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Grübeln für den Titel. Don Jackson führte die Eisbären Berlin in sechs Jahren zu vier Meisterschaften.

© dpa

Eisbären-Trainer Jackson: Der sture Don

Immer wieder heißt es, Don Jackson werde nach der Saison den Verein wechseln. Nun wehrt sich der Trainer der Eisbären gegen die Wechselgerüchte. Aber er wirkt angegriffen.

Von Katrin Schulze

Von den vielen Eigenarten, die der Mann aus Minnesota mit nach Deutschland gebracht hat, schätzten und bewunderten die meisten besonders eine. Diejenige, die am wenigsten zur Branche passen wollte, in der er hierzulande anheuerte. In der hektischen, zuweilen auch schon mal unübersichtlichen Eishockeyszene gab sich Don Jackson meistens besonnen. Er grübelte lange, dachte nach und wägte ab, bevor er etwas sagte. Selbst nach einem gewonnenen Meistertitel schlich er alleine übers Eis und starrte in Gedanken vor sich hin, während seine Spieler um ihn herum grölten und feierten.

Seit dieser Saison aber hat sich etwas geändert. Don Jackson hat sich verändert. Er ist reizbar geworden. Und er wirkt angegriffen. Es braucht nur ein Wort, und schon fühlt sich der 56 Jahre alte US-Amerikaner angepiekst. Das Wort heißt „Zukunft“, das Wort „Wechsel“ funktioniert aber auch.

Dazu sollte man wissen, dass Don Jacksons Vertrag in Berlin nach dieser Saison ausläuft und viel darüber geschrieben wurde, wo er wohl danach hinter der Bande stehen würde. „Das ärgert mich“, sagt Jackson gar nicht mehr so besonnen. „Und es ärgert mich vor allem, weil alles falsch ist, was da stand.“ Hartnäckig wurde Jackson mit den von Red Bull unterstützten Eishockeyklubs in Verbindung gebracht. Zunächst hieß es, er solle in München Cheftrainer werden, zuletzt war von Salzburg die Rede. Die Spekulationen könnte Don Jackson vielleicht irgendwie ertragen, hätte er im Hier und Jetzt nicht schon genug Probleme.

Zwar liegen seine Eisbären nach dem 3:0-Erfolg am Freitag in Iserlohn auf dem dritten Tabellenplatz, dennoch können sie sich ihrer eigenen Stärke nicht sicher sein. Gerade dies aber wäre zum Beispiel am Sonntag wichtig, wenn sie in eigener Halle auf den direkten Verfolger aus Krefeld treffen (14.30 Uhr). Immer, wenn die Berliner in dieser Spielzeit dachten, dass sie sich stabilisiert hätten, folgten auch schon wieder Niederlagen in Serie. Es sind die vielen Unwägbarkeiten, Abgänge und Umstellungen, die dem Trainer kurz vor Beginn der Play-offs immer noch zu schaffen machen. Jackson spricht nicht umsonst von seiner „bisher schwierigsten Saison hier“.

Tatsächlich scheint es, als wäre er in den vergangenen Monaten um Jahre gealtert. Sein Gesicht ist fahler und faltiger geworden. Manchmal versteckt er große Teile davon neuerdings auch hinter einem Vollbart. Als er vor sechs Jahren bei den Eisbären anfing, machte Don Jackson mit seiner Glatze und den energisch dreinblickenden Augen mächtig Eindruck. Wie die Beobachter, so waren auch seine Profis begeistert von seinem Auftreten – und seiner Art.

Er machte mächtig Eindruck

Der Coach verzieh seinen Spielern so manchen Ausrutscher und ließ sie einfach laufen und – was sie ohnehin am besten konnten – spielen. Dabei sprangen vier Meistertitel heraus – erfolgreicher arbeitete kein anderer Trainer bei den Eisbären. Und doch hat sich Jackson nicht immer recht gewürdigt gefühlt. Er stellte sich gegenüber Vorgesetzten und Spielern auch mal stur. Dann übertrieb er es mit der Ruhe und Besonnenheit.

Dass Beziehungen zwischen Spielern und Trainern im Sport abflachen, ist nichts Ungewöhnliches. Ansprachen wirken irgendwann womöglich nicht mehr, Methoden nutzen sich ab. So war es auch bei Jacksons Vorgänger Pierre Pagé, der bis heute ein guter Freund des jetzigen Berliner Coaches ist und – wie passend – als Sportdirektor für die Vereine aus München und Salzburg gehandelt wird.

Auch mit ihm werde in dieser Sache nicht fair umgegangen, sagt Don Jackson, der die Nachfrage nutzt, um grundsätzlich zu werden: „Über meine Zukunft rede ich nie während einer laufenden Saison – nicht mit der Presse und nicht mit den Spielern.“ Seine Zukunft stand in Berlin schon einmal zur Diskussion. Vor zwei Jahren befand sich Jackson hier kurz vor dem Aus.

Ähnlich wie heute hatten die Eisbären eine eher holprige Hauptrunde gespielt. Trotzdem gelang es dem Trainer damals, in der Endrunde die beste Mannschaft aufs Eis zu stellen. Danach verlängerte Jackson seinen Vertrag um zwei weitere Jahre, weil er noch nicht an seine trainerischen Grenzen gestoßen war. Weil ihm bewusst wurde, wie viel er noch bewirken konnte. Diesmal scheint Don Jackson davon nicht komplett überzeugt zu sein. Diesmal scheinen die Alternativen für ihn konkreter zu sein. Vor allem jedoch reagiert er auf Nachfragen und Diskussionen zu dem Thema nicht mehr ruhig, sondern erregt. Beinahe aufgeregt.

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