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© König

Eisbären: Konkurrenzlos unglücklich

Die Eisbären haben ein Torwartproblem. Rob Zepp wirkte zuletzt unsicher, doch auswechseln will ihn der Trainer Don Jackson nicht – weil er keine Alternative hat

Berlin - Youri Ziffzer ist immer noch bei jedem Heimspiel der Eisbären dabei. Vor dem Brandenburger Tor hockend wehrt er einen strammen Schuss ab. Das Tor fällt nicht. Natürlich, es ist alles nur gespielt – im Einstimmungsfilm auf die Heimspiele der Eisbären in ihrer Arena. Vor jedem Spiel wird er auf dem Videowürfel gezeigt. Am Freitag war das im Nachhinein unfreiwillig komisch: Denn einen Torwart wie Ziffzer hätte der deutsche Eishockeymeister im Spiel gegen die Frankfurt Lions gebrauchen können. Rob Zepp wirkte beim 2:6 gegen die Hessen überfordert. Doch ausgewechselt wurde Zepp mangels Alternativen nicht.

Nun mag es ungerecht wirken, den Eisbären irgendetwas vorzuwerfen. Trotz des 2:6 sind sie nach elf Spielen Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), und dann brummt der Laden ja: Freitag war die Arena wieder ausverkauft. 14 000 Besucher im Schnitt – das würde sich abseits von Fußball-Bundesligist Hertha BSC mancher große Berliner Sportverein wünschen. Und trotzdem: Die Eisbären haben ein Torwartproblem, das verbindet sie mit Hertha. Rob Zepp wirkt schon seit Wochen nicht in Form, trotzdem gönnt ihm Don Jackson keine Auszeit. Kann er nicht, sagt der Trainer. Denn nachdem Ziffzer im Sommer nach Hannover wechselte, haben es die Berliner versäumt, sich nach Ersatz umzuschauen. Der 20 Jahre alte Markus Keller wurde ins Team befördert, mehr als Notlösung denn als Konkurrent für Zepp: Bei Kellers einzigem Einsatz kassierten die Eisbären eine 3:8-Niederlage in Kassel.

Eishockey ist eben nicht Fußball, da kommt so mancher Ersatztorhüter gar nicht zum Einsatz. Im Eishockey gibt es mehr Spiele, im Eishockey muss ein Trainer reagieren können, wenn ein Torhüter nicht so funktioniert, wie er das soll. Jackson sagt, dass die Stabilität eines Teams von der Leistung des Torhüters abhängt und dass Zepp zuletzt einige Male einen etwas unsicheren Eindruck hinterlassen hat. Der Trainer sorgt sich. Rob Zepp, wen wundert es, nicht. „Für mich sind es definitiv nicht zu viele Spiele“, sagt er. „Ich will bei jeder Partie auf dem Eis stehen.“ Das bereitet wiederum Peter John Lee Kopfschmerzen. „Rob ist jetzt auch noch deutscher Nationaltorwart, er wird viel mehr spielen als früher“, sagt der Manager der Eisbären. „Daher denken wir über die Verpflichtung eines weiteren Torwartes nach.“ Aber es sei schwierig. „Die jungen deutschen Torhüter wollen spielen und nicht auf der Bank sitzen.“

So wie Youri Ziffzer, der vergangene Saison in Berlin selten berücksichtigt wurde. Sonntag, beim Spiel der Eisbären in Hannover (Beginn 14.30 Uhr), wird er wohl gegen die ehemaligen Kollegen auf dem Eis stehen. „Das wäre mein sechstes Spiel für die Scorpions“, sagt Ziffzer. „In Berlin hätte ich zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht so oft gespielt.“ Daher sei er in Hannover zufrieden, auch wenn es von den Ergebnissen her „nicht immer so gut laufe“. Freitag gab es für die Scorpions ein 1:5 in Krefeld. Ziffzer wurde beim Stand von 0:3 für Levente Szuper eingewechselt und hielt die Niederlage in Grenzen.

Hannovers Trainer Hans Zach hat eben eine Alternative auf der Torhüterposition, die sein Berliner Kollege nicht hat. Jackson sieht einen guten zweiten Goalie in Berlin nur auf dem Videowürfel, wogegen der Darsteller aus dem Film übrigens nichts hat. „Ich habe den Eisbären extra gesagt, dass sie mich da nicht rausschneiden sollen“, sagt Youri Ziffzer und lacht.

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