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Stefan Ustorf, Steve Walker, Denis Pederson

© dpa

Eisbären Berlin: Der Erfolg wird alt

Die Eisbären profitieren ihren erfahreren Profis. Die Jüngeren aber müssen perspektivisch mehr Verantwortung im Team von Don Jackson übernehmen.

Einen wie Denis Pederson könnten die Eisbären immer gut gebrauchen. Einen leidenschaftlichen Kämpfer, einen, der immer alles für den Erfolg gibt. Zwar ist der 34 Jahre alte Kanadier mit dem markigen Gesicht „nicht mehr der schnellste“, wie sein Trainer Don Jackson sagt. „Aber er geht dahin, wo es weh tut, und kann ein Spiel allein entscheiden.“ Vor allem aber kann Pederson seine Kollegen mitreißen. Wenn die Eisbären heute bei den Iserlohn Roosters (18.30 Uhr) um ihre Vormachtstellung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kämpfen, wird ihnen der Kämpfer Pederson voraussichtlich fehlen.

Am Freitag musste der Angreifer nach einem harten Check vor der ersten Drittelpause beim Stand von 1:1 mit einer Prellung im Oberkörper die Eisfläche verlassen. Am Ende standen die Eisbären mit einer 3:7-Niederlage gegen die Düsseldorfer EG da – sie gingen kollektiv unter, wirkten gar ein bisschen verloren. Vielleicht auch, weil es keiner von Pedersons Kollegen vermochte, den entscheidenden Impuls zu setzen, um die zweite Saisonniederlage gegen die DEG noch abzuwenden. Es fehlte die Leitfigur. Böse gesprochen, funktionieren die Eisbären augenblicklich nur, wenn auch die erfahrenen Profis funktionieren.

Dabei hatte Kapitän Steve Walker vor Saisonbeginn noch verlangt, dass die jungen Deutschen nun „mehr Verantwortung übernehmen müssen“. Bisher haben sie sich allerdings vornehm zurückgehalten. Um einen Eindruck von den derzeitigen Kräfteverhältnissen in der Berliner Mannschaft zu bekommen, reicht ein Blick auf die Statistik: Die Scorerliste führt Walker an, 36 Jahre alt, danach folgen die NHL-erfahrenen Pederson und Jeff Friesen, 33. „Wir haben automatisch das Kommando im Team, weil wir mehr Eiszeit bekommen als die anderen und in Über- und Unterzahl spielen“, sagt Pederson. Von der jungen Fraktion können derzeit lediglich Travis James Mulock und Florian Busch, der in Iserlohn wegen Leistenproblemen fehlen wird, mit den routinierten Profis wirklich mithalten.

Diese Diskrepanz zwischen Jung und Alt ist erstaunlich, hatten sich die Berliner in der Vergangenheit doch immer gerade durch ihre Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Aufsässigkeit ausgezeichnet. Momentan aber scheinen die älteren den jüngeren Profis ein wenig davonzulaufen. Wie das genau aussieht, ließ sich unter der Woche in einem Trainingsspielchen zwischen erfahrenen Profis und der Eisbären-Jugend beobachten. „Da wurden unsere jüngeren Profis richtig fertig gemacht“, sagt Jackson. „Und zwar, weil sie zu viel Respekt vor den Alten hatten.“

Natürlich ist das ein vergleichsweise kleines Randphänomen, schließlich führen die Berliner die Tabelle der DEL immer noch an, perspektivisch jedoch könnte es sich zu einem echten Problem ausweiten. „Wenn wir den Klub verlassen, müssen unsere Nachwuchskräfte bereit sein, in Führungsrollen zu schlüpfen. Erst dann wird sich ihre wirkliche Stärke zeigen“, sagt Pederson. „Denn im Moment stehen die Jüngeren natürlich noch in unserem Schatten.“ Wohl auch deshalb hat Denis Pederson vorsorglich doch schon mal seine Tasche für einen Einsatz in Iserlohn gepackt – wenn es sein muss, wird er trotz Schmerzen spielen. Wie ein echter Kämpfer.

Katrin Schulze

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