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Hinfallen, aber wieder aufstehen. Florian Busch und die Eisbären müssen an diesem Montag die Niederlage im zweiten Play-off-Spiel gegen Hamburg verarbeitet haben.

© City-Press GbR

Eisbären Berlin: Play-off-Monster gesucht

Am heutigen Montagabend kommt es in der K.-o.-Runde zum dritten Aufeinandertreffen mit den Hamburg Freezers. Die Eisbären Berlin brauchen dabei Spieler, die ihre Nerven im Griff haben und eiskalt treffen.

Es sind diese Spielsituationen, die Travis Mulock liebt. Wenn es kritisch wird auf dem Eis, blüht der kanadische Angreifer der Eisbären so richtig auf. Wie zuletzt am vergangenen Mittwoch im ersten Play-off-Spiel der Berliner gegen die Hamburg Freezers. Als in der Verlängerung auf dem Eis bei Gegen- und Mitspielern die Konzentration schwand, hämmerte er den Puck zum 6:5 ins Tor. Typisch Mulock, schon vergangenes Jahr hatte er im vierten Finale gegen Mannheim mit seinem Treffer zum 6:5 in der Verlängerung ein wichtiges Spiel entschieden.

Mulock ist einer dieser Spieler, auf die in den Play-offs Verlass ist. Davon hatten sie bei den Eisbären bei ihren sechs gewonnenen deutschen Meisterschaften im Eishockey viele. Der erfolgreichste unter ihnen war der US-Amerikaner Mark Beaufait, der sich durch seine vielen Treffer in der Endrunde den Beinamen „Play-off-Monster“ erwarb. Wie bekommt ein Spieler solche Qualitäten? Warum erlangen sie manche schon früh und andere in ihrer gesamten Karriere nicht? Und wie viele dieser entscheidenden Spieler haben die Eisbären in dieser Saison in ihrer Mannschaft?

Für Robert Harting, Olympiasieger 2012 im Diskuswurf, sind es Nuancen, die einen erfolgreichen Sportler in einem entscheidenden Wettkampf von einem weniger erfolgreichen unterscheiden. „Der Vierte bei den Spielen in London war an sich nicht schlechter als ich, nur konnte ich eben für diesen wichtigen Moment mehr fokussieren als er.“ Der „kognitive Anteil“ am Erfolg sei riesig.

Travis Mulock sagt, er habe sich seine Nervosität mental wegtrainiert. Wer vor dem Tor zu lange nachdenke, wo der Puck hin soll, schieße eben kein Tor. „Natürlich spüre ich in den Play-offs mehr Druck als in der Hauptrunde, aber mich motiviert das nur.“

Beim Gewinn der Meisterschaft 2011 waren neben Mulock Stefan Ustorf, André Rankel, Richie Regehr und Derrick Walser die stärksten Spieler bei den Berlinern in der Endrunde – bis auf Rankel und Mulock sind sie alle nicht mehr im Team der Berliner. Auch Sven Felski spielt nicht mehr, er war bis 2012 ein zuverlässiger Torschütze in der Hauptrunde, in Entscheidungsspielen hat sich der Dauerbrenner der Eisbären selten hervorgetan. Felski hat in seinen letzten fünf Karrierejahren in 54 Play-off-Spielen nicht ein einziges Mal ein spielentscheidendes Tor erzielt. Für Eisbären-Manager Peter John Lee, früher als Profi selbst ein Mann für entscheidende Tore, ist das aber nicht nur Makel. „Du brauchst als Team eben auch die Spielertypen, die dich erfolgreich durch die Hauptrunde bringen“, sagt Lee.

In den Play-offs benötigt eine Mannschaft aber eben Spieler, die weniger Nerven zeigen: Beim Titelgewinn 2012 hatten die Eisbären in den Play-offs viel ihrer Angriffsreihe mit Darin Olver, Florian Busch und Barry Tallackson zu verdanken. Die ist zurzeit allerdings noch nicht in Schwung: In den ersten beiden Viertelfinalspielen gegen die Freezers glänzte das Trio zwar mit Scorerpunkten, aber zeigte viele Nachlässigkeiten in der Defensivarbeit.

Von den Verteidigern selbst war vergangene Saison Jimmy Sharrow in den Play-offs auffälligster Mann – als Torschütze. Das aber will er nicht überbewertet sehen. „Es entscheiden nicht nur die Torschützen ein Spiel, sondern auch eine gelungene Rettungsaktion vor dem eigenen Tor“, sagt der Amerikaner.

Aber es lässt sich ja belegen, wer bei Toren und Gegentoren auf dem Eis stand. Und da haben die Eisbären nach dem 3:5 im zweiten Play-off-Spiel gegen die Freezers am Freitag allesamt durchschnittliche Werte in der „Plus-minus-Statistik“ – von Rankel einmal abgesehen. Was durchaus die Ausgeglichenheit im Duell mit den Hamburgern vor Spiel drei der Serie am heutigen Montag zeigt.

Wie sehr die Berliner am heutigen Montagabend in der Arena am Ostbahnhof (19.30 Uhr) unterstützt werden, ist angesichts des andauernden Streits zwischen Fans und Klub um die Erhöhung der Dauerkartenpreise ebenfalls eine wichtige Frage. Am Sonntagmorgen waren 700 Anhänger beim Training im Wellblechpalast, um den Spielern zu demonstrieren, dass sich ihr Frust nicht gegen das Team richtet.

Dass die Eisbären die mentale Stärke haben, ein Spiel auch ohne große Unterstützung zu entscheiden, haben sie im ersten Spiel gegen die Freezers gezeigt – nachdem der harte Fankern aus Protest die Halle verlassen hatte. „In den Play-offs musst du alles wegdrücken können“, sagt Kapitän Rankel. Wer das nicht könne, der könne auch kein Spiel entscheiden.

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