zum Hauptinhalt
Mann mit Erfolgen. Zuletzt gewann Jackson mit den Eisbären die European Trophy.

© Gepa Pictures

Eisbären ohne Chef: Don Jackson fehlt gegen die DEG

Coach Don Jackson fehlt den Berlinern aus familiären Gründen am Freitag – und muss sich Spekulationen um seine Nachfolge bei den Eisbären gefallen lassen.

Von Katrin Schulze

Der Chef ist weg und die Angestellten treiben Schabernack. Ganz so akut ist es nicht, dennoch sind die Profis der Eisbären beim Training am Donnerstag sichtlich gelöst. Die Feldspieler Florian Busch und Constantin Braun probieren sich unter grölenden Schreien ihrer Kollegen als Torhüter, und Ersatztrainer Hartmut Nickel wird mit Beifall zu seiner Schicht auf dem Eis begrüßt. Seit drei Tagen ist Nickel zusammen mit dem anderen Assistenzcoach Vince Malette nun schon für die hauptamtliche Betreuung des Berliner Eishockeyklubs zuständig, weil Chefcoach Don Jackson wegen einer plötzlich Erkrankung seiner Tochter in die USA gereist ist.

Eigentlich wollte Jackson am heutigen Abend, wenn seine Eisbären beim Tabellenzweiten Düsseldorfer EG antreten (20.20 Uhr, live bei Sky), wieder zurück sein, doch der Zustand seiner kranken Tochter hat sich verschlimmert: Wegen eines Nierenleidens wurde sie auf die Intensivstation verlegt. „Das kam sehr überraschend für uns“, sagt Nickel am Donnerstag. „Wir hatten die Hoffnung, dass Don rechtzeitig zurückkommt, aber nun arbeiten wir eben als Team daran, die drei Punkte nach Berlin zu holen.“ Per Telefon und via Internet halten Nickel und Malette Kontakt mit Jackson. An der taktischen Maßgabe ihres Chefs haben sie nichts geändert, an der Methodik allerdings schon. Ein bisschen Abwechslung haben sie in den zuletzt von harten Nachrichten geprägten Alltag der Berliner gebracht – und so für ein wenig Lockerheit unter den Profis gesorgt.

Neben Jackson ist auch Kapitän Stefan Ustorf zu seiner Familie in die USA gereist; sein Sohn ist schwer erkrankt. „Natürlich vermissen wir die beiden“, sagt Stürmer Denis Pederson, „aber wir können mit der Situation umgehen. Wir wissen, was auf uns zukommt.“

Tatsächlich ist die Situation für Jacksons Spieler nicht neu. Schon vor zwei Jahren hatte der Trainer wegen Problemen seiner Tochter Berlin überhastet verlassen. Damals übernahm Hartmut Nickel gemeinsam mit Jeff Tomlinson für zwei Begegnungen die Regie – und führte die Eisbären zu zwei Siegen. Pikanterweise trainiert der einstige Berliner Kotrainer Tomlinson mittlerweile den heutigen Gegner der Eisbären. Er kennt die Berliner aus zehn Jahren gemeinsamer Arbeit und darf sich das Urteil erlauben, dass „sie als Zeichen für Don jetzt erst Recht gewinnen wollen“. Trotzdem hat der Düsseldorfer Trainer Tomlinson keinen Grund, Angst vor den derzeit auf Tabellenplatz vier rangierenden Eisbären zu schüren – zu gut ist Tomlinsons eigene Quote. Seine herausragende Bilanz im Rheinland – 14 der vergangenen 16 Spiele hat die DEG gewonnen – hat längst Spekulationen über einen neues Angebot laut werden lassen. Wer wohl an dem 40 Jahre alten Coach interessiert sein könnte? Die Eisbären natürlich. So will es zumindest der Düsseldorfer Boulevard wissen. Jeff Tomlinson selbst wird schweigsam, als dieses Thema zur Sprache kommt. „Darüber möchte ich nicht reden“, sagt er. Bis zum Ende der Saison konzentriere er sich voll und ganz auf seine Arbeit bei der DEG, danach werde man weitersehen. Ein Dementi klingt anders.

Es mutet ein wenig makaber an, dass während der Abwesenheit von Don Jackson schon über seine Nachfolge geredet wird. Aber zum einen hat Don Jackson seinen am Ende der Saison auslaufenden Vertrag in Berlin noch nicht verlängert und zum anderen gibt es die mit „ein wenig Brisanz“ verbundene Ansetzung (Nickel) des Spiels Düsseldorf - Berlin her. So einiges verbindet die beiden Klubs ja: Eisbären-Manager Peter John Lee stürmte in früheren Zeiten erfolgreich für die DEG, Don Jackson trainierte sie einst. Und jetzt spielt sie unter Tomlinson auch noch das gleiche System wie die Eisbären.

„Die Düsseldorfer sind uns vor allem was das Forechecking angeht sehr ähnlich“, sagt Jacksons Vertreter Vince Malette, der ein wenig schüchtern über die Chancen seines Teams spricht. Wie Hartmut Nickel wäre es ihm nicht unrecht, wenn er bald wieder in den Hintergrund treten könnte. Dass Don Jackson am Sonntag beim Heimspiel gegen die Kölner Haie wieder hinter der Bande steht, erscheint im Moment jedoch eher unwahrscheinlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false