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Ein lauteres Jahr in Berlin ist vorbei. Eisbären-Trainer Uwe Krupp.

© Imago/Contrast

Eisbären Berlin: Ein Jahr mit Uwe Krupp: Das Imperium schlägt zurück

Ein Jahr ist Uwe Krupp am Mittwoch Trainer bei den Eisbären. Vieles ist unter ihm besser geworden bei den Berlinern. Doch wie weit sind sie noch von einem großen Erfolg entfernt?

Den ersten Termin des 16. Dezembers 2014 hatte Uwe Krupp noch in Köln. Er traf sich mit einigen Journalisten. Es gab noch vieles zu klären in seiner Heimatstadt. Thema  war natürlich sein Heimatverein, waren die Kölner Haie, die den besten Verteidiger, der jemals in Köln ausgebildet wurde, nicht mehr als Trainer wollten. Nach drei guten Jahren, drei Play-off-Teilnahmen und zwei Endspielserien hatten sie den Trainer nach einer Schwächephase zu Saisonbeginn bereits am 10. Oktober entlassen. Einen Uwe Krupp, in Köln, ein Wahnsinn. Zum Glück für die Eisbären, denn nachdem sich Krupp mit den Haien über eine Abfindung geeinigt hatte war der Weg nach Berlin am 16. Dezember 2014 frei. Am Mittwoch ist Uwe Krupp nun ein Jahr bei den Eisbären im Amt, seine Arbeit zeigt bereits Spuren. Doch sind die Eisbären schon reif für den Meistertitel? Eine Analyse zum kleinen Jubiläum des Trainers.

Gewinnen konnte Krupp in Berlin noch nichts. In den Pre-Play-offs der Saison 2014/2015 schied er mit seiner Mannschaft in drei Spielen gegen Nürnberg aus. Die Bilanz seines Vorgängers Jeff Tomlinson war da nicht schlechter, 2014 war für die Eisbären gegen den ERC Ingolstadt ebenfalls nach drei Spielen der Qualifikation die Saison vorbei.

Allerdings hieß es bei Krupp zu Recht, dass er, mitten in der Saison gekommen,  noch nicht die Mannschaft hatte, die er nach seinen Vorstellungen strukturieren konnte. Erstaunlicherweise allerdings verwehrten die Eisbären ihrem Trainer nach der Vorsaison – wohl aus finanziellen Zwängen – die Chance zum ganz großen Umbau. Krupp bekam nicht die Angreifer, die er nach Berlin holen wollte. In der Defensive kamen zwei sehr routinierte Spieler (Bruno Gervais und Micki DuPont). Schwere Voraussetzungen, um eine Mannschaft wirklich substanziell stärker zu machen.

Nach Hälfte der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) stehen die Eisbären aber zurzeit trotzdem besser da als in den jüngsten Jahren. Nach 26 Spielen sind sie Tabellendritter, erstmals seit dem Abgang von Erfolgstrainer Don Jackson Im Jahr 2013 erscheint eine direkte Qualifikation für die Play-offs gut möglich – sicher ein Verdienst von Krupp.

Die Stimmung in der Mannschaft ist deutlich besser geworden

Spielerisch ist der Fortschritt der Mannschaft evident. Vor allem zuletzt im Powerplay und in der gesamten Saison im Defensivverhalten. Aber jenseits aller Taktik ist vor allem ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft wohl ein positiver Faktor. Krupp versteht es, Teamgeist zu erzeugen, das hat er auch einst schon als Nationaltrainer bewiesen. Offensichtlich reagiert die Mannschaft nach Niederlagen eher ermutigt und wütend als resignierend. Das Selbstbewusstsein der Eisbären ist unter Krupp gewachsen. Die Spieler spüren, dass wieder etwas möglich ist nach drei müden Jahren. Und Krupp wirkt rhetorisch an dieser Stelle auf die Mannschaft ein. Er redet sie stark. Den deutschen Spielern macht seine Vita als einst bester deutscher Verteidiger Mut, beim ausländischen Personal genießt der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Krupp mehr Respekt als jeder andere deutsche Trainer.

Das sind Faktoren, die den Erfolg begünstigen. Genauso wie der Umstand, dass Uwe Krupp aufgrund seines Hintergrundes in der Öffentlichkeit auch mehr im Mittelpunkt steht als seine Spieler – das war bei seinen Vorgängern nicht immer so. Ein deutscher Trainer und dann auch noch so einer wie Krupp lässt sich in der DEL eben besser verkaufen als ein nordamerikanischer Coach, der sich gefühlt nur auf der Durchreise in der Liga befindet. Obwohl es davon ja inzwischen auch immer weniger gibt in der Liga.

Krupp dürfte wohl in Berlin eine Enttäuschung eher verziehen werden als etwa einem Jeff Tomlinson. Aber Erfolg muss er irgendwann auch mit den Eisbären haben. Dazu sind die sieben Meistertitel, die ihm seine Vorgänger Pierre Pagé (zwei) und Don Jackson (fünf) hinterließen eben doch eine zu forderndes Erbe.

Kann Krupp schon in dieser Saison Meister werden mit den Berlinern? Die Eisbären befinden sich in der zweiten Saison unter dem inzwischen 50 Jahre alten Kölner auf dem Weg nach oben. Das passt zum Profil des Trainers Krupp, der in seinen zwei Trainerstationen bei der Nationalmannschaft (2005 bis 2011) und bei den Kölner Haien (2011 bis 2014) auch Zeit zum Entwickeln brauchte, auch dort ging es nach einem Erfolg am Anfang (Gewinn der B-WM) und Rückschlägen auf der Strecke bergauf. Das Nationalteam führte er 2010 ins WM-Halbfinale, noch stärker spielte es bei der WM 2011, auch wenn es da beim WM-Turnier von Bratislava schon im Viertelfinale ausschied. Bei den Kölner Haien ging es unter Krupp jedes Jahr ein Stück höher, wobei die Niederlage in der Finalserie gegen Ingolstadt im Jahr 2014 dann schon eher ein Rückschlag für Uwe Krupp war, den er dann in Köln auch nicht wieder gut machen durfte.  

Das Wichtigste, was in der Trainerkarriere von Uwe Krupp noch fehlt, ist ein Titel. Und den könnte er in Berlin erringen. Aber es wird wahrscheinlich noch ein, zwei Jahre dauern mit der Aufbauarbeit. Zumal andernorts mehr Geld in die Mannschaft (Mannheim, Nürnberg) investiert wird als in Berlin. Da muss Krupp aber durch, mit Geduld. Auch das würde ins Muster passen: Der Spieler Uwe Krupp gewann seinen ersten ganz großen Titel, den Stanley Cup in der NHL mit den Colorado Avalanche, schließlich auch erst im 14. Jahr als Eishockeyprofi und mit einem Team, das vor der Saison nicht der große Favorit auf den Titel war.  

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