zum Hauptinhalt
In Bedrängnis. Viel Verkehr vorm Nürnberger Tor.

© Imago

Update

Eisbären Berlin: Einen Punkt verschenkt

Die Eisbären führen gegen die Nürnberg Ice Tigers bis drei Minuten vor Schluss mit 2:0, um sich binnen weniger Sekunden ihre gute Arbeit mit zwei Gegentoren wieder zunichte zu machen. Immerhin steht am Ende ein 3:2 nach Penaltyschießen.

Es brauchte eine kernige Ansage, fand Uwe Krupp. „Bleib hart, Hank“, rief der Trainer der Eisbären Henry Haase zu. Der Verteidiger wollte gerade erklären, warum ihm so ein fataler Fehler unterlaufen war, der aus einem grandiosen Sonntagnachmittag für die Eisbären einen ordentlichen machte. Kurz vor Ablauf der 60 Spielminuten gegen die Nürnberg Ice Tigers hatte Haase hinter dem Berliner stehend den Puck Steven Reinprecht zukommen lassen. Der Nürnberger Stürmer traf zum 2:2. „Ein Scheißgefühl, keine Frage“, sagte Haase. Aber die Schuld für den verschenkten Punkt, die wollte er – im Sinne seines Trainers – nicht auf sich nehmen. Und schließlich hatten die Eisbären zumindest noch zwei Punkte gewonnen, was an Matt Foy lag: Dem Kanadier gelang der entschiedene Treffer zum 3:2 (0:0, 1:0, 1:2)–Erfolg nach Penaltyschießen.
Ein paar Stunden später wurde der Berliner Sieg sogar noch wertvoller: Iserlohn verlor in Straubing und die Eisbären sind somit fünf Spieltage vor Ende der Hauptrunde nur noch drei Punkte vom sechsten Platz und damit der direkten Play-off-Qualifikation entfernt.
Rund um die Arena am Ostbahnhof war schon am Sonntagmittag nicht zu überhören, dass die Eisbären am Nachmittag ein Heimspiel hatten. Vom harten Anhang des Berliner Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gab es weit vor Spielbeginn heftig etwas zu hören. „Dynamo“, „nur der EHC“ und so weiter. Der frühe Schichtbeginn der Fans war auch ein Indiz dafür, dass das Geplänkel in Liga vorbei ist. Die Berliner spielen schon Play-offs – im Kampf um einen Play-off-Platz.
Statistisch gesehen ist der Aufschwung unter Uwe Krupp eher ein Aufschwüngchen. Unter seinem im Dezember entlassenen Vorgänger Jeff Tomlinson holten die Eisbären in 28 Spielen 1,5 Punkte im Schnitt. Unter Krupp sind es durchschnittlich 1,63 Punkte. Aber der nunmehr anstrengende Kampf um die direkte Play-off-Qualifikation bringt eine Dramatik ins Spiel, die das Berliner Publikum aus den Erfolgsjahren unter Pierre Pagé und Don Jackson nicht kannte. Offensichtlich gefällt der spannende Endspurt in der Hauptrunde: Die Arena am Ostbahnhof war am Wochenende zwei Mal ausverkauft. Was die Zuschauerzahlen angeht, sind die Berliner deutlicher als im sportlichen Bereich wieder im Aufwärtstrend. 12.600 kamen im Schnitt in der Hauptrunde der vergangenen Saison, in dieser sind es 13.000 Zuschauer.

Die Eisbären waren lange Zeit die energischere Mannschaft

Die 14.200 Besucher am Freitag hatten beim 6:4 der Berliner gegen Augsburg trotz dramatischen Spielverlaufs eine wurschtelige Vorstellung verfolgt. Die Besucher vom Sonntag bekamen mehr geboten: Ein hervorragendes Spiel, taktisch diszipliniert auf beiden Seiten. Energischer waren lange Zeit die Eisbären. Vieles funktionierte, nur mit dem Abschluss vor dem Tor war es nicht weit her. Für Krupp ist das, so hat er mal gesagt, aber „ein gutes Problem“. Wichtig sei ja, dass sich ein Team die Chancen erst einmal erspiele. Das machten die Eisbären im Minutentakt, und besonders Darin Olver fand erstaunliche Wege, den Puck am leeren Tor vorbei zu semmeln. Aber es gab ja noch Antti Miettinen. Der Finne machte es besser und traf zum 1:0. Das 2:0 durch Travis Mulock schien neun Spielminuten vor der Schlusssirene die Entscheidung zu sein.

Doch dann kam es bitter für die Berliner: Reinprecht gelang bei Nürnberger Überzahl in der 57. Spielminute das Anschlusstor und wenig später traf er nach Haases Fehler auch zum 2:2 – es war abenteuerlich, wie die Eisbären im Schnellverfahren ihre gute Arbeit zunichte machten. Das wurde freilich im offiziellen Wortlaut anders dargestellt. „So ist Eishockey“, sagte Foy im Ernst. Und Krupp befand: „Der Haase ist einer meiner besten vier Verteidiger. In dieser Position passieren dir solche Fehler, als Außenstürmer eben nicht.“ Der „harte Hank“ sah es auch so. Der Fehler habe ihn letztlich nicht „weiter gejuckt“, sagte Henry Haase. „Wir haben ja danach weiter gemacht und waren im Penaltyschießen eiskalt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false