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Peter John Lee, 57, kam in der Saison 1995/96 als Spieler zu den Eisbären. Später arbeitete er als Trainer und Manager und wurde mit den Berlinern sieben Mal Meister.

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Eisbären-Manager Peter John Lee im Interview: „Der Titel bleibt das Ziel“

Der deutsche Eishockey-Meister Eisbären Berlin hat einen klassischen Fehlstart in die neue DEL-Saison hingelegt. Manager Peter John Lee über das jüngste Debakel, Diskussionen um Trainer Jeff Tomlinson und Meisterschaftschancen in dieser Spielzeit.

Herr Lee, die 0:8-Niederlage der Eisbären in Wolfsburg liegt jetzt fast zwei Wochen zurück. Wie sehr beschäftigt Sie dieses Spiel noch?
Alles, was in einem Spiel schiefgehen kann, ist in Wolfsburg schiefgegangen. Davor haben wir drei Spiele gewonnen, aber davon spricht natürlich nach einem 0:8 keiner mehr. Und auch nicht davon, dass beispielsweise André Rankel und Frank Hördler angeschlagen aufs Eis gegangen sind und deshalb nicht zur Nationalmannschaft gefahren sind. Aber ich hoffe natürlich, dass die Mannschaft etwas aus der Niederlage gelernt hat.

Die Saison verlief bislang für die Eisbären insgesamt ziemlich holprig. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Mannschaften, die viermal hintereinander Meister werden, gibt es im Eishockey ganz selten. Die vierte Saison nach drei Titeln ist schwer. Vor allem mental, weil die Erwartungen an die Spieler sehr hoch sind. Und wenn es wie bei uns zu Beginn nicht läuft, dann steigt natürlich auch der Druck von außen. Und von uns wird jetzt nicht nur ein Erfolg gegen Mannheim (Freitag, 19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof, d. Red.), sondern möglichst gleich eine Serie mit fünf Siegen nacheinander erwartet. Aber darüber dürfen die Spieler jetzt nicht nachdenken. Für sie gilt es, sich nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren.

Sind die Spieler zu satt?
Ich glaube nicht, dass die Spieler zu satt sind. Aber sie brauchen einfach Selbstvertrauen, damit sie ihr Potenzial ausschöpfen können.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen Zusammenhang zwischen den derzeitigen Leistungen und der Verlängerung von 13 Spielerverträgen im Sommer?
Wir wollten den Spielern damit vor allem mehr Verantwortung übertragen. Kurzfristig ist das schwer, mittelfristig hoffen wir, dass das funktioniert und langfristig sehen wir uns gut aufgestellt. Und wir kennen das ja auch. Als wir nach den Meisterschaften 2005 und 2006 nur die Pre-Play-offs erreichten, haben wir auch den Kader nicht komplett ausgetauscht. Wenn du einen guten Spieler entwickeln willst, musst du auch zu ihm stehen.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung Ihrer Führungsspieler?
Für die Eisbären ist das die schwerste Phase in den vergangenen neun Jahren. Die Spieler müssen erst lernen, mit unangenehmen Fragen nach Niederlagen umzugehen. Damit ist der eine oder andere vielleicht noch etwas überfordert. Nehmen wir zum Beispiel unseren Kapitän André Rankel. Wenn es läuft, ist es einfach, Kapitän zu sein. Aber jetzt muss er zeigen, dass er auch mit Misserfolg umgehen kann. Ich vertraue darauf, dass er das gemeinsam mit den anderen Führungsspielern schafft – und damit die Mannschaft langfristig stärker macht.

Wie bewerten Sie die bisherige Arbeit von Trainer Jeff Tomlinson?
Die Situation ist nicht einfach für ihn. Er kommt zum Meister der vergangenen drei Jahre und will natürlich etwas bewegen, und dann spielt die Mannschaft schlecht. Ich glaube aber trotzdem, dass wir mit ihm auf einem guten Weg sind. Der Trainer ist nicht für alles verantwortlich – weder im Erfolg noch im Misserfolg.

Tomlinson steht demnach nicht zur Diskussion?
Ich diskutiere über alles, aber nicht über den Trainer.

Könnten Sie als Manager Ihrem Trainer möglicherweise mit neuen Spielern helfen?
Dass wir nach der Verletzung von Jens Baxmann reagieren müssen, ist keine Frage. Zumal uns Constantin Braun auch schon die ganze Saison über fehlt. Aber deswegen verfallen wir jetzt nicht in einen Kaufrausch, sondern schauen, was wir Stück für Stück verbessern können. Das gilt für unsere jungen Spieler, wo wir gucken, wie wir sie einsetzen, und das gilt auch für eventuelle Verstärkungen. Wir brauchen einen tiefen Kader, denn wir wollen schon noch etwas erreichen und die Saison nicht aufgeben.

Das heißt, Sie korrigieren Ihre Ziele nicht nach unten?
Nein! Das Ziel, Meister zu werden, gilt immer noch. Wir spielen nicht um Platz zehn oder die Play-off-Teilnahme. Das wäre der falsche Ansatz – auch wenn wir natürlich wissen , dass eine Meisterschaft nicht jedes Jahr machbar ist.

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