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Eiskalt: Der Berliner Torschütze Mads Christensen (M.) jubelt mit seinen Mitspielern über seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich.

© dpa

Eisbären gegen Krefeld: Routine gegen rote Köpfe

Auch im ersten Play-off-Halbfinale gegen die Krefeld Pinguine haben die Eisbären Berlin leichtes Spiel – wie eigentlich immer, wenn es wichtig wird.

Nach getaner Arbeit hatte es Don Jackson eilig. Feierabend! Als Jupp Kompalla dem Trainer der Berliner Eisbären einen Klaps auf die Schulter gab und zum Plausch über das zurückliegende Spiel ansetzte, knurrte Jackson ein schnelles „danke!“ Und war schon in der Kabine verschwunden, bevor der einst bekannteste Eishockey-Schiedsrichter Deutschlands zu einem Satz ansetzen konnte.

Die Eisbären sind ein Phänomen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Vor allem die Eisbären der Ära Don Jackson. Im sechsten Jahr arbeitet der US-Amerikaner jetzt bei den Berlinern, und es sieht so aus, als seien sie auf leichtem Wege zur fünften Meisterschaft unter Jackson. Diesen Rückschluss lässt ihr 3:2-Erfolg im ersten Spiel des nach dem Modus „Best of five“ ausgespielten Halbfinales gegen die Krefeld Pinguine zu. Die Eisbären brachten ein Spiel, das sie ein Drittel lang nicht in der Hand hatten, souverän zu einem erfolgreichen Ende. So unaufgeregt clever, wie sie das seit Jahren machen. Von 14 Play-off-Serien unter Jackson haben die Eisbären nur eine verloren. Da passte des Trainers gelangweilter Abgang am Mittwoch ins Gesamtkunstwerk. Siege in Entscheidungsspielen sind unter Jackson zur Routine geworden.

Der hohe Krefelder Aufwand hatte die Berliner mehr amüsiert denn beunruhigt. „Wir haben uns in der Kabine darüber unterhalten, dass die ganz schön rote Köpfe hatten“, sagte Eisbären-Stürmer Laurin Braun und bemühte sich kaum, sein Lächeln zu kaschieren. „Don Jackson hat uns vor dem zweiten Drittel etwas von Teamvertrauen erzählt“, berichtete Mannschaftskapitän André Rankel. „Das hat als Motivation gereicht.“

Tatsächlich ist es die über die erfolgreichen Jahre gewachsene mentale Stärke, die die Eisbären in ihrer Liga schwer schlagbar macht. Die Berliner haben auf fast jede Spielsituation eine Antwort. Das hat inzwischen fast abenteuerliche Ausmaße angenommen, wie etwa beim Berliner 6:5-Sieg nach 0:4-Rückstand gegen die Hamburg Freezers im Viertelfinale zu bestaunen war.

Relativiert wird der Berliner Erfolg allerdings durch die schwächelnde Konkurrenz. Da reicht schon ein Blick auf die Krefelder Mannschaftsaufstellung: Die erste und wichtigste Sturmreihe bestand am Mittwoch aus Boris Blank, Herbert Vasiljevs und Andreas Driendl. Der kantige Blank wurde vor zehn Jahren bei den Eisbären ausgemustert, der bald 37 Jahre alte Vasiljevs spielte schon im Gründungsjahr 1994 in der DEL, und Driendl war bislang nicht mal gut genug für einen Stammplatz in der deutschen Nationalmannschaft, die seit Jahren vor sich hindümpelt. Dass eine Mannschaft vom Kaliber Krefelds im Halbfinale steht, ist kein Beleg für eine gestiegene Stärke der Liga. Es kommt den Eisbären entgegen, dass um sie herum das Niveau sinkt. Schließlich haben die Berliner in den vergangenen Jahren von ihrer Besetzung her qualitativ nicht zugelegt.

„Spielt ihr mal, am Ende gewinnen wir“ – das war im ersten Halbfinalspiel die Berliner Botschaft. Sollten die Pinguine das zu sehr verinnerlichen, dürfte die Serie schnell auf ihr Ende zusteuern. Bereits am Freitag sollten die Berliner zum zweiten Sieg kommen können (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof, live auf Servus TV). Alles andere wäre eine unerwünschte Störung im Alltag der Eisbären, in dem Erfolg in den Play-offs zur Gewohnheit geworden ist.

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