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Eisbären Berlin: Ende einer Achterbahnfahrt

Am Dienstag noch eine 1:5-Niederlage, dann plötzlich ein Triumph: Die angeschlagenen Eisbären wundern sich über ihren Sieg im fünften Halbfinalspiel gegen Düsseldorf.

Von Katrin Schulze

Berlin - Die Tür der Mannschaftskabine war nicht dick genug, der Lärm drang durch sie hindurch. Jubelschreie, Gegröle und Gesänge – die Eisbären hatten am Donnerstagabend viel zu feiern im Sportforum Hohenschönhausen. Nur einer wirkte verhalten. Gelassen nahm Torwart Rob Zepp erst einmal einen Schluck aus seiner Flasche, stand fast reglos vor der Kabine. Dabei hätte der Kanadier doch besonders ausgiebig feiern dürfen. Schließlich hielt er seine Mannschaft lange im Spiel, sicherte ihr einen 3:1-Sieg über die Düsseldorfer EG, der den Eisbären den Einzug in das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft ermöglichte. Und das, obwohl sie in das fünfte und entscheidende Spiel der im Modus „Best-of-five“ ausgespielten Halbfinals eigentlich als Außenseiter gegangen waren. Zwei Tage zuvor hatten die Berliner in Düsseldorf noch 1:5 verloren und dabei einen konsternierten Eindruck gemacht.

Aber so sei das halt in den Play-offs – „wie bei einer Achterbahnfahrt“, sagte der 26 Jahre alte Zepp. Noch am Dienstag in Düsseldorf war man ganz unten, Donnerstag wieder obenauf. Dabei sah es anfangs nicht so aus. Im ersten Drittel des entscheidenden Spiels liefen die Eisbären den Düsseldorfern hinterher, schienen selbst nicht so recht glauben zu wollen, dass sie mit ihrer Mannschaft das Finale erreichen könnten. Zu viele Spieler fehlten den Berlinern oder waren zumindest angeschlagen: Da waren die verletzten Christoph Gawlik, Mark Beaufait und Brandon Smith. Da waren die angeschlagenen Führungsspieler Denis Pederson, Steve Walker und Stefan Ustorf. Und da war der gesperrte Sven Felski, der als dienstältester Eisbären-Profi das möglicherweise letzte Spiel im Wellblechpalast im Anzug hinter der Bande verfolgte.

Unweit von Felski sah auch der verletzte Torhüter Youri Ziffzer, wie sein Kollege im Berliner Tor die Schüsse der Düsseldorfer „exzellent“ parierte, wie Trainer Don Jackson sagte. „Bis auf ein einziges Mal war Rob immer auf dem Posten.“ Jackson war sichtlich erleichtert, dass sich sein Team im entscheidenden Moment auf den Goalie verlassen konnte, der sich noch in der Hauptrunde hier und da ein paar Patzer geleistet hatte. Jetzt, im entscheidenden Halbfinalspiel gegen Düsseldorf, gab Zepp durch seine Paraden seiner Mannschaft den entscheidenden Impuls. Vom Tor der Berliner kehrte der Wille sozusagen zur restlichen Mannschaft zurück. Plötzlich – nach knapp der Hälfte der Spielzeit – schienen die Eisbären zu merken, dass sie trotz ihrer personellen Probleme eine Chance hatten. Plötzlich spielten sie kombinationssicher und setzten den Gegner unter Druck. Binnen kurzer Zeit brachten die Stürmer Florian Busch und Richard Mueller die Berliner 2:0 in Führung, und André Rankel entschied schließlich mit seinem schönen Schuss ins rechte Eck das Spiel. „Das war stark“, sagte Zepp. Und es zeuge von Charakter, dass sich die Eisbären nach der 1:5 Niederlage am Dienstag so zurückgekämpft hätten. Rob Zepp schnaufte erleichtert, „weil es gerade mit dieser dezimierten Mannschaft alles andere als einfach war“.

Auch bei der am Sonntag beginnenden Finalserie gegen die Kölner Haie (14.30 Uhr im Sportforum) dürften die Kraftreserven ausschlaggebend sein. „Köln ist sehr schnell und ähnlich heimstark wie wir. Nur mit einer kompakten Defensive können wir gegen sie gewinnen“, sagt Jackson. Und: „Die Wertigkeit einer Mannschaft beginnt hinten – also beim Torwart.“ So wie am Donnerstag, als Rob Zepp seiner Mannschaft den Weg ins Endspiel ebnete. Oder? „Nein, nein“, sagte der Berliner Torhüter. „Es war zwar unser wichtigster Sieg bisher, aber ich sehe mich nicht als Matchwinner.“ Bescheidenheit kann eben ziemlich weit führen. Manchmal sogar bis ins Finale.

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