zum Hauptinhalt
Die Eisbären verstehen sich als Klub für ganz Berlin.

© Kitty Kleist-Heinrich

Eisbären-Manager im Interview: Peter John Lee: "Wir sind ein Klub für ganz Berlin"

Eisbären-Manager Peter John Lee spricht im Interview über die Dominanz seines Klubs, die Aussicht auf die Tabellenführung und die Konkurrenz zu Hertha und Union.

Peter John Lee, sehen Sie gerne den Tatort im Fernsehen?
Tatort? Ja, den habe ich ein paar Mal gesehen, aber ich bin ja oft am Sonntagabend nicht zu Hause. Wieso?

Na, weil beim Tatort die Dramaturgie in einem Punkt vorhersehbar ist: Der Mörder wird immer überführt. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind sich auch in einem Punkt seit Jahren alle einig: Am Ende werden die Eisbären Meister…
Ich hoffe, dass das auch diesmal so ist. Und ich glaube nicht, dass es auf Dauer eintönig ist. Ich will uns nicht in allen Punkten mit Bayern München vergleichen, aber Bayern macht die Fußball-Bundesliga ja auch nicht zu einer langweiligen Veranstaltung. Im Gegenteil. Auch wir machen die Liga stärker. Wenn die Eisbären auswärts antreten, kommen die Zuschauer - weil sie die Eisbären sehen wollen. Wir haben lange dafür gearbeitet um in so eine Position zu kommen.

Am Freitag könnte ihr Team mit einem Sieg gegen Straubing nach sieben Spielen Tabellenführer werden – und das, obwohl die Konkurrenz zwei Spiele mehr hinter sich hat und die Eisbären im August das anstrengende Europapokal-Turnier gespielt haben. Wie erklären Sie sich angesichts dessen die erneute Dominanz?
Dominanz? Das weiß ich noch nicht, wir wissen ja, was am Ende passieren kann. Sie vergessen, was wir vergangene Saison in Augsburg im Viertelfinale erlebt haben. Auch wir sind verwundbar, wir nehmen jeden Gegner ernst, auch Straubing. Tabellenführer sind wir jedenfalls noch nicht.

Michael Pfad, Ihr Kollege als Geschäftsführer bei den Hamburg Freezers, hat vor einiger Zeit gesagt, dass es auf Dauer keinen Spaß machen würde mit der Ausnahmetruppe Eisbären…
Auf Dauer? Was soll so etwas? Wir machen die Liga doch nicht kaputt mit unserer Arbeit. Wir arbeiten mit dem Nachwuchs, denken an Nachhaltigkeit. Wenn wir die Nationalmannschaft somit fördern, ist das ja wohl kaum langweilig für das deutsche Eishockey.

Warum eigentlich läuft es bei den Hamburg Freezers schon wieder nicht so wie gewünscht? Will Ihr Eigner Anschutz nicht, dass Sie seinem anderen Klub in der DEL mal ihr Erfolgskonzept ausleihen?
Die Hamburger versuchen, etwas zu bewegen und sind immer noch in einer Anfangsphase. Man muss ihnen einfach noch Zeit geben. Mehr sage ich dazu mal nicht.

Sie haben in Berlin hinter Hertha den besten Zuschauerschnitt. Selbst der 1. FC Union als Fußball-Zweitligist hatte – ausgenommen das Derby – weniger Besucher als die Eisbären. Wie erklären Sie sich die Popularität Ihres Klubs?
Das ist schon phänomenal, was bei uns passiert. Aber ich freue mich auch, dass es bei Hertha und Union gut läuft. Sportlich und mit den Zuschauern. Wir haben in Berlin viele Sportfans, ich sehe uns nicht als Konkurrenten, sondern als Mitstreiter. Ich sehe auch ganz gerne andere Sportarten. In Nordamerika habe ich mir Baseball und Basketball gerne im Stadion angeschaut, hier ist es Fußball. Optimal wäre auch in Berlin, wenn es mehr Wechselkundschaft gäbe – es ist doch im Leben immer mal interessant, sich etwas anderes anzuschauen, als nur die Stammkneipe.

Bei Ihnen in der O2-World geht es aber manchmal zu wie in einer großen Stammkneipe. Die Fans in der Stehkurve rufen weiter "Ostberlin"…
Sollen sie doch, es ist doch aber auch nicht immer Ernst gemeint. Wir haben Fans aus ganz Berlin. Unsere Anhänger kommen übrigens nicht nur aus Berlin, sondern auch zu einem großen Teil aus Brandenburg – in diese Richtung öffnet sich Hertha zum Beispiel auch. Das finde ich gut.

Sie sind jetzt seit rund zehn Jahren Manager bei den Eisbären. Der Manager Lee ist inzwischen fast schon erfolgreicher als der Spieler. Bekommen Sie manchmal noch Nostalgie-Anfälle, wenn Sie an Ihre Zeit als Spieler zurückdenken?
Ach, die Spielerkarriere war ein schöner Abschnitt in meinem Leben, aber jetzt bin ich auf der anderen Seite und die ist sehr spannend, weil man doch sehr viele Aufgaben und Einfluss hat. Ich bin glücklich, dass ich bei den Eisbären bin und im Eishockey arbeiten kann.

Das Gespräch führte Claus Vetter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false