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Eisbären siegen in Ingolstadt: Mit Ungeduld ins Halbfinale

Bereits nach 30 Sekunden stand es 0:1, am Ende waren die Ingolstädter in der eigenen Halle mit 1:4 besiegt. Die Eisbären stürmen ins Halbfinale - dort wartet die Düsseldorfer EG.

Von Katrin Schulze

Es gibt viele Eigenschaften, die das erfolgreichste deutsche Eishockeyteam der vergangenen Jahre auszeichnet. Geduld zählt in erster Linie nicht dazu. Forsch und rasant haben es die Eisbären Berlin gerne. Das jüngste Exempel dieses Umstands datiert vom gestrigen Dienstagabend, als sie es anscheinend kaum abwarten konnten, ihre Halbfinaleinzugsfeier einzuläuten. Keine 30 Sekunden hatten sie da auf fremden Eis gestanden und schon war der  Kontrahent erstmals überrumpelt. Am Ende siegten die Berliner sogar 4:1 (2:0, 0:1, 2:0) beim ERC Ingolstadt und zogen mit durch 3:1-Siege tatsächlich ins Halbfinale um die deutsche Eishockeymeisterschaft ein. Dort treffen sie ab kommenden Sonntag auf die Düsseldorfer EG und ihren ehemaligen Assistenztrainer Jeff Tomlinson.

Am Dienstag jedoch machte erstmal der hauptamtliche Trainer Berlins auf sich aufmerksam. Mit einem beherzten Sprung auf die Spielerbank und einem ordentlich Klaps auf den Rücken seiner Profis gab er den Rhythmus für seine Mannschaft vor. Die Botschaft war eindeutig: Eine Reaktion sollte doch bitteschön her nach der Sonntagsniederlage in Berlin – und zwar in mehrerer Hinsicht. „Es wird nicht nur auf die Frische, sondern auch ganz besonders auf den Kopf ankommen“, hatte Don Jackson vor dem Spiel gesagt. Und was durfte der Berliner Trainer zur Kenntnis nehmen? Dass die Beine seiner Mannschaft funktionierten, und die Sache mit dem Kopf sogar noch ein bisschen besser. So schnell wie am Dienstagabend hatte sich wohl selten eine Mannschaft ihrer eigenen Sorgen und der Kritik von außen entledigt. Gerade mal 29 Sekunden zeigte der Videowürfel an, als Travis Mulock auf Vorlage von André Rankel den Puck zu seinem vierten Tor der laufenden Play-offs über die Linie drückte.

Da waren sie also wieder, die Eisbären wie sie schon in den ersten beiden Duelle der Serie aufgetreten waren: kompromisslos und konsequent. Nach der ersten Chance und dem ersten Treffer des Spiels legten sie eine kleine Übungseinheit um Unterzahlspiel ein. Kaum kam ein Berliner Profi von der Strafbank zurück, da marschierte der nächste auch schon hinein. André Hördler, Mads Christensen und Jim Sharrow dezimierten ihre Mannschaft in dieser Reihenfolge und ermöglichten den Gastgeber so jede Menge Freiraum - allein, er wusste ihn nicht zu nutzen. Zum einen, weil er zu ungenau agierte, und zum anderen, weil die Eisbären sich vehement dagegen stemmten und sich so ziemlich in jeden vermeintlich gefährlichen Schuss schmissen.

Wie man Überzahl besser spielt, durften sich die Ingolstädter kurze Zeit später ansehen. Nachdem sie sich vom aggressiven Spielstil der Berliner anstecken lassen hatten und mit gleich mit zwei Mann weniger dastanden, traf Florian Busch für die Eisbären zum 2:0. Die Bayern hatten geschaut – und verstanden. Quasi mit der ersten Chance des zweiten Drittels kamen sie durch ein Tor des früheren Berliner Christoph Gawlik wieder heran. Und nun wurde es tatsächlich nochmal dramatisch. Angefeuert vom Großteil der 4540 Zuschauer in der Ingolstädter Arena spurtete der ERC nun um seine letzte Chance; er kämpfte und rannte und schoss - solange, bis die Eisbären mitten hineinplatzen in die energischste Phase ihres Gegners. Kapitän Stefan Ustorf selbst und kurz vor Schluss erneut Mulock machten Schluss mit den Träumen von Ingolstadt – und entfachten stattdessen die des eigenen Anhangs. Schon fünf Minuten vor Schluss stimmte die etwa 300 Mann starke Reisegruppe aus Berlin in Ingolstadt das Liedchen mit dem Titel „Halbfinale ist schööön“ an. Bis zum Ende wollten sie sich damit nicht gedulden.

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