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So sieht es bei den Eisbären in der o2-World aus, wenn die Fans noch drin sind.

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Update

Eisbären Berlin: Fans fliehen nach 2:1-Sieg gegen Schwenningen

Die Eisbären Berlin gewinnen gegen die Schwenninger Wild Wings mit 2:1 und klettern auf Platz vier. Dennoch fliehen die 11.560 Zuschauer nach Abpfiff aus der Halle.

Sekunden nach der Schlusssirene schepperte der Alarmgong, die Arena am Ostbahnhof wurde evakuiert. 11 560 Zuschauer flohen aus der Halle. Ohne Panik. Denn es war ein Notfall mit Ansage. Vor dem Heimspiel der Eisbären gegen die Schwenninger Wild Wings hatte Stadionsprecher Uwe Schumann angekündigt: „Direkt im Anschluss gibt es eine Alarmübung. Das muss bei voller Halle geübt werden. Danke für ihr Verständnis.“ Alle hatten Verständnis.
Auch die Profis der Eisbären, die ihren 2:1 (1:1, 1:0, 0:0)-Erfolg nicht mit einer Ehrenrunde feiern durften. Der Gong und eine Frauenstimme aus der Konserve mit dem monotonen „bleiben Sie ruhig, Sie haben genug Zeit, die Halle zu verlassen“ trieb die Spieler vom Eis – in die Kabine. Die Profis mussten die Halle nicht verlassen, alle anderen schon, und zwar geordnet. Die Fahrstühle simulierten eine technische Störung, Rollstuhlfahrer mussten die Lastenaufzüge benutzen. Neun Minuten und 48 Sekunden dürfe die Evakuierung den Berechnungen nach maximal dauern, gab Eisbären-Sprecher Daniel Goldstein Auskunft.
Es ging doch um einiges schneller, die Arena am Ostbahnhof war in rund fünf Minuten menschenleer. Der Ernstfall kann also kommen, die Fluchtwege sind ja sehr üppig – wobei natürlich niemand weiß, wie die Zuschauer bei überraschendem Alarm mitten in einer Veranstaltung reagieren.
Dabei war der Gegner Schwenningen gut gewählt für das Experiment: Gegen Mannheim oder München wäre es ja denkbar gewesen, dass etliche Zuschauer die Arena aufgrund eines uneinholbaren Rückstandes der Eisbären schon vor der Schlusssirene im Frust verlassen hätten. Aber das war gegen das Team aus dem Schwarzwald unwahrscheinlich. Tatsächlich kamen die Berliner zu einem unaufgeregten Erfolg und somit am elften Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu ihrem siebten Saisonsieg. Sie liegen nun auf Platz vier – eine ordentliche Zwischenbilanz.
So richtig Alarm machten die Schwenninger nur im ersten Drittel, als ihnen gegen betulich agierende Berliner das Tor zum 1:1 durch Sean O'Connor gelang. Zuvor hatte André Rankel die Eisbären in Führung gebracht, der Puck war abgefälscht über den Fanghandschuh von Torwart Dimitri Pätzold ins Tor gesegelt. Ganz große Eishockeykunst sieht anders aus, werden sich die vielen ehemaligen Eishockeystars auf der Tribüne gedacht haben. Nach einem Vorspiel gegen eine Auswahl von Ex-Eisbär Sven Felski durften die ehemaligen Profis um Alexej Jaschin, einst großer Star in der National Hockey-League (NHL), das durchschnittliche Spiel anschauen respektive erdulden.
Womöglich ist der Eishockeyprominenz positiv aufgefallen, dass Mathias Niederberger bei seinem dritten Einsatz als Vertreter von Petri Vehanen im Berliner Tor ein unaufgeregt starker Auftritt gelang.

Auf der Torwartposition haben sich die Eisbären in dieser Saison gemessen an den ersten Saisonwochen klar gesteigert. „Dass wir zwei so starke Torhüter haben, ist ein großes Plus für uns“, sagte Trainer Jeff Tomlinson. Auch außerhalb der eigenen Zone geht es zurzeit meist irgendwie gut bei den Eisbären – wenn einzelne Spieler ihre Qualitäten abrufen. So wie Verteidiger Constantin Braun, dem mit einem mächtigen Schlagschuss im Powerplay das 2:1 gelang. Bei Sven Ziegler klappte es mit den individuellen Fertigkeiten weniger gut als bei Braun, der junge Stürmer vergab einen Penalty. Dann meldete sich die blecherne Frauenstimme aus der Konserve, die die Zuschauer wegen „technischer Probleme“ nach draußen trieb. Aber es war ja alles nur geübt in der Arena am Ostbahnhof. Die Fans der Eisbären ertrugen die Übung jedenfalls mit Geduld. In Tagen des Bahnstreiks sind ja viele Menschen in dieser Disziplin auch in der Übung.

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