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In Lauerstellung. Seit 2007 hütet Rob Zepp das Tor bei den Eisbären Berlin, sein Ziel liegt aber weiterhin in Nordamerika. Foto: ddp

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Eisbären: Auf dem Sprung

Im Juli wäre Torhüter Rob Zepp fast in der NHL gelandet. Jetzt gibt er bei den Eisbären alles, damit ihm der Coup im nächsten Jahr gelingt.

Von Katrin Schulze

Berlin - So schnell bringt Rob Zepp nichts aus dem Konzept. Nach dem 4:2-Sieg seiner Eisbären am Samstag steht der Eishockey-Torhüter unbeeindruckt in der Berliner Großarena. Ein kleines weißes Handtuch hängt locker um seinen Hals, den Schweiß sucht man in seinem Gesicht vergebens. Zepp sieht eher so aus, als habe er gerade einen kleinen Spaziergang unternommen und sich nicht 60 Minuten lang im Tor verausgabt. Dass er nach dem European-Trophy-Spiel gegen Djurgardens IF aus Stockholm zum erneut zu einem der besten Akteure gewählt worden ist, scheint ihn kalt zu lassen. Zu viele Auszeichnungen dieser Art hat der 28-Jährige schon erhalten – und überhaupt hat er Größeres vor. „Ja, es stimmt,“ sagt Zepp und muss nun doch schmunzeln. „Ich habe im Sommer mit Teams aus der NHL verhandelt. Dieses Jahr bleibe ich aber noch bei den Eisbären.“

Mit welchen Klubs aus der nordamerikanischen Profiliga er wie genau gesprochen hat, möchte der Torhüter lieber nicht öffentlich sagen. Sein Manager Peter John Lee wird etwas konkreter. „Wir hatten ein, zwei lockere und eine sehr ernste Anfrage. Drei bis Wochen ging es hin und her. Es war ziemlich eng.“ Laut des neuen Transferabkommens zwischen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und der NHL hätte Zepp bis zum 15. Juli Zeit gehabt, um einen Kontrakt in Nordamerika zu unterzeichnen. So wie es sein Torwart-Kollege aus der deutschen Nationalmannschaft, Dennis Endras, getan hat. Der 25-Jährige wird zwar noch ein Jahre bei den Augsburger Panthern bleiben, die in der zurückliegenden DEL-Saison Zepps Eisbären im Play-off-Viertelfinale rausgeworfen hatten, danach aber zu Minnesota Wild wechseln.

Beide, Endras und Zepp, spielten sich bei der Heim-Weltmeisterschaft im Mai mit herausragenden Paraden ins Bewusstsein der großen Eishockeywelt. Nun hat „Rob eben einen anderen Weg als Dennis Endras gewählt“, wie Lee es ausdrückt. „Für einen Torhüter ist er noch relativ jung.“ Als Zepp noch richtig jung war, hatten zwei NHL-Klubs schon mal ihr Interesse am Goalie bekundet: 1999 sicherten sich die Atlanta Thrashers die Rechte an ihm, 2001 die Carolina Hurricanes. Doch es reichte nicht – noch nicht, genauer gesagt.

Denn ein paar Jahre später scheint Rob Zepp bereit für den großen Sprung; das glaubt auch Manager Lee: „Wenn er in dieser Saison ähnlich super spielt wie in der letzten, dann sieht es gut aus mit dem Wechsel. Seine Entwicklung spricht für ihn.“ Tatsächlich ging die Karriere des Deutsch-Kanadiers stetig aufwärts – der Typ Shootingstar ist er allerdings nie gewesen. Zepp probierte es erst in unteren nordamerikanischen Ligen, ehe er nach einem Umweg über Finnland bei den Eisbären landete, mit denen er am kommenden Wochenende in Dresden und Heilbronn um den Einzug in die Finalrunde der European Trophy kämpft. „Das würde uns einen Selbstbewusstseinsschub für die Liga geben. Wir müssen nur besonnen genug bleiben“, sagt der Torhüter. Das passt.

Es ist diese Mischung aus Abgeklärtheit und Erfahrung, mit der sich Rob Zepp der NHL genähert hat. Kaum ein anderer Berliner Spieler wirkt so gefasst wie ihr Stammtorwart. Selbst nach dem Gewinn der beiden Meistertitel kam er unaufgeregt, ja beinahe teilnahmslos daher – alles Konzentration, wie Zepp nordamerikanisch-professionell betont. Auch Klub-Trainer Don Jackson hat „selten jemanden mit seinem Ehrgeiz gesehen“. Und deshalb würden die Eisbären ihrem Goalie laut Lee auch „keine Steine in den Weg legen“, sollte nach der Saison das nächste gute Angebot aus Nordamerika eintrudeln.

Was der Betroffene selbst von alldem hält, ist nicht schwer zu erraten, auch wenn er es nett verpackt. „Ich denke nicht über diese Saison hinaus“, sagt Rob Zepp. „Aber wer mich kennt, der weiß, dass die NHL schon immer mein Ziel war.“

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