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© Fishing4

Eisbären-Gegner: Klub mit Vornamen

Seltsame Eishockey-Liga: Die Ice Tigers, am Sonntag Gegner der Eisbären in der Arena am Ostbahnhof, heißen wie ein Schmuckhersteller.

Berlin - Eishockeyfans singen gerne, wenn ihre Lieblinge übers Eis huschen. Was das Liedgut angeht, sind sie dabei auch recht flexibel. So mancher Schlachtruf wurde in den Eishallen des Landes kreiert, bevor er in die Stadien der Fußball-Bundesliga wanderte. Die Anhänger der Nürnberg Ice Tigers sind allerdings eher konservativ. Obwohl der Firmenname „Sinupret“ von 2006 bis 2009 den Klubnamen zierte, wurde der Schmerzmittelhersteller in Nürnberg nie bejubelt. Ähnlich schlecht sieht es da für den neuen Namensgeber aus: Seit dieser Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gibt es die Thomas Sabo Ice Tigers Nürnberg.

Ein Vorname im Klubnamen. Gaga in der DEL, aber für die Ice Tigers essenziell. Ohne den Einstieg des Uhren- und Schmuckunternehmers Thomas Sabo hätte der fast schon traditionell klamme Klub nicht überlebt, sagt Manager Lorenz Funk Junior. „Da hätten wir gar keine Chance gehabt.“

Wer ist Thomas Sabo? Ein stämmiger Mann in den besten Jahren, mit Löwenmähne, Schnurrbart und Geld. Ein Flanellläppchenträger ist Sabo nicht, eher Typ rustikal. Bevorzugte Konfektionsfarbe schwarz, eine moderne Lederhose tut es auch schon mal. Ein Mann, der anpackt und mitgeht: Beim ersten Saisonsieg der Franken am Freitag gegen Ingolstadt raufte sich Sabo in der spannenden Schlussphase das Haupthaar und tigerte vor seiner Loge in der Arena auf und ab.

Sabo sagt, es sei nie sein Wunsch gewesen, seinen Namen im Klubnamen zu lesen. Aber ohne diesen Schritt wäre es aus rechtlichen Gründen nicht gegangen. Geschickt gesagt. Vorhang auf also für den DEL-Stadl: Wenn die Ice Tigers heute in der Berliner Großarena bei den Eisbären auflaufen (Beginn 14.30 Uhr), wird der Namensgeber auf den Trikots der Spieler erscheinen: rund 20 Mal „Thomas Sabo“. Auch auf dem Videowürfel wird Thomas Sabo stehen und nicht Nürnberg, sagt Moritz Hillebrand, Sprecher des Berliner Halleneigners. „Das ziehen wir durch.“

Es schwingt bei der Konkurrenz oft ein wenig Häme mit, wenn sie auf den neuen Nürnberger Namen angesprochen wird. Im Regelfall wird so etwas in der Liga mit dem Sponsorennamen nicht gemacht. 13 von 15 Klubs wollen ihre Marke, den oft gar nicht so traditionellen Namen behalten. „Prinzipiell war alles andere sogar verboten bei uns“, sagt DEL-Geschäftsführer Tripcke. Allerdings bestünde „großes Wohlwollen“ vonseiten der Liga bei Anfragen. Die gab es bisher aus Nürnberg und Düsseldorf – seit einiger Zeit unter DEG Metro Stars firmierend.

Auch wenn Thomas Sabo neu ist in der Liga, ist der Typ millionenschwerer Eishockeyfan, der sich sein Hobby etwas kosten lässt, eher ein Auslaufmodell. Im Normalfall machen so etwas ja große Firmen oder Menschen, die sich hinter großen Firmen verstecken: Im Unterschied zum SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, starker Mann bei Adler Mannheim, ist Sabo allerdings auch ins Basisgeschäft involviert. Manager Funk sagt: „Mit ihm läuft das in Sachen Vermarktung bei uns richtig gut, der bringt eine klare Linie rein.“

Mit dem ganz großen Geld wirft aber auch Sabo nicht um sich. Die Ziele in Nürnberg sind schmucklos. Platz zehn wird diese Saison angestrebt. „Die besten Spieler haben sie uns eben weggekauft“, sagt Funk. Und natürlich seien sie deshalb bei den Eisbären, dem Meister, klarer Außenseiter – und dazu noch einer, der sich vielleicht von den Berliner Fan etwas anhören muss. Von wegen Thomas Sabo und so.

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