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Eisbären-Kotrainer Nickel: ''Der Wellblechpalast ist Teil meiner Geschichte“

Die Eisbären bestreiten heute ihr 500. Heimspiel seit der Einheit – Kotrainer Nickel war fast immer dabei.

Hartmut Nickel, das heutige Spiel der Eisbären gegen Wolfsburg (Beginn 14.30 Uhr) ist ein besonderes. Es ist das 500. Heimspiel der Berliner seit der Einheitssaison 1990. Welche Rolle spielt die Partie für Sie?

Interessant ist, dass es ausgerechnet in die Abschiedssaison vom Wellblechpalast fällt. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir überhaupt das 500. Spiel dort erleben. Schließlich waren die Eisbären ja schon kurz vor dem Erstickungstod.

Sie spielen auf die Neunzigerjahre an, in denen der Klub finanziell fast am Ende war...

Damals waren die Preussen halt das Nonplusultra in Berlin. Dort sind alle hingelaufen. Die Sponsoren haben sich gesagt: wir gehen doch nicht nach Ostberlin und schmeißen da Geld raus. Wir brauchten damals jeden Pfennig, es war eine sehr harte Zeit.

Sie sind 1963 als Spieler zum SC Dynamo Berlin gekommen. Zur Zeit der Wende waren Sie Trainer des Ostberliner Vereins. Wie haben Sie die Umstellung erlebt?

Mit der Einigung Deutschlands sind wir in ein völlig neues Eishockeygeschäft eingestiegen. In der DDR hieß es nur Berlin gegen Weißwasser. So etwas wie einen Wettkampfkalender kannten wir gar nicht. Dann kam die Bundesliga mit so vielen Auswärtsfahrten. Man konnte zuerst gar nicht begreifen, dass man früh um vier Uhr in den Bus steigen musste, um bis nach Schwenningen zu fahren.

Können Sie sich denn noch an ihr erstes Spiel in der Bundesliga erinnern?

Oh ja. Das war für mich hinter der Bande unheimlich aufregend. Wir haben ausgerechnet gegen den Deutschen Meister Düsseldorfer EG gespielt. Denen haben wir alles abverlangt, am Ende stand es 2:2. Peter John Lee, unser heutiger Manager, hat damals bei der DEG gespielt. Das war schon ein richtiges Highlight.

Was hat Sie in Ihrer langen Zeit in Berlin denn sonst noch bewegt?

Natürlich waren die Meistertitel das Beste: Dreimal als Spieler, 15 mal als Trainer. Der erste gesamtdeutsche Titel 2005 war der Wahnsinn. Aber was ich nie im Leben gedacht hätte, ist, dass ich als Trainer NHL-Profis betreue. Es war für mich unfassbar, mit Leuten wie Olaf Kölzig, Erik Cole oder Nathan Dempsey zusammenzuarbeiten.

Sie kennen die Heimspielstätte der Eisbären seit über 40 Jahren. Fällt Ihnen da der Umzug in die neue Halle am Ostbahnhof nicht schwer?

Nur weil man 1950 mit dem Fahrrad gefahren ist, braucht man das 2007 nicht immer noch tun. Ich freue mich riesig auf die neue Halle. Die Fans müssen sich zwar umzustellen, die Stimmung wird aber sicher auch dort rüberkommen. Aber natürlich werde ich den Wellblechpalast immer in mir tragen, weil er ein großer Teil meiner Geschichte ist.

Das Gespräch führte Katrin Schulze.

Hartmut Nickel, 63, Kotrainer der Eisbären, wechselte mit 19 Jahren von Dynamo Weißwasser zum SC Dynamo Berlin. Er spielte 45 mal für die DDR und wurde 1974 Eishockeytrainer.

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