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Tanztrainer. Don Jackson feierte in Wolfsburg fast schon routiniert.

© Harald Ottke

Eisbären-Trainer Don Jackson: Bleibt er oder geht er?

Don Jackson hat mit den Eisbären drei Meistertitel geholt, trotzdem musste er viel Kritik einstecken.

Von Katrin Schulze

Berlin - Viel gab seine Stimme nicht mehr her, Peter John Lee hatte eine akute Heiserkeit davongetragen, aber eine Sache wollte er beim nächsten Part der anlässlich des fünften Meistertitels in der Deutschen Eishockey-Liga anberaumten Feierlichkeiten dann doch noch unbedingt loswerden. „Ich möchte mich ganz besonders bei Don Jackson bedanken“, krächzte der Manager der Eisbären am Donnerstagabend bei einem Empfang vor versammelter Mannschaft und Sponsoren ins Mikrofon. „Er hat in dieser Saison immer die richtige Antwort gefunden und eine Super-, Super-, Superarbeit gemacht. Vielen Dank dafür.“

Wenn man dem Manager des Berliner Eishockeyklubs Perfidität unterstellen möchte, könnte man meinen, es handelte sich um die Abschiedsrede für einen sehr verdienten, aber eben auch ausgedienten Trainer. Meint man es gut mit Lee, dann spricht aus der mitgenommen Kehle des Managers wohl einfach nur tiefe Dankbarkeit. Immerhin hat Don Jackson die Eisbären nun schon zum dritten nationalen Titel geführt – erfolgreicher war in Berlin noch kein Trainer. Und dennoch ist immer noch unklar, ob dieser große Mann die Mannschaft auch künftig betreut. Ein positives Gefühl habe er, berichtet der Betroffene selbst über die Verhandlungen um seinen Job, und überhaupt: „Ich möchte gerne bleiben, das sage ich aus vollem Herzen.“

Es kommt selten vor, dass Don Jackson mit so viel Pathos redet. Meist gibt er sich überaus besonnen, ja fast schon emotionslos. Und genau diese Eigenschaft war es, die ihm immer wieder Kritik einbrachte. Er würde zu wenig kommunizieren und könne auf kritische Situationen nicht angemessen reagiere, hieß es dann – nicht in einem Eishockeyspiel und auch sonst nicht. In dieser Saison hat der 54 Jahre alte US-Amerikaner allerdings genau das Gegenteil bewiesen. Trotz einer holprigen Hauptrunde, trotz jeder Menge Zweifel an der Stärke seines Teams und trotz ein paar Auseinandersetzungen mit seinen Spielern hat er es wieder mal bis ganz nach oben geschafft.

Nur einmal ist es Jackson in den nunmehr vier Jahren als hauptverantwortlicher Trainer misslungen, die Meisterschaft mit den Eisbären zu holen – es ist noch gar nicht lange her. „Dass wir im vergangenen Jahr schon im Viertelfinale ausgeschieden sind, hat sich negativ auf meine Vertragssituation ausgewirkt“, sagt er. Plötzlich war er nicht mehr unangreifbar, und plötzlich – als auch in den ersten Monaten der folgenden Saison nicht mehr alles zusammenlief – sah sich der Berliner Coach schon mit potenziellen Ersatzkandidaten für seinen Job konfrontiert.

Anfang des Jahres plapperte der Augsburger Larry Mitchell im Beisein Jacksons öffentlich über Gespräche mit Manager Peter John Lee und den Eisbären. Zwar will Lee sich mit „tausend Leuten“ unterhalten haben und unterstellt Mitchell „Eigenwerbung“, dennoch hat Jackson gelitten unter dem vermeintlichen Vertrauensverlust, war er seinem Arbeitgeber gegenüber doch selbst immer loyal. Auch jetzt kommt ihm nicht in den Sinn, irgendetwas auch nur ansatzweise Kritisches zu erzählen. Ob er wirklich so hohe Gehaltsforderungen habe, wie es der Berliner Manager angedeutet hat? „Darüber kann ich nichts sagen.“ Und was ist mit den Berichten über eine von ihm ausgehende Bewerbung bei einem Verein in der Schweiz? „Alles Spekulation.“

Nein, mehr als ein paar Häppchen wird man in diesen Tagen von dem ehemaligen Weltklasseverteidiger nicht zu seiner aktuellen Situation hören, nur wenn man ihn auf seine Meistermannschaft anspricht, gerät er ins Plaudern. Dann erzählt er von Profis, die die Play-offs ihres Lebens gespielt hätten, von einer großartigen Defensivarbeit, von viel Charakter, Erfahrung undsoweiterundsofort. Doch wie viel von alldem übrig bleibt, ist ziemlich fraglich, denn die Personalie Jackson ist zwar die wichtigste, aber nur eine von vielen, die den Berliner Klub in den kommenden Tagen beschäftigen wird.

Nächste Woche sollen die ersten Entscheidungen bei den Eisbären fallen. Wenn die Meister-Feierlichkeiten ausgeklungen sind – und Peter John Lee seine Stimme wiedergefunden hat.

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