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Die Richtung stimmt nicht. Die Eisbären, hier Stürmer Jamie MacQueen, laufen nach gutem Saisonstart ihrer Form hinterher. Zeit genug für eine Trendwende bleibt aber noch. Zum Beispiel am Wochenende in den Heimspielen gegen Augsburg und Mannheim.

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Eisbären Berlin: Fünf Gründe für die aktuelle Misere

Die Eisbären Berlin sind in der Deutschen Eishockey-Liga derzeit nur Mittelmaß. Was läuft schief? Eine Analyse vor dem Heimspiel am Freitag gegen Augsburg.

Die Eisbären haben fünf ihrer vergangenen sechs Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) verloren. In der Tabelle sind sie bis auf Platz neun abgerutscht. Inzwischen schwächeln die Berliner nicht nur gegen die Spitzenteams der Liga, sondern lassen auch wie zuletzt gegen Krefeld und in Bremerhaven Punkte gegen vermeintliche schlagbare Gegner liegen. Wir analysieren, warum es bei den Eisbären derzeit nicht rund läuft und was die Mannschaft schon am Freitag im Heimspiel gegen die Augsburger Panther (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) besser machen muss, um in der Liga wieder Boden gutzumachen.

SPECIAL TEAMS
Die Eisbären gehören in Über- und Unterzahl zu den schwächsten Mannschaften in der DEL. Bisher gelangen in elf Saisonpielen nur sechs Powerplay-Tore, dafür kassierten die Berliner bei numerischer Unterlegenheit schon 17 Treffer. Angesichts dieser Bilanz und der Bedeutung der Special Teams im Eishockey verwundert es beinahe schon, dass das Team nicht noch schlechter dasteht. Im Training gehören Übungseinheiten mit 5 gegen 4 zum Standard, es zahlt sich aber bisher nicht aus. Am Anfang der Saison ließ Uwe Krupp fast alle Spieler in Überzahl ran, wirklich einspielen konnte sich eine spezielle Powerplay-Formation so nicht. Der Trainer lässt zudem häufig mit vier Stürmern und nur einem Verteidiger in Überzahl spielen, dadurch wird mehr gepasst und weniger geschossen. Dabei gibt es in der Mannschaft durchaus genügend schussstarke Verteidiger. Auch das Positionsspiel unmittelbar vor dem gegnerischen Tor ist ausbaufähig, es fehlt den Berlinern aber an entsprechend robusten Spielern, die sich dort auch gegen ihre Verteidiger behaupten können. In Unterzahl wiederum verliert das Team viel zu oft die Ordnung, die Balance zwischen Aggressivität und Passivität gelingt oft nicht.

DURCHSCHLAGSKRAFT
Sieben Tore erzielten die Eisbären am vergangenen Freitag bei ihrem Sieg in Ingolstadt. Nur vier waren es bei den fünf Niederlagen davor bzw. danach zusammen. Offensiv fehlt es an Konstanz und an Kreativität. Beim 0:2 am Mittwoch in Iserlohn waren die Berliner zwar über weite Strecken überlegen, erspielten sich aber nur wenige klare Chancen. Gegen defensiv ausgerichtete Mannschaften tun sich die Eisbären schwer, Rückstände kann das Team bislang kaum verkraften. Nur einmal gab es nach einem 0:1 in dieser Saison noch Punkte in der DEL. Die Mannschaft hängt immer noch dem Selbstverständnis aus Meister-Zeiten nach, will dominant spielen. Doch sie zieht diesen Stil zu selten konsequent über 60 Minuten durch.

KADERTIEFE
Einzig Nick Petersen ist bislang beständig torgefährlich, andere Stürmer fallen hingegen komplett ab. Barry Tallackson, einer der Leistungsträger in der Vergangenheit, bringt es bislang auf nur zwei Scorerpunkte – einen mehr als Torwart Petri Vehanen. Auch der erfahrene Neuzugang Kyle Wilson hat sich bisher nicht als die erhoffte Verstärkung erwiesen. Überhaupt haben die Importspieler im Team nicht mehr die Klasse vergangener Tage. Ein Nachteil, der sich auch auf den Reifeprozess der Talente auswirkt, da anders als früher die großen Vorbilder fehlen. Auf die Nachwuchskräfte muss Krupp aber aufgrund von Verletzungen vermehrt setzen. Derzeit überlegen die Eisbären, ob sie mit Christian Ehrhoff noch einen Top-Verteidiger verpflichten. Dabei würden der Mannschaft ein oder zwei gute Stürmer kurzfristig wohl mehr helfen.

MEHRFACHBELASTUNG
Als einziges deutsches Team sind die Eisbären noch in der Champions Hockey League (CHL) vertreten. Das ist ehrbar, bringt aber wenig Meriten. Denn die CHL hat weder sportlich noch finanziell die Wertigkeit, den Europapokalwettbewerbe in anderen Sportarten besitzen. Das zeigen auch die selbst für Berliner Verhältnisse mauen Zuschauerzahlen bei Heimspielen. Trotzdem sind da natürlich die Spiele und die fordern ihren Tribut, gerade für ein Team, das relativ dünn besetzt ist. Allerdings ist ein Ende der Zusatzbelastung abzusehen, im Achtelfinale Anfang November treffen die Eisbären auf Titelverteidiger Frölunda Göteborg. Ein Ausscheiden gegen das Topteam aus Schweden wäre keine Blamage und könnte den Berlinern mittelfristig sogar helfen.

LIEBLINGSGEGNER
Spiele gegen die Eisbären sind für viele Klubs in der DEL immer noch Höhepunkte in einer Saison. Der Rekordmeister zieht nun einmal, die Motivation beim Gegner ist entsprechend hoch. Für Bremerhaven war die Partie am vergangenen Sonntag ein kleines Pokalspiel, nur zwei Tage nach dem 3:1-Sieg war die Luft beim 2:5 gegen Krefeld beim großen Liga-Außenseiter schon wieder raus. Immer wieder sehen sich die Eisbären derartigen Konstellationen ausgesetzt. An die Wand gespielt wurden sie bislang in dieser Saison kaum einmal. Das macht zumindest Hoffnung, dass so viel gar nicht fehlt zu einer Siegesserie.

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