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Neuer Job, neue Liebe. Steve Walker (links) mit Mannheims Cheftrainer Greg Ireland.

© Imago/Buthmann

Eisbären-Legende Steve Walker im Interview: "Stefan Ustorf hat doch auch schon für Mannheim gespielt"

Steve Walker spricht im Interview über seine Aufgabe bei den Adler Mannheim und seine alte Liebe zu den Eisbären Berlin.

Steve Walker, wie sieht es aus in Mannheim? Der Start war wackelig, nun haben die Adler zuletzt überzeugt und erst am Dienstag gegen Ingolstadt gewonnen. Platz sechs sieht ist doch ganz in Ordnung…

Wenn Du Meister wirst und die Erwartungen hoch sind, braucht es eben Zeit, sich neu aufzustellen. Dann waren einige Schlüsselspieler verletzt. Wir haben aber gar nicht so schlecht gespielt, nur haben die Siege gefehlt. Aber die kommen ja jetzt.

 Wollten Sie nicht mal nach Berlin nach ihrer Karriere als Spieler? Schließlich waren sie dort Mannschaftkapitän, wurden fünf Mal Meister und sind nun eine lebende Legende bei den Eisbären.

Ich werde oft gefragt: ‚Warum bist du in Mannheim und nicht in Berlin?‘ Ich sage dann: ‚Das ist doch einfach, es gab nicht so einen Job in Berlin für mich bei den Eisbären.‘

Wie sieht Ihr Job, wie sieht ihre Aufgabe als Co-Trainer in Mannheim genau aus?

Ich arbeite besonders mit den Stürmern. Dann bin ich fürs Penalty-Killing und die Special-Teams verantwortlich. Und das funktioniert ganz gut, wir haben das beste Powerplay in der DEL und das zweitbeste Unterzahlspiel der Liga. Zwei große Gründe für unseren Erfolg zuletzt, wie auch die Zusammenarbeit im Trainerstab. Da hat keiner Angst, nicht seine Meinung klar zu sagen. Das hilft sehr.

Sie kannten Cheftrainer Greg Ireland aus Kanada?

Ja, ich kenne ihn schon seit fünf, sechs Jahren und als ich dann in meiner Heimatstadt in der Juniorenliga gearbeitet habe, da haben wir uns öfter ausgetauscht. Tatsächlich hatten wir vorher über Owen Sound Attack in der OHL (der kanadischen Liga Ontario Hockey League, der Autor) gesprochen, da brauchte Greg einen Assistenztrainer. Aber dann ging er nach Mannheim und so entwickelte sich das alles.

Sie waren für drei Jahre Cheftrainer der Stayner Siskins, ein Nachwuchsteam unweit ihrer Heimatstadt Collingwood in Ontario. Wie waren die ersten Erfahrungen als Trainer?

Ja, ich wollte in das Trainerbusiness einsteigen und dort ging das. Ich habe schnell Gefallen daran gefunden. Und um es kurz zu machen: Nun bin ich Trainer. Als Spieler habe ich selbst immer mit sehr viel Leidenschaft gearbeitet. Natürlich ist es nicht einfach, das zu vermitteln. Im Training – gerade mit jungen Spielern – musst du immer wieder erklären, warum du mit ihnen auf dem Eis stehst. In Mannheim muss ich mich um 24 Jungs kümmern, die alle völlig verschiedene Bedürfnisse haben. Das ist schon komplex.

Warum sind sie denn nach Deutschland zurückgekommen?

Ach, meine Kinder wurden älter, irgendwie habe ich mich nach etwas Neuen gesehnt. Da ist eben immer die Leidenschaft für den Sport da. Ich liebe das Spiel, ich liebe die DEL. Neun, 15 und 17 sind meine Kinder inzwischen alt. Mein ältester Sohn wird wohl bald zum Studieren nachkommen nach Deutschland. Ich bin gerne hier, das Zurückkommen fiel mir nicht schwer. Ich kenne viele Leute in Deutschland.

"Fast wäre ich Co-Trainer von Don Jackson geworden"

Die meisten Menschen kennen sie in Berlin, dort haben sie elf Jahre gespielt. Bei den Eisbären wird ihre Rückennummer 27 nicht mehr vergeben und ihr Trikot hängt unter der Hallendecke und nun sind die in Mannheim?

Das hing doch allein von der Gelegenheit ab. Ich habe mit Don Jackson in den zurückliegenden Jahren mehrmals darüber gesprochen, ihm als Coach in der Red-Bull-Organisation zu helfen. Aber das hat sich nicht ergeben, es passte nicht in meinen Lebensabschnitt. Für mich ist das so: Als Spieler war ich immer ein Berliner, ich wäre zu keinem anderen Team gegangen. Ich war zu glücklich in Berlin. Ich habe mich immer als Eisbär betrachtet.

Jetzt nicht mehr?

Jetzt habe ich eine große Chance erhalten. Ich hatte gute Beziehungen zum Cheftrainer hier in Mannheim…

Am Freitag spielen sie das erste Mal gegen die Eisbären. Mit was für einem Gefühl gehen Sie in das Spiel?

Da gibt es viele, die ich kenne und klar wird es seltsam, gegen so ein Team zu spielen. Also Frank Hördler, André Rankel und Micki DuPont von der anderen Bank aus zu sehen, das wird schon hart. Aber auf der anderen Seite bin ich ein wahrer Profi und werde auf meine Spieler achten. Das ist der Beruf. Mein Job sind Siege. Das ist doch bei Peter John Lee genauso, der war Spieler in Düsseldorf und Stefan Ustorf hat auch schon für Mannheim gespielt.

Nach Berlin kommen sie dann am 4. Dezember…

Das wird schwierig, weil all die großartigen Erinnerungen daran hängen. Ich werde da einmal hinschielen, aber dann werde ich mich aufs Spiel konzentrieren. Ich bin jetzt eben in einem neuen Kapitel meiner Karriere.

Und wie lange wird das in Deutschland dauern?

 Ich habe nur einen Vertrag für ein Jahr. Die Saison hat schon komisch begonnen, wenn man daran denkt, dass Mannheim und Ingolstadt im Finale standen und dann so schlecht gestartet sind. Straubing und Augsburg sind jetzt stark. Das zeigt doch nur wie gut die DEL ist, wie ausgeglichen. Das ist doch großartig für die Fans. Wir hatten ein paar verletzte Schlüsselspieler. Jochen Hecht, Marcel Goc und Marcus Kink ersetzt man nicht eben so schnell mal. Aber jetzt kommen wir, wir haben die Tiefe im Kader. Das haben wir definitiv hier, wir haben viele Alternativen.

Wie gefällt Ihnen denn Mannheim so abseits der Arbeit?

Als Trainer verbringe ich viel Zeit in der Halle. Ich war noch nicht so viel in der Stadt. Es gibt einen wunderschönen Golfplatz hier. Aber am Wichtigsten ist: Die Organisation hier im Klub ist sehr, sehr gut.

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