zum Hauptinhalt

Eisbären-Verteidiger: Frank Hördler: Heimlich, still und erfolgreich

Frank Hördler bleibt lieber im Hintergrund, spielt bei den Eisbären aber eine herausragende Saison. Sieben Tore hat der Verteidiger bereits erzielt. Nun will er in Düsseldorf den zweiten Halbfinalsieg einfahren.

Von

Berlin - Man könnte jetzt schöne Geschichten über die Vordermänner der Eisbären schreiben. Über die unglaubliche Form von André Rankel, über die Treffsicherheit von Travis Mulock oder das Comeback von Mads Christensen oder, oder, oder. Die Stürmer sind natürlich meist die auffälligsten Akteure, doch Eishockey ist auch ein Sport der Verteidiger. Und da spielt gerade ein Mann so eine gute Rolle, dass es ihm schwer fällt, im Hintergrund zu bleiben – auch wenn er sich dort am wohlsten fühlt. Die große Bühne und das Rampenlicht brauche er nicht, sagt Frank Hördler, nachdem er am Mittwochmorgen nach der Übungseinheit seines Teams in Badelatschen aus der Kabine geschlurft ist.

Frank Hördler ist nicht der Typ für großspurige Worte, ein Selbstdarsteller wird aus ihm vermutlich auch nicht mehr. Dafür ist der 26 Jahre alte Sachse allerdings umso gründlicher und verlässlicher, so wie es für einen Defensivverteidiger, und das ist Hördler, gerade recht ist. Auch wenn er damit nicht sonderlich heraussticht, vergeht im Moment kaum ein Spiel, für das ihn sein Trainer nicht anschließend lobt. Erst am Dienstag nach dem zweiten Duell des Play-off-Halbfinals gegen die Düsseldorfer EG war es wieder so weit. „Frank Hördler hat herausragend gespielt, er ist eine fantastische Stütze“, sagte Don Jackson da. Überhaupt spiele sein Verteidiger gerade so gut, wie es der Coach von ihm noch nie gesehen habe.

Dabei setzt Jacksons aktueller Lieblingsspieler in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft eigentlich nur eine Tendenz fort, die sich während der ganzen Saison angedeutet hat: Er spielt vermutlich die bislang beste Saison seiner Karriere. Ungeheuer solide tritt er auf, und hin und wieder, wenn keiner damit rechnet, taucht er dann wie aus dem Nichts auf und überrascht die Zuschauer mit Sololäufen und gekonnten Torabschlüssen. Sieben Saisontore hat er so bisher schon für die Berliner erzielt; ein besonders wichtiges davon im ersten Viertelfinalspiel, als er allen davonzog, wie es ein Stürmer nicht hätte besser machen können.

Es ist nicht so, dass dem Eishockeyprofi die offensive Rolle nicht liegen würde, er trainiert sie sogar permanent – nur darf er sie bei den Eisbären, die schon zig stürmische Verteidiger in ihren Reihen wissen, einfach nicht oft ausleben. Vielmehr ist er meistens dazu verpflichtet, seinen Abwehrpartner abzusichern. „Derrick Walser ist vorne sehr gefährlich, da mache ich das gerne für ihn“, sagt Hördler. Ob er sich durch den bevorstehenden Wechsel seines Kollegen in die Schweiz künftig mehr austoben darf? Hördler würde es nicht von seinem Klub verlangen, ein bisschen hofft er aber wohl darauf. Und seine Position gibt das auch her.

Dass der Verteidiger inzwischen so etwas wie ein heimlicher Führungsspieler geworden ist, entspringt einer logischen Entwicklung. Weil er schon vor acht Jahren als junger Bursche bei den Berlinern ins Profiteam rutschte, hat er mit seinen 26 Jahren jede Menge Erfahrung – und die zählt gerade in den Play-offs. „Man hat uns über Jahre hinweg aufgebaut“, sagt Frank Hördler. „Das ist jetzt der Lohn dafür.“ Als richtiger Star geht er deshalb aber noch lange nicht durch. Denn die Tatsache, dass er nicht den Sprücheklopfer gibt und lieber still und leise überzeugt, führt dazu, dass viele gar nicht bemerken, wie talentiert er eigentlich ist. Nicht umsonst hält ihn auch sein langjähriger Kollege Steve Walker für den „meistunterschätzten Spieler der Liga“.

Frank Hördler würde in seiner eigenen Einschätzung soweit nicht gehen, dazu ist er zu bescheiden. Lieber als über sich selbst redet er von der gesamten Mannschaft, bei der er einen „extremen Willen“ ausgemacht hat. Der Wille war sogar so extrem, dass die Eisbären nach der knappen Niederlage im ersten Halbfinalspiel in Düsseldorf im zweiten Duell am Dienstag gleich mal 5:1 gewannen und die Best-of-five-Serie ausglichen. Da kann beim dritten Aufeinandertreffen am heutigen Donnerstag in Düsseldorf (19.35 Uhr, live bei Sky) doch wohl nicht viel schiefgehen, oder? Von wegen. „Es war nur ein Spiel“, sagt Don Jackson. „Jetzt gilt, so konzentriert und engagiert weiterzuspielen. Nachlässigkeiten dürfen wir uns nicht erlauben.“

Bei seinem Verteidiger mit der Nummer sieben braucht sich der Trainer über solche Dinge keine Sorgen zu machen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false