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Funkel

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Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel: Tausendundein Spiel

Am vergangenen Wochenende beging Friedhelm Funkel ein bemerkenswertes Jubiläum. Der 1:0-Auswärtssieg beim Karlsruher SC war Funkels 1000. Spiel im Profifußball. Frankfurts Trainer fällt auch mit einem Jubiläum nicht auf.

Nach 472 Einsätzen als Spieler stand Funkel zum 528. Mal als Trainer an der Seitenlinie. Kurioserweise fiel das trotz all der statistischen Arbeit, die heutzutage rund um ein Fußballspiel geleistet wird, am Spieltag keinem auf. Selbst Funkel nicht. „Ich habe es auch erst in den Tagen nach dem Spiel erfahren“, sagte er nun nach dem 2:1-Sieg gegen Energie Cottbus.

Immer dabei zu sein und trotzdem wenig aufzufallen – das kennzeichnet Funkels Fußballleben. Da kann auch ein Jubiläum mal untergehen. Die Statistikexperten des „Kicker“ wiesen am Donnerstag auf Funkels stolze Zahl hin, immerhin rechtzeitig zu seinem 1001. Einsatz. Die Begegnung mit den Cottbussern wurde dann auch ein Spiegelbild für die Karriere des gebürtigen Rheinländers. Die erste Halbzeit bot wenig Aufregendes, in der zweiten verwandelte seine Mannschaft mit Hängen und Würgen einen 0:1-Rückstand, erzielt von Energie-Kapitän Timo Rost, in einen 2:1-Erfolg, wobei beim Siegtreffer durch Marco Russ der Ball gerade eben in vollem Umfang die Linie überquert hatte. Im Grunde hatte sich der Ball genauso ins Tor gequält, wie sich Funkel seit je um Anerkennung im Fußballgeschäft bemüht.

Der ehemalige Stürmer steht mit seiner gesamten Spieler- und Trainerkarriere für Mittelmaß, sein Werdegang ist jedenfalls alles andere als ein Märchen aus Tausendundeinem Spiel. Bei seinen Stationen als Spieler in Uerdingen und Kaiserslautern kam er nie über Rang vier in der Bundesliga hinaus. Extravaganzen hat sich Funkel in all den Jahren nur zweimal geleistet: Als er 1985 mit seinem Herzensverein Uerdingen den DFB-Pokal gewann und ein Jahr darauf im Uefa-Pokal beim denkwürdigen 7:3-Sieg gegen Dynamo Dresden zu den Helden zählte. Auch als Trainer zog Funkel von einem Mittelklasseklub zum nächsten, lediglich als Experte für Aufstiege in die Bundesliga machte er sich mit vier erfolgreichen Missionen in Uerdingen, Köln und Frankfurt einen Namen.

Und auch jetzt, da er in Sichtweite der Uefa-Cup-Plätze so gut dasteht wie noch nie in seiner Trainerkarriere, bleibt er seiner Rolle treu. Anstatt den zur Pause eingewechselten Brasilianer Caio für seinen wunderschönen Ausgleichstreffer und die Vorbereitung des Siegtors als Mann des Abends zu feiern sowie sich selbst für seinen Glücksgriff zu loben, konstatierte Funkel ganz trocken, dass „Caio in der Offensive ein paar ganz gute Aktionen hatte, sich in der Defensive dafür eine ganze Menge schwache Szenen gestattet hat“.

Genauso verwahrte sich Funkel gegen mögliche Ambitionen der Eintracht bezüglich der Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb. Funkels Sinn für die Realität passt zwar so gar nicht in das nach Sensationen verlangende Fußballbusiness, dafür gibt ihm der aktuelle Erfolg in Hessen recht. Schritt für Schritt hat er in den fast vier Jahren seiner Tätigkeit die Eintracht vorangebracht. Zunächst führte er den Klub mit seinem ebenfalls höchst nüchternen Gesinnungsgenossen und Vorgesetzten Heribert Bruchhagen zurück in die Bundesliga. Dort bewahrte er die Eintracht mit wenig attraktiver Spielweise zweimal vor dem Abstieg. Mit solchen Sorgen muss sich die Eintracht in dieser Saison spätestens nach dem Sieg gegen Cottbus nicht mehr befassen. Doch selbst das Erreichen dieses Etappenziels kommentierte Funkel in seiner gewohnten Art: „Keine Euphorie, weiterarbeiten.“

Daniel Meuren[Frankfurt am Main]

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