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Im zweiten Jahr ein Eisbär. Jeff Friesen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Eisbären gegen Hamburg: Die Sehnsucht des Jeff Friesen

Jeff Friesen wollte längst wieder in der NHL spielen, doch bei den Eisbären kämpft er nun schon das zweite Jahr in Folge mit seiner Form.

Von Katrin Schulze

Berlin ist schon komisch. Eng und unübersichtlich ist es hier; der Straßenverkehr kann einen in den Wahnsinn treiben. Zumindest, wenn man sonst nur über die breiten Highways Nordamerikas gedüst ist. „In den ersten Monaten dachte ich, dass ich hier nie Auto fahren könnte“, sagt der Mann mit dem Vollbart. „Mittlerweile geht es einigermaßen.“ Wirklich sicher fühlt sich Jeff Friesen auf den Straßen Berlins immer noch nicht, aber er hat gelernt, sich mit den Gepflogenheiten der deutschen Kultur zu arrangieren. Und mit dem deutschen Eishockey. Viel länger als von ihm geplant stürmt Jeff Friesen nun schon für die Eisbären Berlin.

Längst wollte er zurück sein – in der besten Eishockeyliga der Welt. Ganze 977 Mal hatte er sich in der nordamerikanischen Profiliga NHL auf dem Eis ausgetobt, und wenn er darüber redet, über seine Vergangenheit als einer der Großen dieses Sports, funkeln seine braunen Knopfaugen noch immer – ein bisschen sehnsüchtig, ein bisschen wehmütig.

In diesen Tagen startet die NHL in ihre neue Saison. Jeff Friesen ist dabei. Der 34 Jahre alte Kanadier verpflichtet fleißig Spieler und verscherbelt sie irgendwann wieder: per Managerspiel im Internet. „Dadurch verfolge ich die Spiele der NHL noch intensiver“, sagt Friesen. Dass er heute selbst nicht in Nordamerika, sondern in der Berliner Großarena gegen die Hamburg Freezers antritt (20.20 Uhr, live bei Sky), hängt mit einer komplizierten Leistenverletzung zusammen. Fast zwei Jahre lang zwang ihn diese zur Eishockey-Abstinenz, über den Umweg Berlin wollte er sich schließlich in die NHL zurückspielen. Doch aus dem Umweg ist ein mindestens zwei Jahre andauernder Aufenthalt mit durchwachsenem Erfolg geworden.

Sein Berliner Trainer, anfangs ein großer Fan des Angreifers, sieht in Friesen inzwischen nicht nur einen herausragenden Techniker, sondern auch jemanden, der oft „nicht so effektiv“ ist. Die Kritik von Don Jackson ist nicht neu, schon in der zurückliegenden Saison beschwerte sich der Coach insbesondere in den Play-offs über die Torquote seines international prominentesten Profis – Friesen stand sozusagen sinnbildlich für das frühe Ausscheiden der Eisbären im Viertelfinale.

„Ich will stark hoffen, dass es in dieser Saison etwas wird mit dem Titel“, sagt Friesen lachend. Immerhin fühle er sich in seinem zweiten Jahr bei den Berlinern „viel wohler“; nichts zwickt mehr und „das Spielen macht um einiges mehr Spaß“. Zwar läuft sein Vertrag bei den Eisbären nur noch bis zum Saisonende, „aber wer weiß, vielleicht hänge ich noch ein paar Jahre in Berlin dran“, sagt Jeff Friesen. „Dann muss ich meine Sprachkenntnisse allerdings noch verbessern.“ Vom Autofahren ganz zu schweigen.

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