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Im Mittelpunkt. Chris Hahn (Zweiter von rechts) hat zuletzt zwei Spiele für die Eisbären entschieden.

© dapd

Eisbären Berlin: Die vierte Reihe gewinnt

Chris Hahn war eigentlich schon aussortiert, nun drängt er sich bei den Eisbären auf. "Ich habe meine positive Einstellung nie verloren", sagt er.

Von Katrin Schulze

Berlin - Haben die Fans wirklich seinen Namen gerufen? Der junge Mann war sich nicht ganz sicher, doch er hatte richtig gehört. „Chris Hahn, Chris Hahn“, schallte es am Sonntagnachmittag aus der Kurve, in der sich die treuesten Anhänger der Eisbären sammeln. Der so gefeierte Protagonist schaute erst etwas ungläubig drein, und überzeugte sich lieber ein zweites Mal von der Richtigkeit der vernommenen Schlachtrufe. Vermutlich auch, weil der Eishockeystürmer selbst nicht mehr recht an dieses Szenario geglaubt hatte. Denn Chris Hahn war in Berlin eigentlich schon aussortiert.

Immer wieder war zu hören, dass das Management der Eisbären seinen kleinen, wendigen Angreifer allzu gerne verkauft hätte, zum Transfer jedoch kam es bisher nicht. Zum Glück, sagen sich die Berliner nun, immerhin hat genau dieser Hahn zuletzt zwei entscheidende Treffer in Folge für sie erzielt. Gegen die Adler Mannheim am vorigen Freitag und eben am Sonntag beim 4:2-Erfolg über die Iserlohn Roosters. „Er war da, als uns einige Spieler gefehlt haben. Das ist bemerkenswert“, sagt sein Trainer Don Jackson, der zuvor nicht unbedingt als großer Anhänger des Stürmers in Erscheinung getreten ist – vielmehr degradierte er Hahn so manches Mal zum Zuschauer.

Die Play-offs der vergangenen Saison verfolgte der 25 Jahre alte Deutsch-Kanadier als überzähliger Profi von der Tribüne, und auch in der laufenden Saison verbrachte er einen Großteil der Spiele wartend auf der Bank – er lebte das Schicksal eines Spielers der vierten Reihe, der meist nur zu sporadischen Einsätzen kommt. Und er lebte es mit einer erstaunlichen Ruhe. Nicht wenige Profis wären an seiner Stelle verzweifelt oder hätten lauthals Ansprüche angemeldet; Hahn, der 2009 von einer College-Liga Nordamerikas nach Berlin übersiedelte, blieb geduldig und betonte immer wieder, wie viel Respekt er doch vor den Stammspielern habe. „Ich habe meine positive Einstellung nie verloren“, sagt er nun. Das hat sich vorerst ausgezahlt. Kein anderer Berliner Profi verstand es zuletzt so gut wie Hahn, sich in Szene zu setzen, als die Mannschaft unter immer mehr verletzten Spielern litt. Zeitweise durfte er sich deshalb sogar mit seinen Vorbildern Denis Pederson und Steve Walker in einer Sturmformation probieren.

Doch auch wenn Hahn bei den Eisbären am Mittwoch im Spiel beim ERC Ingolstadt (19.30 Uhr) wieder jede Menge Zeit zum Wirbeln auf dem Eis bekommen dürfte, scheint er selbst ein wenig an seinem großen Durchbruch in Deutschland zu zweifeln. Schüchtern spricht er von seinen Chancen („man wird sehen“), zu den Gerüchten um einen Wechsel sagt er lieber gar nichts. Nur so viel ist ihm zu entlocken: „Mein Ziel ist es weiterhin, so lange wie möglich in Berlin zu bleiben.“ Seit dem zurückliegenden Wochenende ist es wieder ein bisschen wahrscheinlicher geworden, dass Chris Hahn noch ein paar Tage bleiben darf. Und vielleicht auch noch mal von den Fans zu einer Ehrenrunde gebeten wird.

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