach dem 1:6 seiner Mannschaft zum Bundesligastart beim Aufsteiger Hertha BSC hatte er auch allen Grund dazu.

Das Überraschungsteam der vergangenen Saison, das als Aufsteiger in den Europapokal eingezogen war, hatte sich beim aktuellen Aufsteiger in Berlin „abschlachten lassen“, wie es Verteidiger Marco Russ formulierte. So schnell, wie die Eintracht in der alten Saison nach oben schoss, so schnell stürzte sie zu Beginn der neuen ab. „Hertha hat als Aufsteiger mit den Fans im Rücken euphorisch aufgespielt, wie wir im letzten Jahr“, sagte Russ anerkennend, „aber wir dürfen keine Ausreden suchen. Wir müssen reden.“

Die Tonlage gab Veh vor. „Jetzt gibt’s richtig Stoff“, sagte er. Aber das war wieder nicht ernst gemeint. „Ich kann doch nicht immer loben, dass ich eine charaktervolle Mannschaft habe und dann nach einem 1:6 sagen, sie ist charakterlos.“ Bei ihm gebe es nie Aktionismus. Der Trainer suchte die Schuld bei sich selbst. Beim Pausenstand von 1:2 brachte Veh zwei Flügelspieler, stellte von einem 4-4-2-System mit Mittelfeldraute auf ein 4-2-3-1 um. „Das hätt’ ich besser nicht gemacht“, sagte er. Die Berliner kamen fortan noch schneller vor das Frankfurter Tor, so blitzartig, wie es die Hessen im Vorjahr vermocht hatten. „Letztes Jahr ist ein alter Kamm“, sagte Veh. Aber auch er hatte gehofft, das System der Vorsaison würde in der zweiten Hälfte Sicherheit zurückgeben. „Das ist in die Hose gegangen“, stellte Verteidiger Russ fest.

Die Frankfurter wollten wieder kombinieren, aber brachten sich mit schlechten Pässen in Abwehrnöte. „Das ist halt meine Mannschaft, sie versucht trotzdem Fußball zu spielen“, sagte Veh. „Aber wir können nach dem 1:3 nicht mit acht Mann nach vorne rennen.“

Nun droht der Eintracht ein längerer Aufenthalt am Tabellenende. Als nächste Gegner warten Bayern München, dann mit Braunschweig ein weiterer euphorischer Aufsteiger und Dortmund. Zwischendurch muss Frankfurt 3000 Kilometer nach Baku reisen, zu den Europa-League-Play-offs bei Karabach Agdam. Drei Punkte in Berlin hatte die Eintracht da nötig, zumindest heimlich eingeplant. „Ich hatte vorher ein schlechtes Gefühl bei dem Programm“, sagte Veh, obwohl in der Vorbereitung und im Pokal alle Spiele gewonnen wurden. Mit dem Blick auf das nächste Spiel sagte er: „Wenn wir so gegen Bayern spielen, kriegen wir zehn Stück.“ Das war ernst gemeint.

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