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© ddp

Eisbären Berlin: Kurze Auszeit

Die Eisbären suchen Gründe für ihre Formschwächen. Die Spieler sprechen von Konzentrations- und Rhythmusproblemen. Trainer Don Jackson von einer schweren Zeit.

Von Katrin Schulze

Spät am Abend, als der Eispalast in Friedrichshain-Kreuzberg den Großteil seiner Gäste längst in die Berliner Nacht entlassen hatte, wollte Don Jackson noch etwas Wichtiges loswerden.„By the way, morgen ist ein freier Tag, das ist wichtig“, sagte er in seiner unverkennbaren Diktion, die von einem beliebigen Wechsel zwischen Deutsch und Englisch lebt. Spontan hatte sich der Eishockeytrainer nach dem intensiven Spiel seiner Eisbären gegen die Adler Mannheim dazu entschlossen, die anberaumte Übungseinheit am kommenden Tag abzusagen. Ein etwas sonderbarer Entschluss, war seine Mannschaft doch nur wenige Stunden zuvor den Adlern unterlegen. Doch während andere Trainer in so einer Situation Strafmaßnahmen ansetzen, gönnt Jackson seinen Spielern lieber etwas Erholung.

Vielleicht will der Coach den Profis auch nur etwas Zeit zum kritischen Reflektieren einräumen, schließlich taumeln seine Eisbären derzeit ein bisschen. „Wir machen eine schwere Zeit durch“, sagt Jackson ungewohnt besorgt. Abzulesen ist dieser Zustand am ehesten an den jüngsten Ergebnissen: 6:5 gegen Ingolstadt, 4:3 nach Penaltyschießen gegen Krefeld und dann die 3:4-Niederlage nach Verlängerung am Dienstag gegen Mannheim. Souverän sieht anders aus. Die Dominanz, mit der die Berliner die Konkurrenz früher erschreckten, scheint derzeit dahin.

Auf der Suche nach Gründen dafür überbieten sich die Akteure momentan selbst. Stürmer Jeff Friesen erzählt etwas von „Rhythmusproblemen“, die er nicht genauer zu verorten vermag, und Verteidiger Andy Roach sucht verzweifelt die „Konstanz bei den Spielen“ und die „Konzentration bei sich und seinen Kollegen“. Was der Chef der beiden von derlei Erklärungsversuchen hält, ist nicht schwer zu erraten. „Allen Teams geht es genauso wie uns. Sie haben alle viele Spiele hinter und vor sich“, sagt Don Jackson. „Wir wollen nicht nach Ausreden suchen.“

Schwankungen? Das ist normal

Ausreden brauchen die Eisbären auch gar nicht, denn bei 56 Spielen in der Hauptrunde sind Schwächeperioden der Normalfall – kaum jemand kommt ohne kleinere mentale und physische Aussetzer aus. Leistungsschwankungen gehören einfach zum Alltag einer Mannschaft aus der Deutschen Eishockey-Liga wie die täglichen Trainingseinheiten. „Es ist mitten in der Saison“, sagt auch Don Jackson. „Da kann es schon mal vorkommen, dass man nicht immer hundertprozentig fokussiert ist.“ Trotzdem: Wer den Berliner Trainer kennt, weiß um seinen Ehrgeiz – und um den Anspruch, immer der Beste sein zu wollen. In dieser Phase der Saison, in der die Eisbären „wirklich um den ersten Platz in der Liga kämpfen müssen“, wie ihr Trainer sagt, sollten sich die kleineren Auszeiten und Unkonzentriertheiten deshalb möglichst nicht zu einer ernsthaften Leistungskrise ausweiten.

Gegen die Adler Mannheim hat die Mannschaft von Don Jackson am Dienstagabend schon recht ordentlich gegen ihre eigene Schwäche angekämpft: Sie spielte organisierter und intensiver als bei den Begegnungen zuvor und ließ sich auch von einem 1:3-Rückstand nicht durcheinanderbringen. Im zweiten Drittel kamen die Berliner durch Treffer von Constantin Braun und André Rankel zurück und „waren auch insgesamt das bestimmende Team“, wie Braun fand. „Wir haben diesmal Charakter gezeigt und letztlich zwei Punkte verschenkt.“ Dass in der Verlängerung Ronny Arendt für die Adler und nicht Sven Felski, der kurz davor eine riesige Chance für die Eisbären vergab, das entscheidende Tor schoss, wertete selbst der muntere Mannheimer Trainer Doug Mason als „ein bisschen extra viel Glück“, was seinen Spaß nach dem Spiel aber nicht trübte – Mason witzelte, was das Zeug hielt.

So viel gute Laune steckte schließlich auch seinen Gegenüber an. In Anbetracht der „Einsatzbereitschaft und der Aggressivität“ seiner Spieler reagierte der Berliner Coach auf die Niederlage doch noch relativ entspannt. Lange wird diese Lockerheit bei seinen Eisbären aber vermutlich nicht anhalten. Schon am Donnerstag lädt Don Jackson seine Profis wieder zum Eistraining.

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