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Eisbär André Rankel: Der Play-off-Mann

André Rankel schießt in den Play-offs gegen die Hamburg Freezers die wichtigen Tore für die Eisbären. Dabei wollte er ursprünglich für einen anderen Berliner Klub in der DEL spielen.

Von Katrin Schulze

Es war eine Frage, auf die André Rankel keine Antwort gab. Nicht, weil er sie nicht wusste. Sie wäre für einen Spieler der Eisbären Berlin einfach nicht standesgemäß ausgefallen. Von welchem Verein er denn als Jugendlicher geträumt habe? Für jemanden, der seine Schlittschuhe in seiner Kindheit immer nur für die Berlin Capitals geschnürt hat, ist das eine klare Angelegenheit. Kein Kind sieht seine Zukunft bei Bayern München, wenn es mit 1860 groß wird. Doch André Rankel ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, mit Sozialisationsvorgaben zu brechen. Statt mit den Capitals in die Insolvenz zu gehen, entschied er sich, zum Stadtrivalen zu wechseln.

Großen Applaus bekam er dafür von seinem Stammverein nicht. Der damalige Manager des Capitals-Nachfolgeklubs, Lorenz Funk, sagte: „André macht einen großen Fehler. Bei uns könnte er sich zu einem richtig guten Spieler entwickeln. Bei den Eisbären wird er versauern.“ Von wegen. André Rankel machte alles richtig, denn mittlerweile spielt der 23-jährige Angreifer mit den Eisbären wieder einmal um die deutsche Eishockey-Meisterschaft. Und das sehr erfolgreich: Am Sonntag schoss er in der Verlängerung der zweiten Play-off-Viertelfinalpartie den entscheidenden Treffer zum 3:2, dem zweiten Sieg der Berliner über die Hamburg Freezers. Schon in der ersten Begegnung gegen Hamburg war er mit zwei Toren maßgeblich am Erfolg seines Teams beteiligt.

Sein Trainer lobte danach das Verhalten seiner jungen Spieler in der Endrunde – allen voran nannte er Rankel. „Es ist unglaublich, wie sie sich entwickelt haben“, sagte Don Jackson. „Für die Leistung des Team ist es wichtig, dass Spieler wie André Rankel so viel Verantwortung übernehmen.“ Jackson schwärmt geradezu von den jungen Deutschen in seiner Mannschaft. Das war nicht immer so. Zu Beginn dieser Saison kritisierte der US-Amerikaner, dass sich einige der jungen Spieler auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhten. Jackson zählte zwei, drei Namen auf. Dass er Rankel nicht nannte, ist symptomatisch. Der gebürtige Berliner zählt eben nicht zu den jungen Wilden im Team der Eisbären, er prescht nicht mit aller Macht in den Vordergrund. Und er lässt sich schon gar nicht zu unbedachten Äußerungen verleiten wie ein Florian Busch zum Beispiel. Rankel zieht es vor, durch Leistung zu überzeugen, nicht mit Worten.

Der Nationalspieler weiß genau, wie er sich als Profi verkaufen muss. Wer die Tore in der Endrunde macht, sei egal, sagt er. „Wichtig ist, dass die Mannschaft gut zusammenarbeitet und ihren Weg weiterhin konzentriert verfolgt.“ Rankels Bescheidenheit überträgt sich zuweilen auch auf seine Auftritte auf dem Eis – in den ersten Spielen der Hauptrunde ging er in der Torflut seiner erfahrenen Kollegen beinahe unter. Jetzt, wo es darauf ankommt, ist auf den 23-Jährigen allerdings Verlass: Es scheint, als findet Rankel immer rechtzeitig zu seiner Topform zurück. Schon im vergangenen Jahr schoss er in der Endrunde fünf Tore und entwickelte sich vom Mitläufer zum Leistungsträger. Auch in dieser Saison hat er sich kontinuierlich gesteigert und längst zu seinen renommierten Kollegen wie Steve Walker oder Mark Beaufait aufgeschlossen. Beim dritten Viertelfinalspiel heute gegen Hamburg (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) kann er mit den Eisbären den nächsten Schritt in Richtung seines vierten Meistertitels machen.

André Rankel ist angekommen in der Spitze des deutschen Eishockeys. Und bei den Eisbären.

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